Von den etwa 700 in Deutschland vorkommenden Wespenarten sind nur die Arten Deutsche Wespe (Vespula germanica) und Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) an unseren Lebensmitteln interessiert. Auf der Suche nach Nahrung lecken sie gerne an Süßem oder knabbern an Grillfleisch und Wurst. Die übrigen Spezies interessieren sich meist weder für Menschen noch für Nahrungsmittel.
So klappt das Zusammenleben mit Wespen
Vor allem im Hochsommer, wenn ein Wespenvolk unter Umständen aus mehreren tausend Arbeiterinnen besteht, können die Insekten ganz schön nerven. Sie umschwirren uns auf Balkon und Terrasse, im Biergarten, in der Bäckerei oder im Freibad. Viele Menschen reagieren mit wildem, aber sinnlosem Gefuchtel. Wie man sich schützen kann, ohne den Tieren zu schaden, erfahren Sie hier.

Wespe neu denken
Sämtliche Wespen sind sehr nützliche Insekten. Sie ernähren sich von zuckerhaltigen Pflanzensäften wie Nektar und spielen eine wichtige Rolle als Bestäuber zum Beispiel von spätblühenden Pflanzen wie Efeu. Nur befruchtete Efeu-Blüten bilden Beeren aus, die eine wichtige Winternahrung für Vögel darstellen. Für einige Arten wie Spiegel-Ragwurz (Ophrys speculum) und Echte Feige (Ficus carica) sind Wespen sogar überlebenswichtig, da nur sie als Bestäuber infrage kommen.
Außerdem jagen die Nützlinge andere Kleintiere, darunter viele Insekten, die als Schädlinge gelten, wie Blattläuse, Mücken und Fliegen. Die Beute wird an die Brut verfüttert, denn diese benötigt tierisches Protein. Ohne Wespen hätten wir ein echtes Schädlingsproblem und müssten vor allem in der Landwirtschaft noch mehr chemische Pestizide auf den ohnehin schon belasteten Böden ausbringen.
Feige mit Fleischeinlage?
Frucht entsteht aus dem nach innen gestülpten Blütenstand, der sich aus vielen kleinen Blüten zusammensetzt. Einige Feigenarten können sich selbst befruchten, doch die Echte Feige (Ficus carica) ist auf die Feigengallwespe (Blastophaga psenes) angewiesen. Diese gelangt durch eine winzige Öffnung in die unreife Frucht, verliert dabei ihre Flügel und bleibt darin gefangen. Sie bestäubt die inneren Blüten mit Pollen, den sie beim Besuch von männlichen Blüten der wilden Bockfeige aufgenommen hat, legt Eier und stirbt – ihr Körper wird von der Pflanze zersetzt. Im Inneren entwickeln sich neue Wespen, die sich noch in der Frucht paaren. Die Männchen graben sich als Erste Tunnel nach außen, welche die Weibchen ebenfalls nutzen und dadurch vor dem Verlust ihrer Körperanhängsel bewahrt werden. In Freiheit fliegen sie davon, um neue Feigen zu bestäuben. Die Frucht der Echten Feige ist zwar komplett tierfrei aber, streng genommen, nicht vegan, da sie mit Hilfe von Insekten entstanden ist.
Wird man von neugierigen Wespen umschwirrt, gilt es ruhig zu bleiben und nicht nach ihnen zu schlagen, denn das macht sie nur angriffslustig und erhöht die Gefahr, tatsächlich gestochen zu werden. Auch die beiden als aufdringlich empfundenen Wespenarten sind nicht aggressiv, solange sie sich nicht bedroht fühlen. Daher schiebt man die Tiere besser mit der Hand oder einer Zeitung langsam in der Luft weg. Anpusten ist keine gute Idee, da das im Atem enthaltene Kohlendioxid bei Wespen das Verteidigungssystem aktiviert und die Tiere zum Angriff übergehen können.
Wespen fernhalten
Um keine Wespen anzulocken, sollten vorsorglich Abfalleimer verschlossen und Fallobst im Garten entfernt werden. Der Verzicht auf süßliche Parfüms und stark duftende Pflegeprodukte ist ebenfalls ratsam. Wer im Freien konsequent keine zuckerhaltigen Lebensmittel sowie Fleisch- und Wurstwaren verzehrt, wird auch keinen unliebsamen Besuch erhalten. Zumindest sollten Getränke und Speisen abgedeckt und aus Flaschen nur mit Strohhalm getrunken werden, um das Mitessen oder Verschlucken der Tiere zu verhindern. Stiche im Mund- und Rachenraum können lebensgefährlich werden.
Als sehr effektiv hat sich eine kleine Futterstelle mit reifem Obst oder einem Zipfel Wurst etwas abseits vom Gartentisch erwiesen. Wenn diese regelmäßig bestückt wird, gewöhnen sich die Wespen daran und halten sich vorrangig dort auf. Wirksam und tierfreundlich ist auch eine wassergefüllte Blumenspritze, mit der man die neugierigen Insekten am Tisch besprüht. Das vermittelt den Tieren den Eindruck, es würde regnen, wodurch sie schnell zurück zum Nest fliegen.
Lavendel, Citronella und Co
Duftlampen, Kerzen oder Räucherstäbchen mit ätherischen Ölen wie Lavendel, Citronella, Nelken- und Teebaumöl sollen von Wespen als unangenehm empfunden werden und diese fernhalten. Küchenkräutern wie Basilikum, Oregano und Minze wird eine ähnliche Wirkung nachgesagt. Auch der Rauch von getrocknetem und dann verbrannten Kaffeesatz soll Wespen vertreiben. Man kann diese duftenden, natürlichen Mittel gerne durchprobieren – schaden tut es bestimmt nicht.
