Tradition vs. Tierschutz – Greifvögel in der Jagd

Die Falknerei hat in den letzten Jahren vermehrt die Aufmerksamkeit von Tierschützern und Tierrechtsorganisationen auf sich gezogen. Die Frage, ob die Beizjagd Tierquälerei ist, ist in der Tat eine wichtige und kontroverse Debatte. Hier betrachten wir die verschiedenen Aspekte und Argumente, die in dieser Diskussion eine Rolle spielen.

In Deutschland praktizieren mittlerweile etwa 2500 Falkner die Beizjagd, während weltweit ungefähr 7500 Falkner mit ihren Greifvögeln auf frei lebendes Niederwild jagen. Foto: © Ralph/Pixabay

Ein Hauptanliegen der Kritiker der Falknerei im Allgemeinen ist die Haltung der Greifvögel in Gefangenschaft. In Falknereien verbringen die Vögel einen Großteil ihres Lebens in engen Volieren oder sind an Fußfesseln angebunden. Diese beengten Lebensbedingungen schränken ihr natürliches Verhalten, insbesondere das Fliegen, erheblich ein. Es wird argumentiert, dass dies die Freiheit und das Wohlbefinden der Vögel beeinträchtigt und somit als Tierquälerei angesehen werden kann. Während Greifvögel in freier Wildbahn große Gebiete durchstreifen und die Freiheit des Himmels genießen, sind diejenigen in Gefangenschaft oft auf kleine Volieren oder enge Anbindehaltung beschränkt. Die sogenannte Anbindehaltung ist in Falknereien weit verbreitet, bei der die Vögel beinahe ihr gesamtes Leben an den Füßen angebunden an einem Holzpflock verbringen. Wenn sie versuchen zu fliegen, werden sie von der ein bis zwei Meter langen Lederschnur zurückgerissen. Dieses Leben in Enge und Einschränkung ihrer natürlichen Verhaltensweisen wird von Kritikern als Quälerei angesehen.

Der Nahrungsentzug

Ein weiterer kontroverser Punkt in der Falknerei ist der Nahrungsentzug, der eingesetzt wird, um die Greifvögel hungrig zu halten und sie während der Jagd motiviert zu halten. Diese r Nahrungsentzug kann als stressig und schädlich für die Vögel angesehen werden, da er ihre körperliche Verfassung beeinträchtigen kann. Gegner argumentieren, dass dies eine Form der Misshandlung ist. In einigen Fällen wird den Vögeln die Nahrung sogar vorenthalten, um sie gefügig zu machen und sicherzustellen, dass sie bei der Jagd auf andere Wildtiere besonders hungrig sind. Dies führt zu einer erzwungenen Abhängigkeit der Vögel von ihren menschlichen Falknern und stellt einen weiteren ethischen Konflikt dar.

Greifvogel mit Lederhaube
Die Lederhaube, die von Greifvögeln während der Beizjagd getragen wird, dient dazu, ihre Augen zu bedecken und zu beruhigen. Diese Haube reduziert visuelle Reize und hilft den Vögeln, sich zu konzentrieren, ohne von äußeren Ablenkungen gestört zu werden. Foto: © Alexandra Pfitzmann

Die Jagdpraxis

Die eigentliche Beizjagd, bei der die abgerichteten Greifvögel zur Jagd auf andere Wildtiere eingesetzt werden, ist ein weiterer umstrittener Aspekt der Falknerei. Kritiker behaupten, dass dies unnatürlich ist und die Beutetiere oft einen langsamen und schmerzhaften Tod erleiden, da die Greifvögel in Gefangenschaft nicht immer die gleiche körperliche Fitness und Jagdfähigkeiten wie ihre wilden Artgenossen aufweisen. Die Tatsache, dass die Vögel auf Wildtiere gehetzt werden, die nicht ihrem natürlichen Beutespektrum entsprechen, erhöht das Leid sowohl für die Beutetiere als auch für die Greifvögel selbst. Die unnatürlichen Haltungsbedingungen in Gefangenschaft und der Nahrungsentzug können die körperliche Fitness der sogenannten "Beizvögel" sowie die Schärfe ihrer Krallen und Schnäbel verändern. Dies führt zu einem ungleichen Kampf zwischen den Greifvögeln und ihren Beutetieren, was zu einem qualvollen Ende für die Beutetiere führen kann.

Das Tierschutzgesetz

In einigen Ländern, darunter auch Deutschland, verbietet das Tierschutzgesetz das Hetzen eines Tieres auf ein anderes, es sei denn, dies ist für die Jagd notwendig. Die Frage, ob die Beizjagd als Jagd im Sinne des Gesetzes angesehen werden kann, ist umstritten. Kritiker argumentieren, dass die Beizjagd keine Notwendigkeit hat und daher gegen das Tierschutzgesetz verstößt. Das Tierschutzgesetz fordert auch, dass Tiere ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechend ernährt, gepflegt und verhaltensgerecht untergebracht werden müssen. Greifvögel in der Falknerei sind jedoch oft dauerhaft in ihrem natürlichen Flugverhalten eingeschränkt oder es wird ihnen gänzlich verwehrt. Dies steht im Widerspruch zu den Bestimmungen des Gesetzes und wird von Tierschützern stark kritisiert.

Tradition vs. Tierschutz

Ein oft angeführtes Argument der Befürworter der Falknerei ist die lange Tradition dieser Praxis, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Sie argumentieren, dass Traditionen respektiert werden sollten und dass Falknerei als immaterielles Kulturerbe anerkannt ist. Die Gegner wiederum betonen, dass Tradition niemals Tierquälerei rechtfertigen darf und dass ethische Bedenken und der Schutz von Tieren Vorrang haben sollten. Insgesamt ist die Debatte über die Falknerei und ihre ethische Vertretbarkeit komplex und nuanciert. Es gibt sowohl Befürworter als auch Gegner dieser Praxis. Es ist wichtig, dass diese Fragen weiterhin diskutiert werden, um die bestmöglichen Bedingungen für die in Gefangenschaft gehaltenen Greifvögel sicherzustellen und sicherzustellen, dass Tierschutzgesetze eingehalten werden.

Alexandra Pfitzmann

Redaktion "mensch & tier"