Sicher haben viele von Ihnen schon einmal beobachtet, wie die Hörnchen etwas in der Erde verstecken. Sie geraten dabei oftmals in eine Art „Buddelrausch“, wobei Unmengen von Nüssen, Bucheckern etc. verbuddelt werden. Damit die Nahrung später besser gefunden werden kann, belecken die Hörnchen diese vor dem Einbuddeln. Sie graben mit den Vorderpfoten ein kleines Loch, legen die Nuss hinein und schaufeln die Erde wieder darüber. Danach wird die Erde tatsächlich etwas festgeklopft. Und so manches Mal gefällt den Hörnchen ihre Arbeit nicht und die Nuss wird wieder ausgebuddelt, um sie an einer besseren Stelle zu verstecken. Eicheln werden zwar ebenfalls eingegraben, aber von den Eichhörnchen nicht gegessen. Auch werden natürlich nicht alle Nüsse in der Erde wiedergefunden und können austreiben. So sorgen die Eichhörnchen dafür, dass neue Bäume in einem größeren Umfeld wachsen. Der große Walnussbaum auf dem Grundstück unserer Auffangstation wurde vor vielen Jahren von einem Eichhörnchen „gepflanzt“. Nun ernährt er so einige Eichhörnchen und Vögel.
Unsere Eichhörnchen im Herbst
Genetisch sind unsere einheimischen Eichhörnchen darauf eingestellt, sich auf einen kalten Winter vorzubereiten. Das bedeutet vor allem, bereits im Herbst Nahrung zu sammeln. Eichhörnchen haben verschiedene Möglichkeiten, Vorräte anzulegen. In manchen Baumhöhlen oder Nestern, manchmal auch an recht ungewöhnlichen Orten, wie zwischen Sitzkissen auf Balkonen, werden Nüsse gehortet. Größtenteils werden die gesammelten „Schätze“ im Boden verteilt.
Eigentlich waren Natur und Hörnchen gut aufeinander eingespielt. Im Herbst reifen Nüsse, die von den Hörnchen gesammelt und versteckt werden und sie durch den Winter bringen.
In den vergangenen Jahren waren die Winter bei uns viel milder, Minustemperaturen wurden selten erreicht und wenn, waren sie nicht von langer Dauer. Kältere Winter sind für unsere Eichhörnchen wichtig, sie drosseln ihren Stoffwechsel herunter, bleiben hauptsächlich in ihren Nestern und benötigen wenig Nahrung. Sie halten Winterruhe – keinen Winterschlaf. Diese Winterruhe ist geradezu überlebenswichtig. Wenn es jedoch, so wie in den letzten Jahren, zu warm ist, können Eichhörnchen nicht zur Ruhe kommen. Sie müssen täglich für Nahrung sorgen, brauchen auch weiterhin Wasserquellen. Vorräte sind schnell aufgebraucht, und die Natur bietet um diese Zeit keine Nahrung für sie.
So setzt ein Teufelskreis ein: Die Hörnchen bekommen zu wenig Nahrung und Wasser, das schwächt sie. Ihr Immunsystem kann Infekten, Krankheiten und Parasiten immer weniger entgegensetzen. Ektoparasiten, die sich vom Blut der Tiere ernähren, vermehren sich und schwächen die Hörnchen zusätzlich. Wir bekommen in den letzten Jahren zu Jahresbeginn viele Anfragen von Leuten, die bei den Eichhörnchen kahle Stellen sehen. Auch ein Ergebnis dieses Kreislaufs. Aufgrund der wärmeren Temperaturen beginnt bei den Hörnchen die Paarungs- und Wurfzeit früher. Die Weibchen sind dann aber oft nicht kräftig genug. So sind auch die Jungtiere schwächer und anfälliger.
An unseren Auswilderungsstellen werden die Eichhörnchen durch das Jahr zugefüttert.
Sie werden dadurch nicht abgehalten, in der Umgebung Futter zu suchen, wissen aber, dass sie dort notfalls immer etwas zu fressen und zu trinken finden. Auch Sie können den Hörnchen durch den Winter helfen:
- Wasserschalen aufstellen und regelmäßig auffrischen.
- Futterstellen einrichten und mit Sonnenblumenkernen, Haselund Walnüssen bestücken. Die Nüsse mit und ohne Schale hinlegen. Kleingeschnittene getrocknete Dattel- und Aprikosenstückchen (ungeschwefelt) sind gehaltvolle Snacks.
In vielen Städten wurden Baumhaselbäume gepflanzt. Diese werfen im Herbst viele kleine Haselnüsse ab, die die Hörnchen ganz besonders schätzen. Bevor diese Kostbarkeiten von den Straßenkehrmaschinen entsorgt werden, kann man sie aufsammeln und sie den Hörnchen dann im Winter in die Futterstelle legen. Gartenbesitzer können noch mehr tun, indem sie Haselnusssträucher pflanzen oder die von den Hörnchen platzierten Nusspflänzchen stehen lassen.
