Schließlich legen sich Menschen ja auch keine in Kunststoff eingeschweißten Lebensmittel auf den Teller. Daher waren wir ziemlich überrascht, als uns eine Tierfreundin darauf aufmerksam machte, dass auf einer Pferdekoppel Heu-Rundballen im Wickelnetz lagen. Unsere anschließende Recherche auf zwei Reiterhöfen in Brandenburg brachte die erschreckende Bestätigung: In beiden Fällen hatten die Pferde die Kunststoffnetze bereits zerbissen, um an das Heu heranzukommen. Kleine und größere Netzteile lagen verstreut und teilweise mit Grasresten vermischt auf der Weide herum.
Aus diesem fahrlässigen und rechtswidrigen Verhalten ergeben sich zahlreiche unmittelbare sowie potentielle Gefahren. So können Pferde oder Ponys die filigranen Plastikfäden, aus denen die Netze bestehen, nicht vom Heu trennen und fressen sie daher mit. Im günstigsten Fall wird das Plastik wieder ausgeschieden. Es kann aber auch beispielsweise zu einer lebensbedrohlichen Kolik oder einem Darmverschluss kommen, der eine Notoperation erforderlich macht. Die herumliegenden Wickelnetz-Teile sind außerdem für Wildtiere wie Vögel und Mäuse gefährlich. Sie können sich in den Plastikfäden verfangen oder kleine Teilchen mit der Nahrung oder auch als Futter aufnehmen und daran zugrunde gehen. Außerdem tragen Wildtiere zur Verbreitung des umweltschädlichen Plastiks bei, da sie die Netzfäden zum Beispiel zum Nestbau verwenden.
Kunststoffteilchen können extreme Entzündungsreaktionen verursachen.
Der Kunststoff Polyethylen, aus dem auch die Netze bestehen, verrottet und verwittert nicht. In der Natur werden die Plastikpartikel kontinuierlich kleiner (Mikroplastik), ohne vollständig abgebaut zu werden. Die Wickelnetze werden quasi „unsichtbar“, verteilen sich jedoch als Mikroplastik. Dadurch kommt es, wie heute hinlänglich bekannt, zu einer Schädigung von Umwelt, Ökosystemen und Tierwelt. Inzwischen wurden polyethylenhaltige Mikrokunststoffpartikel nicht nur in Gewässern und in der Luft entdeckt, sondern auch in zahlreichen Lebewesen. Selbst in Stuhlproben von Menschen konnten sie nachgewiesen werden. Bisher ist wenig darüber bekannt, wie sich Mikroplastik auf unsere Gesundheit auswirkt. Als erwiesen gilt, dass sich Schadstoffe wie beispielsweise Chlorverbindungen an die winzigen Plastikpartikel anlagern und dann im Organismus des Konsumenten wieder frei werden. Des Weiteren könnte es sein, dass sich mit der Nahrung aufgenommene Kunststoffteilchen vor allem in den Zellen des Verdauungstraktes anreichern und zum Beispiel extreme Entzündungsreaktionen verursachen.