Wenn ich in meiner Küche umhergehe, habe ich immer noch das Gefühl, von zwei großen dunklen Hundeaugen beobachtet zu werden. Dabei ist es schon viele Wochen her, dass die kleine Luna auf ihrem Lammfell in der Ecke lag, gerade einmal eine Handvoll Hund. In den letzten Tagen konnte sie kaum noch den Kopf heben. Nur ihre Augen haben mich auf Schritt und Tritt verfolgt, stumm, um Hilfe bittend, die ich ihr leider nicht geben konnte.
Dabei fing alles so gut an. Luna war bei mir und damit scheinbar in Sicherheit. Eine junge Frau hatte den Mischlingswelpen auf dem Polenmarkt in Slubice gekauft. Als Geschenk für eine Freundin. Zufällig war ich auch gerade dort mit einem Fernsehteam von SAT 1. Wir überredeten die Käuferin, Luna kostenlos von unserer Tierärztin in Deutschland untersuchen zu lassen. Wie sich herausstellte, litt das höchstens sechs Wochen alte Hundchen an hohem Fieber, blutigem Durchfall und extremem Wurmbefall. Alles deutete auf die schlimme und oft tödlich verlaufende Infektionskrankheit Parvovirose hin. Unsere Tierärztin behielt Luna gleich da, um sie intensiv betreuen zu können. Angesichts der zu erwartenden hohen Tierarztkosten willigte die Hundebesitzerin ein, aktion tier ihre Luna zu übereignen.
Zwischen Medikamenten und "Kuschelbär"
Für mich war der Fall damit abgeschlossen. Luna, die gerade erst ihrer Hundemutter entrissen worden war, wollte jedoch nicht allein in ihrer Hundebox beim Tierarzt bleiben und jaulte die ganze Praxis zusammen. Kurz entschlossen nahm ich sie zu mir – mitsamt einer Wagenladung Medikamente, Spritzen und Spezialfutter. Kein Problem, wir schaffen das schon. Luna war rund um die Uhr bei mir. Es waren lustige und schöne Tage. Die Kleine fraß gut, nahm brav ihre Medikamente und auch der blutige Durchfall ging zurück. Sie tobte tagsüber durchs Büro, kämpfte mit ihrem Kuschelbären und ging liebend gerne mit mir spazieren. Leider durfte sie wegen der Ansteckungsgefahr keinen Kontakt zu anderen Hunden haben. Ihr Lieblingsplatz war vorne in meiner Jacke. Hier hatte sie es warm und immer alles im Blick. Weil Luna nicht allein sein konnte, schlief ich den größten Teil der Nächte neben ihr auf dem Küchenboden. Luna war nicht stubenrein, deshalb musste sie bei mir Zuhause in der Küche wohnen. Natürlich war aber auch der Rest der Wohnung nicht vor ihr sicher und bei jeder sich bietenden Gelegenheit stürzte sie sich auf meinen Bettvorleger, um ihm den Garaus zu machen.