Aber auch selbst wenn wir einen Kobel (Eichhörnchennest) ausmachen können, ist es für uns nahezu unmöglich Hilfe für die Rettung der Jungtiere in großer Höhe zu bekommen, und wir müssen sie schweren Herzens ihrem Schicksal überlassen. Darum war dieser Fall etwas Besonderes. Im April erreichte uns ein Anruf, dass in einem Berliner Park ein Hörnchenweibchen tot von einem sehr hohen Baum gestürzt war. Offensichtlich hatte es noch säugende Jungen. Die Finderin und wir vermuteten, dass sich in diesem Baum, in dessen Stamm mehrere große Löcher zu erkennen waren, das Nest befinden könnte. Die herbeigerufenen Gartenbauamtmitarbeiter waren dankenswerter Weise sofort bereit zu helfen, und als zu sehen war, dass eine Leiter nicht an- nähernd ausreichte, um an eine der Baumhöhlen zu kommen, holten sie ihren Gabelstapler, um über diesen höher hinauszugelangen. Aber immer noch waren die Höhlen unerreichbar.
Wir riefen unsere bewährten Ratgeber Steffen und Olli an, die über ein Berliner Facebook-Portal eine „Anzeige“ schalteten, um einen Baumkletterer zu finden, der schnell und unkompliziert bereit war uns zu unterstützen. Die Rettung kam in Form von Lukas, der samt seiner Kletterausrüstung anrückte und den Baum Meter für Meter erklomm. Nach einigen Fehlversuchen stieß er endlich auf ein Baumloch, in dem sich etwas regte. Wir und der Gartenbauamtmitarbeiter verfolgten das Geschehen atemlos und alle Daumen drückend. Als die beiden Jungtiere bei uns sicher am Boden im Transportkorb lagen – beide auch sehr aufgeregt, wie wir alle auch – bekam der Held auch Applaus von Parkbesuchern und so einige Schulterklopfer. Die sechswöchigen Jungen Lukas und Anna hätten ohne ihn wahrscheinlich nicht überlebt. Nun werden sie bei uns in der Station aufgezogen, um dann wieder ausgewildert werden zu können. Ihr Platz in einer großen Auswilderungsvoliere in toller Gegend ist bereits „gebucht“.