Jährlich verschwinden in Deutschland mehrere Hunderttausend Haustiere, meist Katzen, spurlos. Der Verdacht auf Tierfänger liegt oft nahe. Doch allen Gerüchten zum Trotz gab es in den letzten Jahrzehnten nur sehr wenige Fälle, in denen ein organisierter Diebstahl von Haustieren im großen Stil nachgewiesen werden konnte, die meisten davon zudem im Nicht-EU-Ausland. Häufiger hingegen sind Fälle von einzelnen Personen, die Tiere stehlen oder quälen. Das Auslegen von Giftködern etwa oder auch das Freilassen von auf Koppeln oder in Ställen gehaltenen Tieren geschieht aus den unterschiedlichsten Motiven. Einige vermisste Haustiere, die während ihres Freilaufes oder eines Spazierganges vergiftete Köder aufgenommen haben, sterben unbemerkt in einem Versteck und werden nicht oder erst sehr spät gefunden. Viele Tiere, die ohne Aufsicht im Freien unterwegs sind, fallen auch dem Straßenverkehr zum Opfer. Es gibt keine offiziellen Statistiken für vierbeinige Verkehrstote, Schätzungen gehen jedoch von mehr als 70.000 getöteten Haustieren pro Jahr aus.
Katzenfell
Die Gefahr, dass eine freilaufende Katze etwa wegen ihres Pelzes Tierfängern zum Opfer fällt, sollte nicht zu hoch eingestuft werden. Die Einfuhr und der Handel von Hunde- und Katzenfell sind mittlerweile EU-weit verboten, abgesehen von privaten Verwertern sind also die Möglichkeiten äußerst gering, ein Fell gewinnbringend zu vermarkten. Zwar sind immer noch fehlende Deklarationspflichten auch auf dem Pelzmarkt Tierschützern ein Dorn im Auge, ermöglichen sie doch das Umgehen des Verbotes (wenn auch mit Umwegen, die Zeit und Kosten in Anspruch nehmen). Wenn aber Felle von Hund oder Katze doch in Umlauf kommen, stammen sie wegen der gängigen Massenproduktion so gut wie immer aus Asien, wo es in vielen Fällen weiterhin kein Tierschutzgesetz gibt und Tiere (nicht nur für die Pelzproduktion) unter schrecklichen Bedingungen gezüchtet und getötet werden.
Ca. 500.000 Hunde und Katzen werden jährlich erschossen
Der wohl weitaus größte Teil verschwundener Haustiere jedoch fällt Jägern zum Opfer. Wildernde Hunde dürfen „aus Gründen des Jagdschutzes“ abgeschossen werden, Katzen müssen sich je nach Bundesland lediglich in einer Entfernung von 200-500 m zum nächsten Haus aufhalten, um legal abgeschossen werden zu dürfen. Auch hier gibt es keine offiziellen Statistiken, da längst nicht alle geschossenen Tiere gemeldet werden. Häufig lassen Jäger ein abgeschossenes Haustier aus Angst vor Scham und Rache unerkannt verschwinden. Vertreter der Jagdverbände schätzen die Zahl der jährlich geschossenen Haustiere auf über 250.000 Hauskatzen sowie etwa 20.000 Hunde. Tierschützer gehen von noch einmal deutlich höheren Zahlen aus: bis zu 450.000 Katzen und bis zu 70.000 Hunde. Die Dunkelziffer jedoch ist unbekannt. Dabei wissen viele Bürger gar nicht, dass auch auf ihre Haustiere ganz offiziell Jagd gemacht wird. Für die Jagd auf Katzen etwa werden spezielle Lockstoffköder angeboten, die in einem Umkreis von bis zu mehreren hundert Metern wahrgenommen werden und Katzen anlocken können. Ebenso sind Fallen für Katzen, darunter auch totschlagende, problemlos im Fachhandel und im Internet erhältlich. Die Jagd auf Haustiere wird unter anderem mit dem Schutz von Bodenbrütern wie Rebhühnern oder auch Hasenpopulationen gerechtfertigt, obgleich dieser Jagdschutz sich vor allem auf streunende und wildernde Tiere beruft. Da die Jäger sich aber meist auf der Seite des Gesetzes wähnen, ist ein Rechtsstreit – wenn es überhaupt soweit kommt – meist nicht sehr aussichtsreich. Der beste Schutz der Haustiere besteht also darin, sie möglichst nur in gesicherten Freiräumen ohne Aufsicht zu lassen.
Auch der Missbrauch von entführten Haustieren als Versuchstiere dürfte als kleinere Gefahr einzuschätzen sein, da alle Einrichtungen, die Tiere für Tierversuche halten wollen, EU-weit Genehmigungen und lückenlose Herkunftsnachweise führen müssen. Generell trifft wohl jedoch immer noch das Sprichwort zu: Vorsicht ist die beste Versicherung. Wenn möglich, sollten Haustiere nicht unbeaufsichtigt bleiben.