Tierschutzfälle mit Wildtieren

Privatzoo in Nauen war auch für Besucher gefährlich

Das Gelände des ehemaligen Privatzoos in Nauen ist auf Jahre verseucht. Im Boden befinden sich Keime, die für Menschen gefährlich sind. „Die etwa 60 Zootiere wurden unzureichend ernährt und lebten unter katastrophalen hygienischen Bedingungen“, sagt Ursula Bauer von aktion tier in Berlin. Eine Gesundheitskontrolle fand, wenn überhaupt, nur unzureichend statt, so dass sich diverse Krankheitserreger ungehindert ausbreiten konnten.

Dr. Brandes nimmt am Tag der Beschlagnahmung vor Ort Kotproben. Foto: © aktion tier, Ursula Bauer

Nachdem aktion tier die Missstände im vergangenen Jahr aufgedeckt hatte, wurden zwei Waschbären und ein Pärchen Grüne Meerkatzen im Rahmen der behördlichen Auflösung des Zoos am 15. Januar 2021 der aktion tier-Wildtierstation in Sachsenhagen übergeben. „Hier zeigte sich, dass die Tiere nicht nur abgemagert und in einem schlechten Pflegezustand waren, sondern außerdem eine Reihe Erreger in sich trugen, die beim Menschen Krankheiten hervorrufen können“, sagt Dr. Florian Brandes, Tierarzt und Leiter der Station. Mit diesen humanpathogenen Keimen hätte sich im Prinzip jeder Besucher infizieren können, zumal ein unmittelbarer Kontakt zu den Tieren möglich war.

Bei den Waschbären wurde der Waschbär-Spulwurm (Baylisascaris procyonis) diagnostiziert. Wenn Menschen die Eier dieses Spulwurms aufnehmen, schlüpfen die Larven im Darm, wandern durch den Körper und können schwere Schädigungen von Nervensystem, Augen und Gehirn verursachen.

„Auch die beiden Affen litten an zwei auf den Menschen übertragbaren Infektionskrankheiten, dem Bakterium Campylobacter und dem parasitären Peitschenwurm Trichuris trichiura“, berichtet Dr. Florian Brandes. Während der Peitschenwurm bei Menschen schwere abdominale Beschwerden auslösen kann, verursacht das Bakterium Campylobacter die häufigste von Tier zu Mensch und umgekehrt übertragbare Infektionskrankheit. Sie führt unter anderem zu Kopfschmerzen, Mattigkeit, Durchfall und Bauchschmerzen und kann zu Folgeerkrankungen wie Gelenkentzündungen führen.

Das zuständige Veterinäramt wurde darüber informiert, dass das ehemalige Zoogelände über einen langen Zeitraum für Tiere und Menschen ein potenzielles Gesundheitsrisiko darstellt. Wir hoffen, dass entsprechende Maßnahmen ergriffen wurden, damit eine neuerliche Tierhaltung ausgeschlossen und auch der Zugang zu dem Areal nicht mehr möglich ist.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.