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Tierquälerei für den teuersten Kaffee der Welt

Der wohl teuerste Kaffee der Welt stammt aus Asien und ist Feinschmeckern unter dem Namen „Kopi Luwak“ bekannt. Kopi ist das indonesische Wort für Kaffee, Luwak ist der einheimische Name eines Tieres, welches direkt mit dem Kaffee zu tun hat. Der Fleckenmusang, so der offizielle Name, ist eine Schleichkatzenart. Die kleinen Raubtiere leben in ganz Südost-Asien, sind nachtaktiv und Allesfresser. Neben kleinen Säugetieren, Würmern und Insekten stehen auch Früchte auf ihrem Speiseplan, darunter eine ganz besondere Frucht: die Kaffeekirsche.

Foto: Linette Simoes/Pixabay

Allerdings können die Tiere nur das Fruchtfleisch verdauen, die Bohnen werden wieder ausgeschieden. Wahrscheinlich entdeckten Einheimische vor etwa 200 Jahren diese Bohnen und begannen, ein Getränk daraus herzustellen. Denn der mühsam angebaute Plantagenkaffee war sehr wertvoll, außerdem gehörte er den Kolonialherren und war für den Außenhandel vorbehalten.

Die von den Tieren ausgeschiedenen Kaffeebohnen tragen ein entscheidendes Merkmal: Sie werden im Darm der Tiere durch Enzyme fermentiert, was den Geschmack und den Säuregehalt des Kaffees deutlich beeinflussen soll.

Aus den Vorzügen des so gewonnenen Kaffees ist eine kleine Industrie geworden. Viele Kaffeebauern halten die Schleichkatzen in Käfigen, um mit ihrer Hilfe den begehrten Feinschmeckerkaffee zu produzieren. Zunächst wurden die Tiere vermutlich eingefangen, damit sie auf den Plantagen keine Fraßschäden anrichten, mittlerweile aber werden sie vor allem in Indonesien und auf den Philippinen zu Zehntausenden in Käfigen gehalten. Oft werden die Tiere nahezu ausschließlich mit Kaffeefrüchten gefüttert.

Tierschutzgesetze spielen in vielen asiatischen Ländern keine Rolle, einzig der Profitgedanke zählt.

Ein Kilogramm der gerösteten Kopi Luwak Bohnen wird zu Preisen von bis zu mehreren hundert Euro gehandelt. Noch teurer wird der Qual-Kaffee, wenn er entweder von Bauern oder den Weiterverkäufern als „Wild-Sammlung“ deklariert wird, also als Kaffee aus gesammeltem Kot freilebender Schleichkatzen. Diese Bohnen gelten als noch hochwertiger. Nachweisen lässt sich ein Etikettenschwindel jedoch in der Regel nicht. Entsprechend häufig versuchen findige Händler, ihre Kaffeebohnen an diejenigen zu verkaufen, die die Tierqual auf den Kaffeefarmen nicht unterstützen wollen, auf den Luxuskaffee aber auch nicht verzichten möchten. Offizielle Zahlen gibt es nicht, doch Insider schätzen, dass jährlich mindestens 50 Tonnen Kopi Luwak auf den Markt kommen. Wahrscheinlich liegt die tatsächliche Menge aber noch deutlich höher, denn mittlerweile wird er auch in Indien, China und Vietnam produziert.

Über den Kaffeehandel hinaus blüht auch das Geschäft mit Touristen.

Immer wieder präsentieren Reiseveranstalter die Herstellung des Luxus-Kaffees als traditionelles Geschäft. Fotos mit den scheuen Schleichkatzen sind beliebte Souvenirs bei Asienreisenden. Diesen meist gutgläubigen Touristen wird dabei aber ein falsches Bild vorgespielt. Tierschützer rufen daher dazu auf, dieses Geschäft nicht zu unterstützen, weder mit Besuchen von vermeintlich tierfreundlichen Farmen noch mit dem Kauf oder Verzehr der vermeintlichen Delikatesse.

Zwischenwirt für COVID 19?

Ganz aktuell gibt es noch einen weiteren Grund, den Kontakt zu meiden. Denn Forscher konnten belegen, dass Schleichkatzen als Zwischenwirte für Covid-19 in Frage kommen. Schon beim Ausbruch der SARS-Seuche konnte festgestellt werden, dass das Virus von einer Schleichkatzenart auf den Menschen übergesprungen war. Wissenschaftler auf der ganzen Welt sind sich einig, dass unnatürliche Kontakte von Menschen mit Tieren wie etwa auf den berüchtigten "WetMarkets", den Lebendtiermärkten in Asien, unbedingt zu vermeiden sind. Aus dem Kot von Tieren Lebensmittel herzustellen, erscheint vor diesem Hintergrund gleich doppelt grotesk.

Vorsicht vor Siegeln!

Diverse (Online)Anbieter versuchen mit angeblichen Siegeln oder geschönten Slogans die Tierqualprodukte zu verkaufen. Dabei entpuppen sich diese Versprechungen meist als reine Werbeversprechungen, die mit der Wahrheit nicht so viel zu tun haben. Überprüfen kann man dies meist ohnehin nicht, und so haben die Anbieter ein einfaches Spiel. Daher kann der Rat nur lauten: Hände weg!

Jan Peifer