Wellensittiche | Ratgeber Tiermedizin

Milbenerkrankung bei Vögeln – Schnabelräude

Was für ein hässliches Wort! Hinter diesem unschön klingenden Begriff verbirgt sich aber auch tatsächlich eine ziemlich ekelerregende Erkrankung. Sie betrifft Vögel und hier vor allem Wellensittiche. Dem Tierhalter fällt zunächst auf, dass die Gegend rund um den Schnabel zu wachsen scheint. Es bildet sich ein schwammartig aussehendes, hornähnliches Gebilde.

Diese Wellensittiche sind gesund und munter, so soll es sein! Foto: kadisha / Lizenz: CC0 1.0 Universell CC0 1.0

Bei genauerem Hinsehen erkennt man darin winzige Löcher. Diese Hohlräume sind die Wohnungen eines ungebetenen Gastes. Es handelt sich um eine Milbe. In der Fachsprache heißt sie Knemidocoptes pilae. Diese unangenehmen Parasiten bringt der Vogel schon von den Elterntieren mit. Sie werden bei der Fütterung der Jungtiere vom Schnabel der Elterntiere auf den Schnabel des Nachwuchses übertragen.

Dort bleiben sie auch, zunächst ohne aufzufallen. Sie leben im Gegensatz zu vielen anderen Parasiten ausschließlich dort, nicht in der Umgebung der Vögel. Bis zu etwa zwei Jahren können sie unentdeckt belieben. Erst in fortgeschrittenem Alter, bei Stress oder einer anderen Krankheit gewinnen sie die Oberhand und können sich vermehren. Sie bohren sich in das Schnabelhorn und regen damit das Hornwachstum an. Die borkigen, porösen Veränderungen weisen eine grau bis gelbliche Färbung auf. Vom Schnabel aus können sie sich auf die Umgebung der Augen, die Beine oder auch auf die Kloake ausweiten.

Schnabelräude beim Wellensittich.
Schnabelräude beim Wellensittich. Foto: Uwe Gille CC BY 3.0

Wird der Befall einigermaßen frühzeitig erkannt, ist die Prognose gut.

Allenfalls Schnabeldeformationen können die Folge sein, wenn die Milben die Wachstumszone des Schnabels erreicht haben. Behandelt wird mit Tinkturen, die direkt auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden, um das überschüssige Horn abzulösen und die Milben zu töten. Vögel, die zu scheu sind, um sie richtig festzuhalten, kann man auch mit Spot on-Präparaten, die man in größeren Zeitabständen aufs Gefieder träufelt, therapieren. Von dort wird der Wirkstoff über die Vogelhaut resorbiert und wirkt dann vom Inneren des Vogelkörpers mit einer abtötenden Wirkung auf die Parasiten ein. Richtig diagnostiziert, kann dem Vogel dann meistens geholfen werden.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.