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Schlangenalarm im Blumengeschäft

Ein blinder Passagier in einer Kiste, die aus Florida kam: Mario Assmann macht sich auf den Weg in eine Blumenhandlung.

Schlangenfund im Blumenhandel
Die gefundene Schlange wird auf die Reptilienstation der Tierschutzzentrums aktion tier Meissen gebracht. Foto: © Tino Plunert

Im vergangenen Dezember wurde Mario Assmann von aktion tier-Meissen zum Blumengroßhandel Schünemann in Radeburg (Sachsen) gerufen. Dort hatte man in einer Kiste mit Pflanzen aus Florida eine Schlange entdeckt.

Natürlich war die Angst groß, dass es sich um eine gefährliche Giftschlange handeln könnte. Mario Assmann und sein Team von aktion tier-Meissen rückten sofort aus. Der 15cm lange „blinde Passagier“ wurde vorsichtig begutachtet, in eine Transportbox umgesetzt und ins Tierschutzzentrum Meissen gebracht, welches über eine eigene Reptilienstation verfügt.

Bei dem geretteten Tier handelt es sich um eine Gewöhnliche Strumpfbandnatter (Thamnophis sirtalis). Sie ist die bekannteste und häufigste Art innerhalb der Gattung der Strumpfbandnattern und kommt in vielen Farbvarianten vor. Unser Findling ist eine Thamnophis sirtalis `Florida Blue´. Diese bis zu 120cm groß werdende Schlange kommt in großen Teilen der östlichen USA vor. Sie ist sehr anpassungsfähig und man findet sie sowohl in freier Natur als auch in besiedelten Bereichen zum Beispiel in Stadtparks. Die Gewöhnliche Strumpfbandnatter ernährt sich unter anderem von Fischen, Würmern, Fröschen, Schnecken, Mäusen und Ratten, ist völlig harmlos und wird auch häufig als Terrarientier gehalten.

Wie unser kleiner Gast aus Florida in die für Deutschland bestimmte Blumenkiste gelangt ist, werden wir nie erfahren. Die Schlange muss nun in Gefangenschaft leben, ist in unserer Reptilienstation jedoch gut untergebracht und erhält fachkompetente Pflege.

Dieser Schlangenfund ist kein Einzelfall. Regelmäßig berichten Medien von exotischen Tieren, die vor allem mit Südfrüchten nach Deutschland gelangt sind. Sei es die tropische Spinne in der Bananenstaude, der Skorpion im Blumenstrauß oder ein vermeintlich giftiger Frosch in einer Kiste mit Ananas. Aufgrund der zunehmenden Globalisierung und der sehr schnellen Handelswege zum Beispiel durch Flugzeuge überleben viele exotische Tiere den Transport auch aus den entferntesten Ländern. Werden sie dann in Deutschland entdeckt, löst ihr Anblick meist Panik aus. Häuser werden evakuiert, Supermärkte geschlossen. Es gibt natürlich einige wenige fremde Spezies wie beispielsweise die beiden Spinnenarten Brasilianische Bananenspinne (Phoneutria spp.) oder die in Nordamerika beheimatete Südliche Schwarze Witwe (Latrodectus mactans), deren Gift für den Menschen tödlich sein kann. Aber unser Gesundheitssystem ist hoch entwickelt, der Weg zum nächsten Krankenhaus ist kurz. Außerdem existiert in Deutschland ein dichtes Netz an Depots mit Gegengiften. Für Menschen wirklich gefährliche Zwischenfälle ereignen sich äußerst selten. Uns ist kein einziger Vorfall mit tödlichem Ausgang in Deutschland bekannt. Für eine übertriebe Furcht vor fremdländischen Tieren in Importgütern besteht also kein Grund.

Begrüßenswert wäre ein bundesweit einheitliches Haltungsverbot von Exoten

Weitaus brisanter und extrem fahrlässig ist dagegen die bewusste Anschaffung und Haltung von giftigen, exotischen Heimtieren, im Rahmen derer sich jährlich zahlreiche Unfälle ereignen. In einigen Bundesländern wie beispielsweise Hessen, Niedersachsen und Bremen ist die Privathaltung giftiger Tiere bereits untersagt. aktion tier würde hier jedoch ein grundsätzliches, bundeseinheitliches Verbot begrüßen, um die völlig unnötige, potentielle Gefährdung der Allgemeinheit zu verhindern und exotischen Wildtieren die Haltung in Gefangenschaft zu ersparen. Denn artgerecht ist nur die Freiheit!

Video: Schlange aus Florida im Blumengroßhandel

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.