Bei Spinnen scheiden sich die Geister. Manche finden sie faszinierend und halten sich sogar exotische Vogelspinnen als Haustiere. Bei anderen wecken Spinnen jedoch Ekel, Abscheu und Grusel. Geschürt wird die bei vielen Menschen zumindest latent vorhandene Abneigung durch unzählige Horrorfilme mit reißerischen Titeln wie „Spider Attack“, „Mörderspinnen“ und „Spinnen des Todes“, in denen Spinnen zu riesigen Monstern mutieren, Menschen töten und ganze Städte in Angst und Schrecken versetzen. Ist die Furcht vor Spinnen derart stark ausgeprägt, dass regelrecht Panik empfunden wird, sprechen wir von Arachnophobie.
Woher kommt diese Arachnophobie, also die krankhafte Angst vor Spinnen?
Ich habe vor vielen Jahren selbst einmal die Panikattacke eines Freundes miterlebt. Angesichts eines winzigen Spinnchens, welches über das Armaturenbrett krabbelte, stoppte dieser erwachsene Mann sein Auto mitten auf einer Kreuzung und floh Hals über Kopf. Erst nachdem ich das Tier in sicherer Entfernung ausgesetzt hatte, war er bereit, die Fahrt fortzusetzen – schweißgebadet und am ganzen Körper zitternd.
Psychologen sehen eine Ursache dieser Angststörung in der Tatsache, dass Menschen dahin tendieren, vor Tieren und Gegenständen Angst zu haben, die vom menschlichen Erscheinungsbild stark abweichen. Allerdings gibt es zahlreiche Tiere, die noch weitaus weniger dem Menschen ähneln als Spinnen. Zum Beispiel Schnecken oder Würmer, die noch nicht einmal Beine haben. Aber von einer Schnecken- oder Regenwurmphobie hat man noch nie gehört.
Des Weiteren könnte die Angst vor Spinnen auch genetisch fixiert sein. Schließlich gibt es tatsächlich diverse gefährliche Spinnentiere und selbst heute sterben jedes Jahr mehrere tausend Menschen zum Beispiel an Stichen von Skorpionen. Die vor Urzeiten angelegte, früher durchaus berechtigte Furcht vor Spinnen könnte also weitervererbt und daher bis heute erhalten sein, selbst wenn aktuell die Gefahr durch Spinnen in den meisten Ländern dieser Erde verschwindend gering ist.
Letztendlich könnte die Angst vor Spinnen auch einfach nur erlernt sein. Wenn die Eltern sich vor den Achtbeinern fürchten, denken die Kinder, dass diese Tiere gefährlich sind und übernehmen automatisch das elterliche Verhaltensmuster.
Ich persönlich halte diese Erklärung für sehr plausibel. Meine Mutter hat uns von klein auf vorgelebt, dass alle Lebewesen, auch die kleinsten Krabbeltierchen, Achtung und Respekt verdienen. Jedes Wesen in Not wird gerettet, nie wird ein Tier geschlagen, geschweige denn getötet (Ausnahme Stechmücken). Ich und meine drei Geschwister haben dieses Verhalten adaptiert. Angst oder gar Panik vor Spinnen kennen wir nicht. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Furcht vor Spinnen bei sogenannten Naturvölkern so gut wie unbekannt ist.