Nest-Attrappen
Mit aufgehängten künstlichen Wespennestern aus Papier, Stoff oder sogar gehäkelt soll man einem echten Nest vorbeugen können, da die meisten Wespenarten ihre Papiernester mit größerem Abstand zu anderen bauen. Ein Versuch lohnt sich bestimmt, zumal die Attrappen günstig sind und teilweise sogar als hübsche Deko durchgehen können.
Mord ist keine Lösung
Manchem platzt angesichts des distanzlosen Wespengewusels schon mal der Kragen. Warum die Biester nicht einfach totschlagen? Weil es erstens verboten ist – sämtliche Wespen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt – und zweitens das Gegenteil bewirkt. Denn eine sterbende Wespe sendet mithilfe von Pheromonen einen chemischen Hilferuf aus, der nur noch mehr Artgenossen anzieht.
Für Allergiker gilt die Ausnahme, da im Falle eines Stichs Lebensgefahr besteht. Sie können eine Wespe töten, ohne ein Bußgeld erwarten zu müssen.
Insektenfallen
Es gibt sie haufenweise und in den unterschiedlichsten Varianten. Besonders beliebt sind Fallen mit süßen Flüssigkeiten, in denen die angelockten Insekten qualvoll ertrinken. Die Betreiber von Außengastronomie verwenden gerne halbvolle Limoflaschen, welche die gleiche Wirkung haben.
Nach § 39 Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, wildlebende Tiere wie Wespen ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Privatpersonen dürfen daher keine Insektenfallen aufstellen! Das Töten von Wespen wird in den meisten Bundesländern mit 5.000 Euro bestraft. Bestimmte Wespenarten wie Europäische Hornisse (Vespa crabro) stehen sogar unter besonderem gesetzlichem Schutz. Hier wird das Töten mit bis zu 65.000 Euro bestraft.
In der Gastronomie und in Bäckereien gelten aus hygienischen Gründen Ausnahmen. Die verwendeten Fallen müssen jedoch tierschutzkonform sein, und die Tiere beispielsweise mit Strom töten. Fallen, die zum Tod durch Verdursten, Verhungern oder Ertrinken führen, sind auch hier verboten.
Angesichts des besorgniserregenden globalen Insektensterbens sollten wir die nützlichen Tiere nicht auch noch in unserem privaten Bereich in großer Zahl mit Fallen fangen und töten.
Als ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz gilt auch das Ansprühen von Wespen mit Insektenvernichtungsmittel, Haarspray, Kleber oder Bauschaum.
Wespennester
Der gesetzliche Schutz erstreckt sich auch auf die Wespennester. Sie dürfen nicht eigenmächtig zerstört, entfernt oder ausgeräuchert werden. Bei Zuwiderhandlung drohen Bußgelder, je nach Art/Schutzstatus und Bundesland, zwischen 5.000 und 65.000 Euro.
Ein Grund für eine Befreiung von den artenschutzrechtlichen Verboten kann jedoch vorliegen, wenn eine unmittelbare Gefahr besteht, da sich ein Wespennest beispielsweise im oder am Haus befindet. Um das Nest zu entfernen oder umzusetzen, benötigt man in der Regel eine Ausnahmegenehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde. Mit der Durchführung müssen dann Fachleute wie Imker beauftragt werden.
Oft gibt es sogar recht einfach umsetzbare Möglichkeiten, sich zu schützen und das Nest am Standort zu erhalten. Zum Beispiel, indem man eine mobile Stellwand oder ein breites Brett mit etwas Abstand vor den Nestausgang stellt, damit die Wespen beim Ausflug nach oben umgeleitet werden und nicht mehr automatisch zum Beispiel über den Hauseingang oder den Balkon fliegen. Wespen, deren Nester sich im Zwischenraum beispielsweise eines Terrassenbodens befinden, haben in der Regel Ausflugmöglichkeiten. Hier kann mit einer Plane der Boden oben abgedeckt werden, so dass diese Richtung verwehrt und der Bereich wieder gefahrlos nutzbar ist.
Wespenalarm im Haus
Mit einfachen, dichtmaschigen Fliegengittern an Fenstern und Außentüren verhindert man sicher das Eindringen von Mücken, Wespen und anderen unliebsamen Insekten ins Haus. Verirrt sich dennoch eine Wespe ins Haus, wartet man am besten, bis sie sich auf einer glatten Oberfläche niedergelassen hat, stülpt ein Glas darüber und schiebt vorsichtig ein Stück Papier oder Pappe darunter. Das gefangene Insekt kann dann sicher nach draußen gebracht werden.
Was tun bei einem Stich
Kommt es trotz sämtlicher Vorsichtsmaßnahmen zu einem Wespenstich, ist dieser zwar schmerzhaft, jedoch nur dann gefährlich, wenn er den Hals oder Rachenraum trifft oder eine entsprechende Allergie vorliegt. Als hilfreich zur Akutbehandlung haben sich Hitzestifte erwiesen, die das Gift denaturieren und so Schmerzen und Juckreiz lindern. Auch Hausmittel wie Zwiebelsaft oder zerkaute Spitzwegerich-Blätter sind empfehlenswert, da beides kühlend und entzündungshemmend wirkt.
Wespenstich auf einer Wanderung?
Einfach Spitzwegerich suchen, eines der lanzettlichen Blätter im Mund kauen und das Pflanzenmus dick auf den Stich packen. Wirkt schmerzstillend und abschwellend.
Zum Schluß
Ein Trost für besonders genervte oder ängstliche Menschen und natürlich für alle Allergiker: im Herbst nach den ersten Frösten sterben alle Wespen bis auf die Jungköniginnen, die überwintern und im nächsten Jahr neue Nester gründen.