Tipps:
- Wasserschalen während des gesamten Jahres aufstellen und regelmäßig säubern und neu befüllen.
- Regentonnen abdecken oder 2-3 Ausstiegshilfen anbringen. Swimmingpools abdecken oder zumindest mehrere Ausstiegshilfen für Tiere anbringen.
- KEINE Gifte in Gärten, Höfe und Natur (Gift, wie z.B. Schneckenkorn tötet auch Hörnchen, Igel etc.).
- KEINE chemischen Dünger, wie Blaukorn – Tiere nehmen diese kleinen Körnchen auf und sterben qualvoll.
Eine Bitte der Eichhörnchen im Herbst:
„Wir Hörnchen haben jetzt viel zu tun: Vorräte für den Winter müssen angelegt werden, da können wir manchmal nicht nach rechts oder links gucken und rennen einfach so über den Fahrdamm. Halten Sie auf den Straßen beim Fahren bitte die Augen für uns auf und die Füße bremsbereit? Dankeschön!“
Unsere hauptsächliche Arbeit findet in der Auffangstation statt. Hier werden die aufgenommenen Eichhörnchen behandelt, und wir versuchen, sie wieder gesund für die Freiheit zu machen.
Diese Tätigkeit beschäftigt uns nahezu rund um die Uhr. Leider kommen unsere Eichhörnchen nicht mehr sonderlich gut mit den veränderten Klimaund Umweltbedingungen zurecht. Der Lebensraum wird immer mehr zerstört, Bäume werden gefällt. Der Kampf, in dieser Umwelt zu überleben, sich immer wieder neue Plätze für ihre Nester zu suchen, Wasser und Futter zu finden und sich und auch die Jungen immer wieder neu in Sicherheit bringen zu müssen, verbraucht bei unseren Eichhörnchen enorm viel (Lebens-) Kraft.
Kraft, die nicht unendlich ist. Dieser enorme Stress wirkt sich auf ihr Immunsystem aus. Wir bekommen Jungtiere, die vor Schwäche kaum trinken können. Die Eichhörnchen kommen mit Krankheiten zu uns, die wir trotz fast zwanzigjähriger Erfahrung nicht kennen. Sie können auch Parasiten nicht mehr viel entgegensetzen. Das zunehmend sich verändernde Klima gibt den ohnehin schon angeschlagenen Tieren den Rest. Es ist für sie gut, wenn der Winter kalt ist. Dann können sie in der Winterruhe ihren Stoffwechsel herunterfahren, viel ruhen und sich regenerieren. Das ist bei zu warmen Wintermonaten nicht möglich, das Futter ist schneller aufgebraucht. Die Hörnchen gehen dann schon nicht fit in das neue (Aufzucht-) Jahr. Sehr viele Eichhörnchen schaffen es nicht, wir können sie nur möglichst schmerzund angstfrei auf ihrem letzten Weg begleiten. Deshalb freuen uns die Fälle, in denen wir Eichhörnchengruppen über Auswilderungsvolieren gesund in die Freiheit entlassen können, ganz besonders. Unsere Schützlinge dürfen in ihrem eigenen Tempo die Voliere verlassen, können aber wieder zurückkommen, solange sie es brauchen und finden dort weiter Futter- und Schlafplätze. Es ist auch schon vorgekommen, dass kranke, verletzte Eichhörnchen nach längerer Zeit zurückkommen, um erneut Hilfe zu bekommen.
Bei Eichhörnchen (und anderen Wildtieren) kann man Auswirkungen des Klimawandels erkennen.
So dauert der Zeitraum, in dem Junge geboren werden, bereits wesentlich länger. Seit einigen Jahren schon beginnt die Paarungszeit der Eichhörnchen im Dezember (1 Monat vorversetzt), die ersten Würfe erfolgen im Januar. Seit drei Jahren beobachten wir, dass noch bis Ende August/ Anfang September (1,5-2 Monate länger) Junge geboren werden. Das kostet die Mütter mehr Kraft und vor allem: Die Jungtiere haben nicht genug Zeit, sich auf den Winter vorzubereiten. Und entsprechend länger ist auch für uns und andere Hörnchenstationen die Zeit des Versorgens und der Aufzucht.
Eichhörnchen werden aus verschiedenen Gründen zu uns gebracht:
- Junge Hörnchen, die ihre Mutter verloren haben und nun auf der Suche nach ihr sind.
- Sie irren in der Gegend umher, bis sie zu schwach sind. Manche dieser Tiere laufen dann zu Menschen, in der Hoffnung, dass ihnen geholfen wird.
- Jungtiere fallen aus den Nestern, z.B. bei Krähenangriffen. Ein Finder brachte uns die 5 Wochen alte Kathy. Sie war einer Krähe aus dem Schnabel gefallen.
