Animal Hoarding | Tierheim 'aktion tier Zossen'

Animal Hoarding-Fall im Landkreis Teltow-Fläming: Kaninchen beim Tierarztcheck

Vergangenen Mittwoch haben wir die 62 geretteten Kaninchen im Tierheim unserer Tierärztin vorgestellt. Ja, Ihr habt richtig gelesen. Es sind nicht 57, sondern 62 Tiere! Bei so viel Gewusel kann man mit dem Zählen schon einmal durcheinanderkommen, aber jetzt stimmt die Zahl.

Wiegen eines Kaninchens. Foto: © aktion tier, Ursula Bauer

Im Behandlungszimmer stand als erstes das Wiegen auf dem Programm, wobei unsere Pfleglinge zwischen 800 Gramm und 3,5 Kilo auf die Waage brachten. Dann folgte die allgemeine Untersuchung.

Hierbei stellte die Tierärztin bei fast jedem Kaninchen alte Bissverletzungen fest. Viele Ohren waren geschlitzt oder es fehlte ein Stückchen. Auch die Rücken der Tiere waren durch aggressive Rammelversuche zum Teil ohne Fell und arg ramponiert.

Sehr schlimm sahen die Genitalien vor allem der Männchen aus. Bissverletzungen an den Hoden waren bei fast allen Böcken vorhanden, einem fehlte sogar die Penisspitze. Bei einem Tier waren beide Hoden durch Bisse aufgeplatzt und das Hodengewebe ausgetreten. Diesen Rammler hat die Tierärztin gleich in Narkose gelegt und kastriert. Das Tier muss furchtbare Schmerzen gehabt haben.

Gegenseitiges Schubsen oder Zwicken ist zwischen Kaninchen normal. Allerdings war keines der Tiere kastriert und unkastrierte Böcke können sich so lange bekämpfen, bis einer der Rivalen tot ist. Hinzu kommt, dass die distanzlose Enge in ihrem früheren Zuhause die Tiere enorm gestresst hat, so dass sie einander schwer verletzt haben, um sich selbst oder ein kleines Stückchen Lebensraum zu verteidigen.

Dieses Tier hat zwar nicht den berüchtigten Kaninchenschnupfen aber dennoch eine merkliche Nasenschleimhautreizung. Foto: © aktion tier, Ursula Bauer

Kaninchen werden mit 4-6 Monaten geschlechtsreif. Die Tierärztin hat alle in Frage kommenden weiblichen Tiere mittels Ultraschall untersucht. Die meisten waren trächtig. Bei manchen Häsinnen konnte man im Ultraschall schon den Herzschlag der Föten sehen, was ab dem 21. Tag der Trächtigkeit möglich ist. Die Trächtigkeitsdauer beträgt im Durchschnitt 31 Tage. Wir werden also in absehbarer Zeit im Tierheim Nachwuchs bekommen.

Am gleichen Tag bekamen wir außerdem die schlechte Nachricht, dass im Kaninchenkot Kokzidien festgestellt worden waren. Es handelt sich hierbei um einzellige Darmparasiten, die den Darmtrakt schädigen. Zum Beispiel durch Stress aufgrund von Massenhaltung und wenig Platz wie bei unseren Pfleglingen können sich die Kokzidien stark vermehren und zu dünnflüssigem Durchfall, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust führen. Vor allem bei jungen, alten und geschwächten Kaninchen kann die Kokzidose zum Tod führen. Wir behandeln nun sämtliche Tiere medikamentös und achten verstärkt auf Hygiene in den Quarantänezimmern.

Natürlich wurden auch alle Kaninchen gechippt sowie gegen Myxomatose und die Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD) geimpft.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.