Hausschweine

Schweinemastanlage verhindert!

Umweltverschmutzung, Trinkwasserverseuchung, allgegenwärtiger Gestank und damit verbundene allgemein sinkende Attraktivität der Region, unermessliches Tierleid – die Gründe, gegen geplante Tiermastanlagen zu protestieren, sind vielfältig. Bundesweit engagieren sich zahlreiche Bürgerinitiativen, Vereine und etliche Organisationen gegen den Bau immer neuer Megaställe. Jetzt konnte eine Bürgerbewegung in Brandenburg einen enormen Erfolg verbuchen.

Foto: © Jan Peifer

In der Gemeinde „Am Mellensee“ (Teltow-Fläming) sollte eine Anlage für 5.000 Mastschweine entstehen. Es handelte sich dabei um eine zur Umnutzung vorgesehene ehemalige Rindermastanlage und schon um die zweite Schweinezucht im großen Stil am Mellensee. Doch nach dreimonatigem massivem Protest gegen die Pläne hatte sich der Eigentümer des Geländes, eine Agrargesellschaft, gegen den Verkauf an den Investor entschieden. Der zuständige Bürgermeister hatte lange mit einer klaren Position zum Bau der Anlage gezögert und auf die anstehende Entscheidung des Landesumweltamts über eine Umweltverträglichkeitsprüfung verwiesen. Da der Mellensee und ein bei Anwohnern wie Touristen beliebtes Naherholungsgebiet nur rund 1000 m von der geplanten Anlage entfernt liegen, hatte die Gemeinde die Prüfung beantragt. Durch den Rückzug des Verkaufsangebotes durch den Eigentümer wird die Genehmigung nun überflüssig. Das Gebiet wird bereits durch eine weitere Mastanlage schwer belastet. So schwer, dass die Bürgerinitiative ein Umkippen des Sees durch weitere negative Einwirkungen einer zusätzlichen Anlage befürchtet hatte. Da jedoch auch die bereits bestehende Mastanlage weiter aufgestockt werden soll, wollen die Initiatoren der Bürgerinitiative ihre Arbeit weiterhin fortsetzen und gegen Massentierhaltung protestieren. Mit ihrem Erfolg setzen sie auch ein wichtiges Signal für weitere Initiativen, die sich bundesweit, besonders aber in Ostdeutschland, gegen den Bau von immer größeren Mastanlagen einsetzen.

Mastanlage in der Uckermarck geplant

Eines der wohl bekanntesten Vorhaben liegt nicht weit entfernt in der Uckermarck: Schon 2004 hatten Investoren begonnen, sich für die Inbetriebnahme einer 1991 stillgelegten Schweinezucht- und Mastanlage mit einer Kapazität von 37.000 Schweinen (ursprünglich waren 85.000 Tiere, dann 60.000-70.000 Mastplätze geplant) im Norden der brandenburgischen Gemeinde Haßleben, einzusetzen. Seit nunmehr neun Jahren kämpfen Tierschützer gegen den holländischen Investor und seine Pläne; 2013 schließlich wurde die Anlage vorerst genehmigt, obwohl die Gegner fast 50.000 Unterschriften gegen das Vorhaben sammeln konnten. Doch bis heute ist der Kampf nicht entschieden. Auch im friesischen Simonsberg setzen sich Bürger gegen den Bau von Großmastanlagen ein. Hier existiert bereits eine Anlage mit einer Kapazität von etwa 1000 Schweinen. Als Pläne bekannt wurden, die Größe um fast 3000 Mastplätze zu erweitern, gründete sich auch hier eine Bürgerinitiative gegen den Ausbau. Im Vordergrund der Proteste stehen neben erheblichen Belastungen für das Umfeld die Haltungsbedingungen der Tiere: Die Unterbringung der Tiere in den Megamastanlagen ist alles andere als artgerecht. Nach dem Tierschutzgesetz müssen auch sogenannte Nutztiere ihren Bedürfnissen entsprechend untergebracht und versorgt werden. Der Alltag in einer Schweinemast aber ist davon weit entfernt. Bewegungslose Muttertiere, fixiert in Kastenständen, die ihrem Nestbautrieb nicht nachkommen können; durch Bewegungsmangel hervorgerufene Verkümmerung und Entzündungen, Betonspaltenböden statt Einstreu – die Liste der Missstände ist lang. Im Vordergrund bei der Planung von großen Mastanlagen steht nicht das Tier, sondern die Gewinnoptimierung. Durch Maschinisierung und ausgebaute Industrialisierung wird der Einsatz von Arbeitskräften immer weiter reduziert, wenige Arbeiter können tausende Tiere versorgen. Oft wird beim Bau großer Anlagen mit der Schaffung von Arbeitsplätzen geworben. Doch das Gegenteil ist der Fall. Durch die immer weiter fortschreitende Konzentration auf immer weniger, dafür immer größere Betriebe werden kleinere Unternehmen zunehmend aus der Landwirtschaft verdrängt. Besonders paradox ist dabei, dass die bei Verbrauchern mit kleinen Bauernhöfen verbundene Landwirtschaftidylle die Marketingstrategie auch von Großindustriellen noch immer prägt. Glückliche Schweine auf grünen Wiesen vor reetgedeckten Bauernhöfen: Das Bild auf der Wurstverpackung hat mit der Herkunft des Fleisches nicht das Geringste mehr zu tun. Es ist daher aus vielerlei Hinsicht wichtig, dass Initiativen wie in Haßleben, Friesland oder Teltow sich auch in Zukunft stark machen gegen die immer stärker ausufernde industrielle Massentierhaltung.

Jan Peifer