Wildvögel

Tod am Ententeich

Es hat schon einen Sinn, wenn man in den verschiedensten Parkanlagen Hinweisschilder findet mit der Aufschrift: „Enten füttern verboten“. Oft stößt dieses Verbot auf Unverständnis, denn vor allem Kinder füttern nun mal gerne Tiere. Auch ältere Leute verbringen viele Stunden im Park und haben ebenfalls ihren Spaß daran, wenn sich eine bunte Entenschar um die besten Brotbröckchen streitet.

Enten im Park
Wie belastend sich eine große Entenansammlung und ein Überangebot an Futter auf die Wasserqualität auswirkt, ist den wenigsten Menschen bewusst. Foto: © IPO

Leider sind es aber vorwiegend diese Bröckchen, welche den Gefiederten anfangs Freude bereiten, später dann aber Krankheiten bringen, wenn nicht gar den Tod. Man sollte auch bedenken, dass sich gerade an stark frequentierten Fütterungsplätzen nicht nur Enten einfinden, sondern auch Schwäne und vorwitzige Kleinvögel.

Sie alle könnten an Botulismus (eine Vergiftung) erkranken. Der Erreger, Clostridium botulinum, bildet sich hauptsächlich in verdorbenen, alten Futtermitteln, im Faulschlamm und in jenen Gewässern, die mit den Ausscheidungen der übermäßig gefütterten Wassertiere stark belastet sind. Bei Wassertemperaturen von über 20°C vermehrt er sich explosionsartig, daher sind Fütterungen der Wassertiere im Sommer besonders gefährlich für deren Gesundheit. Warmes, sauerstoffarmes Wasser ist der beste Nährboden gefürchtete Bakterien. Und da, wo viel gefüttert wird, sind selbst Ratten nicht weit.

Botulismus kann nicht nur Wasservögeln das Leben kosten. An dem bakteriellen Nervengift können auch Säugetiere, Fische und kleine Wassertiere erkranken. Salmonelleninfektionen durch verdorbene Futterreste und Kot sind ebenfalls die Ursache von Massensterben. Es ist kaum bekannt, dass das unsinnige und übermäßige Füttern in nicht unerheblichem Maße zum Ansteigen der Entenpopulationen beiträgt. Brutplätze in Teichnähe werden knapp und die Tiere müssen weite Wege zurücklegen, um geeignete Plätze zu finden. Immer öfter rufen besorgte Hausbewohner den Tierschutz zu Hilfe, wenn selbst Blumenkästen in Hochhäusern von brutwilligen Enten besetzt werden. Umsiedlungsaktionen verursachen Kosten, die von den Tierschutzvereinen getragen werden müssen. Wir alle kennen die Umstände, welche das Wandern von Entenmüttern mit ihren Jungen bis zum nächsten Gewässer hervorrufen. Die Zahl der Tiere, die während dieser Aktionen zu Tode kommen, dürfte hoch ausfallen. Feuerwehreinsätze zur Entenrettung in deutschen Großstädten wurden von den Dienststellen als „immens hoch“ bezeichnet. Dass jedoch beim unmittelbaren Verlassen des Nestes kaum Verluste der Entenküken zu beklagen sind, ist verständlich. Stockenten, die den Hauptanteil unter den Enten bilden, brüten von jeher nicht nur im Gras, in Gebüschen oder Hecken, sondern auch an erhöhten Plätzen wie Baumhöhlen, Astgabeln sowie auf Gebäuden. Ihre Wege zum Wasser führten dereinst aber nicht durch gefährliche Großstadtgebiete.

Zur Gesunderhaltung des Teichwassers und auch jener Tiere, die sich dort aufhalten, haben Verbotsschilder schon einen Sinn. Vielfach hört man den Einwand, dass ein kleines Bröckchen wohl nicht schaden könnte. Bekanntlich bleibt es nicht bei diesem einen Bröckchen und es lässt sich leicht ausrechnen, wie viel Futter ausgestreut wird. Es spricht sich schnell herum im Tierreich, wenn irgendwo der Tisch reichlich gedeckt ist und dort, wo Tiere in Massen zusammen kommen, verbreiten sich Infektionen besonders leicht. Man erinnere sich nur an die gefährliche Vogelgrippe.

Wie belastend sich eine große Entenansammlung und ein Überangebot an Futter auf die Wasserqualität auswirkt, ist den wenigsten Menschen bewusst. Es gibt keine natürliche Auslese mehr und so können auch kranke und schwache Enten überleben. aktion tier bittet daher die Hinweisschilder zu beachten und nicht zu füttern – auch wenn es manchmal schwer fällt.

Ingeborg Polaschek

aktion tier-Beratungsstelle für Wild- und kleine Haustiere