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Mit dem Igel durchs Jahr – Der Igel im Herbst

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, und es warten neue Herausforderungen auf die Igel. Während manche Igeljunge schon über ein ausreichendes Fettpolster für den Winterschlaf verfügen, müssen andere dies noch aufbauen. Begleiten Sie mit uns die Igel im Herbst.

Dieser junge Igel ist tagsüber unterwegs, um Futter zu suchen.
Dieser junge Igel ist tagsüber unterwegs, um Futter zu suchen. Foto: © aktion tier-Igelzentrum Niedersachsen

Was machen die Igel im Herbst?

Die Paarungszeit der Igel dauert etwa von Mai bis August. In Mitteleuropa werden die meisten Igeljungen im August geboren, allerdings können auch noch im September Geburten vorkommen. Zweitwürfe sind in Deutschland hingegen eher selten. Etwa drei bis vier Wochen nach der Geburt verlassen die Jungen das Nest und unternehmen Streifzüge mit der Igelmutter. Mit ca. sechs bis acht Wochen sind die Igeljungen dann selbstständig. Da Igel Einzelgänger sind, gehen sie nun alle getrennte Wege. Die Igelin hat eine anstrengende Zeit hinter sich, in der sie sich selbst und ihre Jungen ernähren musste. Auch sie ist nun auf der Suche nach Nahrung, um sich ein ausreichendes Fettdepot für den Winter anzufressen. Da Igelmännchen keinen Anteil an der Aufzucht der Jungen haben, starten sie in der Regel früher und mit besseren Voraussetzungen in die Vorbereitung für den Winterschlaf.

Was gefährdet Igel im Herbst besonders?

Im Herbst steht die Vorbereitung auf den Winterschlaf an. Das heißt, es müssen Fettreserven angelegt und ein Winterschlafnest gebaut werden. Da Jungigel spät im Jahr geboren werden, ist die Zeit bis zum Winterschlaf dafür knapp. Die Jungen müssen besonders viel fressen, um erstens ihren täglichen Energiebedarf zu decken, zweitens zu wachsen und drittens Fettreserven aufzubauen, um den Winter zu überstehen. Im Verlauf des Jahres verringern sich dann die Futterquellen und die Nächte werden kälter, weshalb insbesondere Jungigel oft auch im Tageslicht nach Futter suchen. Teilweise sind Jungigel noch bis in den Winter hinein aktiv, während erwachsene Igel bereits den Winterschlaf angetreten haben.

Dieses Igelweibchen liegt mit ihren Jungtieren im Nest
Dieses Igelweibchen liegt mit ihren Jungtieren im Nest Foto: © aktion tier-Igelzentrum Niedersachsen

Der Herbst bedeutet Hochsaison für unsere Igelstation!

In dieser Zeit werden zum Großteil Jungigel vorgestellt, die durch Tagaktivität, Abmagerung und Schwäche auffallen. Einige leiden unter äußeren oder inneren Parasiten. Insbesondere schwache Tiere sind außerdem in den noch wärmeren Monaten von Fliegeneiern bzw. -maden befallen. Immer wieder stoßen wir mit unseren 105 Stationsboxen an unsere Kapazitätsgrenze und können dann leider nur noch dringende Notfälle – offensichtlich sehr kranke und verletzte Igel – aufnehmen. Wann immer möglich, freuen wir uns, wenn die Finder stabile Tiere weiter pflegen und auf den Winter vorbereiten können.

Im Jahr 2024 wurde am 15. November der 500. Igel des Jahres vorgestellt, und erfahrungsgemäß werden wir diese Zahl in diesem Jahr wieder überschreiten.

Dieser Igel hatte grünlichen Durchfall (auf dem Foto zu erkennen).
Dieser Igel hatte grünlichen Durchfall (auf dem Foto zu erkennen). Der Kotausstrich zeigte ein massives Vorkommen von Lungenwurmlarven und Darmhaarwurmeiern. Leider war er bereits zu schwach und ist noch in der Igelstation verstorben. Foto: © aktion tier-Igelzentrum Niedersachsen

Ein gesundes Immunsystem kann Parasiten weitgehend abwehren. Wenn ein Igel jedoch geschwächt ist – sei es durch Unterernährung, Krankheit oder Verletzungen – arbeitet sein Immunsystem nicht effizient. Parasiten, wie z. B. Milben, Flöhe und Würmer, vermehren sich stärker, da der geschwächte Organismus ihnen weniger Widerstand entgegensetzen kann.

Außerdem sind geschwächte Igel oft weniger mobil und verweilen somit eher in Bereichen mit höherer Parasitendichte. Da Igel sich normalerweise auch durch Selbstpflege von Ektoparasiten (äußeren Parasiten) befreien, fällt dieser Schutzmechanismus bei geschwächten Tieren ebenfalls weg.

Wie kann man Igel im Herbst unterstützen?

Am besten können Igel im Herbst unterstützt werden, indem ihr natürliches Nahrungsvorkommen gefördert und Nestmöglichkeiten angeboten werden. Das heißt: eine naturnahe Gartengestaltung, in der Totholz, Reisig und Laub liegenbleiben.

Denn mit gesammeltem Reisig und Laubhaufen unterstützen Sie den Igel dabei, sich ein Nest für den Winterschlaf bauen zu können. Auch ein Igelhaus kann ihn unterstützen. Totholz ist außerdem ein guter Lebensraum für Insekten und fördert damit das Nahrungsangebot.

Sollten magere Igel gesehen werden, können diese als Unterstützung zeitweise zugefüttert werden, um ihnen die Vorbereitung auf den Winterschlaf zu erleichtern. Um einzuschätzen, ob ein Igel mager ist und noch an Gewicht zunehmen sollte, wird am besten die Körperform beurteilt. Sehr schwachen, kranken oder verletzten Igeln hingegen kann nur geholfen werden, indem sie in menschliche Obhut genommen und bei einer Igelstation bzw. in einer igelkundigen Tierarztpraxis vorgestellt werden.

Durch die große Anzahl an Patienten freuen wir uns in der Igelstation besonders im Herbst über viele Zeitungspapier-Spenden.

Anne Sopart

Grafikerin und Content Managerin