Tierschutzfälle

Verletzter Höckerschwan gerettet

An der Frieda-Arnheim-Promenade, einem Uferweg an der Havel in Berlin-Spandau, leben viele Wasservögel. Ezat und Maurice, die hier arbeiten, verbringen auch fast jede Pause am Havelufer, beobachten die Nonnengänse, Enten und Schwäne und teilen ihren Proviant mit ihnen. So ist den beiden jungen Männer Mitte Juni ein erwachsener Höckerschwan aufgefallen, der sein rechtes Bein offensichtlich nicht mehr benutzen konnte.

Die Schwanretter Ezat (li) und Maurice. Foto: © aktion tier, Ursula Bauer

Der Vogel schwamm nur noch einseitig, stehen war unmöglich. Mit Brot lockten die Männer das Tier Richtung Ufer und sahen dann auch die Ursache: eine lange Angelschnur hatte sich um das Schwanenbein gewickelt und den Vogel einseitig gefesselt. Er muss schlimme Schmerzen gehabt haben. Nach einigen missglückten Fangversuchen rief Maurice bei uns an und bat um Hilfe.

Am nächsten Tag versuchten wir dann gemeinsam mit verschiedenen Tricks und (ausnahmsweise) Toastbrot, an den Schwan heranzukommen. Kein Erfolg – der Vogel war schon so misstrauisch, dass er sofort die Flucht ergriff, sobald sich jemand näherte. Maurice versuchte es sogar mit einem kleinen Motorboot, das er extra organisiert hatte und fachmännisch manövrierte. Indessen zupfte der Schwan ständig an der lästigen Schnur herum und bekam schließlich das Bein frei.

Da Maurice ihm mit dem Boot den Weg aufs offene Wasser versperrte, steuerte der Schwan schließlich das Ufer an und kam an Land. Was für ein Glück für uns, denn an Land sind die großen Vögel recht unbeholfen. Ezat nutzte die Chance, bekam den Schwan zu fassen und drückte ihm die Flügel an den Körper, so dass eine Flucht ausgeschlossen war. Schnell einen Stoffbeutel über den Kopf gestülpt und schon war Ruhe. Das funktioniert bei allen Tieren – sobald sie nichts mehr sehen, beruhigen sie sich.

Dann konnten wir auch das Bein untersuchen. An der Ferse, oberhalb des Laufknochens, hatte sich die Angelschnur so tief ins Fleisch geschnitten, dass sie von außen nicht mehr zu sehen war. Das umliegende Gewebe hatte sich bereits entzündet. Der Rest der Schnur baumelte in einem großen Knäuel mitsamt Angelhaken und Bleikügelchen am Bei herum. Wir konnten vor Ort nichts anderes tun, als dieses Knäuel zu entfernen. Den Rest musste ein Tierarzt übernehmen. Also wurde der Schwan in ein Leintuch gewickelt und in die Tierklinik der Freien Universität Berlin im Stadtteil Bezirk Steglitz-Zehlendorf (Düppel) gebracht, wo sich die Wildtier-Experten um ihn kümmerten.

Fast vier Wochen musste der Patient in der Klinik bleiben, wo die eingewachsene Schnur und bereits abgestorbenes Gewebe entfernt und die Wunde versorgt wurde. Endlich war es dann so weit, dass der genesene Vogel in seinem Revier an der Havel freigelassen werden konnte. Ezat und Maurice werden ihn und die anderen Wasservögel im Auge behalten und wir bedanken uns herzlich bei der Tierklinik Düppel!

Noch eine Bitte an Sie: Wenn Sie draußen an Gewässern sind und Hinterlassenschaften von Anglern wie Schnüre und Haken entdeckt, dann nehmen Sie sie bitte mit und entsorgt Sie sie im Müll. Danke!

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.