Die Eichhörnchen waren in überwiegend kleinen, aneinandergereihten Gehegen im Innenhof eines ehemaligen Bauernhauses untergebracht, in dem der Halter mit seiner Frau lebte. Als er im September dieses Jahres überraschend verstarb, stand die Witwe plötzlich allein mit den vielen Tieren da. Die Rentnerin hatte sich bisher nie an der Versorgung und Pflege der Eichhörnchen beteiligt und so riefen die angereisten erwachsenen Kinder bei unserer Eichhörnchenexpertin Tanja Lenn an. Die Tiere müssten umgehend weg, niemand wollte nach dem Tod des Besitzers die Verantwortung übernehmen. Wie immer bei derart ausufernden Tierhaltungen, die noch dazu von einer einzigen Person betrieben werden, kam es auch hier von heute auf morgen zu enormen Problemen.
Ich begleitete Frau Lenn bei einer ersten Bestandsaufnahme. Wir fanden 30 Eichhörnchen vor, die mehreren in Deutschland nicht heimischen Arten zuzuordnen sind. Da exotische Eichhörnchen oft sehr schwer zu bestimmen sind, manche Arten in diversen lokalen Unterarten vorkommen und sich verschiedene Arten teilweise bei gemeinsamer Haltung miteinander vermischen, konnten wir nur die vorgefundenen Grauhörnchen, Prevost- Hörnchen sowie eine sibirische Unterart unseres Europäischen Eichhörnchens sicher bestimmen. Bei den übrigen Tieren nehmen wir an, dass es sich um Fuchshörnchen, Hoffmanni-Costa-Rica-Hörnchen und Rotbauchhörnchen handelt. Obwohl die Haltung von Grauhörnchen in Deutschland seit 1999 verboten ist, war seitens der Artenschutzbehörde eine Genehmigung erteilt worden mit der Auflage, die vorhandenen Tiere zu kastrieren. Eine Kontrolle fand jedoch nie statt, so dass der Halter ungehindert Grauhörnchen vermehren konnte.