- Zwei Geschwister, Bonnie und Clyde, wurden im Garten einer Familie gefunden. Da auf der Straße davor ein überfahrenes adultes Hörnchen gefunden wurde, gingen wir davon aus, dass die Jungtiere nach ihrer Mutter suchten.
- Manche der kleinen Hörnchen sind krank, haben z.B. die Eichhörnchenpocken. Ohren, Füße, Hände und andere Stellen verkrusten, und die Tiere haben starke Schmerzen.
Wenn wir beratend zur Seite stehen können und die Finder unsere Tipps anwenden, kommt es auch öfter dazu, dass die Muttertiere die heruntergefallenen (nicht verletzten) Jungen holen und zurück ins Nest bringen.
Einige Beispiele unserer Arbeit:
Wir nehmen viele geschwächte adulte Eichhörnchen auf, mehr als in früheren Jahren. Auch Tiere, die angefahren wurden und das überleben, können so manches Mal nach einiger Zeit wieder ausgewildert werden.
Wir haben Hörnchen aus Katzennetzen befreit, die meisten entlassen wir vor Ort wieder. In einem Fall wurde uns ein im Katzennetz hängendes Hörnchen gemeldet. Die Mieter waren verreist und die Wohnung befand sich im dritten Stock, so dass wir mit der Leiter nicht herankamen. Hier hatten das Hörnchen und wir Glück und bekamen Hilfe vom THW.
Drei Eichhörnchenjungen liefen in einem Garten immer wieder vor die Terrassentür. Nach zwei Tagen merkten die Gartenbesitzer, dass die Jungen schwächer wurden und nahmen sie herein. Einen Tag später stellten sie fest, dass das Muttertier in ihrer Regentonne ertrunken war.
Im Sommer gefundene junge oder verletzte Hörnchen sind oft dehydriert. Vor allem aber werden geschwächte Tiere sehr schnell von Fliegen aufgesucht. Diese legen ihre Eier an den Hörnchen ab, aus denen sich oft nach nur ein paar Stunden Maden entwickeln. Die Maden ernähren sich von dem geschwächten Tier, fressen sich in die Haut, gelangen durch den After in den Darm. Wir haben oft stundenlang damit zu tun, Eichhörnchen von den Fliegeneiern zu befreien und Maden abzusammeln. Bei schwerem fortgeschrittenem Fall bleibt leider nur die Einschläferung.
Wir bekommen öfter Eichhörnchen, die durch einen Sturz oder die Kollision mit einem Auto ein schweres Schädel-Hirn-Trauma haben. Sie benötigen viel Ruhe, Medikamente und können oft nicht allein Nahrung aufnehmen. Wir füttern sie, auch adulte Tiere, bis sie wieder selbst fressen können
Ein adultes Hörnchenmännchen war in einen nicht abgedeckten Swimmingpool gefallen. Es wurde zu uns gebracht und zeigte kaum noch Lebenszeichen, war völlig unterkühlt und obwohl wenig Hoffnung bestand, versuchten wir ihm zu helfen. Tatsächlich schaffte er es und konnte in sein Revier zurückkehren. Die Gartenbesitzerin versprach, künftig den Pool abzudecken.
Eichhörnchen neigen zu Abszessen. Häufig sind bei einem Abszess im Gesicht die Zähne beteiligt. Da die Schneidezähne, lebenslang wachsen, kann es zu Fehlstellungen bzw. ungebremsten Wachstum kommen. In einem solchen Fall kürzen wir zunächst die Schneidezähne und der Abszess wird geöffnet.
Generell gilt:
- Sichtbar verletzte Tiere aufnehmen. Sie brauchen Hilfe.
- Hörnchen jeden Alters, auf denen Fliegeneier oder Maden zu sehen sind, benötigen eine schnellstmögliche Behandlung.
- Tiere, die aufgrund eines Zusammenstoßes mit einem Auto am Boden liegen und noch leben, haben bei schneller richtiger Hilfe durchaus eine Chance, den Unfall zu überleben.
- Ausgewachsene Hörnchen bitte immer mit einem Tuch oder Handschuh aufnehmen. Sie können im Schock zubeißen.
- Junge Eichhörnchen, die dem Menschen folgen, an ihm hochklettern, vor der Haustür sitzen (ohne dass die Mutter in der nächsten Stunde zu sehen ist) oder sogar ins Haus kommen, bitten um Hilfe! Sie haben ihre Mutter verloren
Liebe Gartenbesitzer, bitte lassen Sie Ihre Gärten so naturnah wie möglich!
Man kann so vielen Wildtieren helfen, indem man den Garten nicht völlig leerräumt. Igel und einige andere Gartenbewohner freuen sich über Zweigund Laubhaufen, Vögel ernten Blütenstauden ab usw.