Er steht an der Spitze der Nahrungskette. Nicht nur Rotkäppchen musste sich vor dem Wolf in Acht nehmen: Ein ausgewachsener Wolf frisst täglich etwa 3-4 Kilogramm Fleisch, vor allem Landwirte sahen und sehen das mit Besorgnis. Denn da durch die Zersiedelung nicht nur seine ursprünglichen Lebensräume immer weiter eingeschränkt wurden, sondern damit auch das natürliche Nahrungsangebot zunehmend minimiert wurde, fielen vermehrt auch Rinder, Schafe, Ziegen und andere domestizierte Tiere Wolfsangriffen zum Opfer.
Wölfe wurden daher auch in den Gebieten des heutigen Deutschlands erbarmungslos gejagt, bis sie vor etwa 150 Jahren so gut wie ausgerottet waren. Erst nach dem zweiten Weltkrieg zogen einzelne Tiere aus Polen wieder über die Grenzen der damaligen DDR, wo sie jedoch als Schädlinge betrachtet und konsequent abgeschossen wurden. Erst seit der Wiedervereinigung 1990 sind Wölfe bundesweit geschützt, sowohl durch das Bundesnaturschutzgesetz als auch (wie in allen anderen EULändern) durch die sogenannte FloraFauna-Habitat-Richtlinie. Zusätzlich verbietet das Washingtoner Artenschutzabkommen den internationalen Handel mit Wölfen oder Körperteilen wie Fellen. Nur in Ausnahmefällen dürfen Wölfe im Rahmen des Wolfsmanagements getötet werden, etwa wenn einzelne Tiere wiederholt Herden angreifen. Dies führte dazu, dass Wölfe in Deutschland seit mehreren Jahrzehnten wieder einen festen Platz gefunden haben.
Ende der 1990er-Jahre siedelten sich erstmals Wölfe auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in der Lausitz an. Seitdem verbreiteten sich die Wolfsrudel zunächst in Ostdeutschland, später in fast allen Bundesländern. Heute leben nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz 128 Rudel, 35 Paare und ca. 10 sesshafte Einzelwölfe in Deutschland. Begegnungen mit Wölfen sind sehr selten, doch hin und wieder sorgen ebensolche auch für Schlagzeilen. So zuletzt im Frühling dieses Jahres, als ein Wolf zur Geisterstunde durch die Kölner Innenstadt streifte, gefilmt von mehreren Videokameras und aufmerksamen Anwohnern.