Lebensräume

Artenvielfalt und Artensterben

Niemand kann genau sagen, wie viele Tier- und Pflanzenarten auf der Welt existieren. Neuere Schätzungen gehen von etwas über 8 Millionen aus. Nur etwa 2 Millionen Arten (davon etwa ¼ Pflanzen- und ¾ Tierarten) sind uns überhaupt bekannt und erfasst. Regelmäßig werden neue Arten von Biologen entdeckt (im Jahr 2014 waren es etwa 18.000), doch gleichzeitig wird die sogenannte "Rote Liste", in welcher ausgestorbene, verschollene oder gefährdete Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, Pflanzengesellschaften und auch Biotoptypen sowie Biotopkomplexe aufgelistet werden, immer länger.

Braunbär (Ursus arctos)
In Deutschland ausgestorben - der Braunbär (Ursus arctos). Foto: © Ursula Bauer

Ca. 150 wildlebende Tier- und Pflanzenarten verschwinden TÄGLICH von der Erde: Fachleute sprechen von der sechsten großen Aussterbewelle unserer Erdgeschichte, die zurzeit im Gange ist.

Wer ist Schuld am Artensterben?

Schuld am rasanten Artensterben ist der Mensch. Unter anderem durch die Zerstörung von Lebensräumen, durch Überfischung und Überjagung sowie durch die Umweltverschmutzung haben wir es geschafft, dass weltweit bis zu 150 wildlebende Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich von der Erde verschwinden – nicht etwa jährlich, sondern jeden Tag!

Wann begann das Artensterben?

Gemäß wissenschaftlichen Erkenntnissen begann das Artensterben bereits in grauer Vorzeit, als die Steinzeitmenschen zu jagen lernten. Während damals jedoch „nur“ wenige Arten pro Jahr ausstarben, sind es heute über 50.000.

Wo sterben die meisten Arten und welche sind das?

Besonders gravierend ist das Artensterben auf Madagaskar, in der Karibik, in den Küstenwäldern Brasiliens und den Anden. In Australien kämpft man vor allem gegen fremdlänische Arten, die die dortige Flora und Fauna nachhaltig zerstören: Auf keinem Kontinent starben in der Vergangenheit so viele unterschiedliche heimische Säugetiere aus wie in Australien. Schätzungen besagen, dass jährlich ca. 75 Millionen wilde Tiere den einst eingeschleppten und längst verwilderten, oder auch entlaufenen Hauskatzen  zum Opfer fallen. So jagen diese fremdländischen Katzen beispielsweise nach kleinen Känguruarten. Die Konsequenz der menschlichen Nachlässigkeit: Um das Artensterben aufzuhalten, sollen im Rahmen eines Programms spezielle Giftköder für Katzen in Nationalparks und weiteren Schutzgebieten ausgelegt werden, an denen die Katzen verenden.

Ein anderes Beispiel für das Artensterben sind Organ-Utans. Sie kommen nur auf Borneo und Sumatra vor und gehören zu den am stärksten bedrohten Primaten. Heute sollen in freier Wildbahn nur noch etwa 47.000 Exemplare dieser „Waldmenschen“ leben. Wenn die Zerstörung ihrer Lebensräume vor allem durch die Anlage von Palmöl- Plantagen nicht gestoppt wird, werden diese einzigartigen Geschöpfe in etwa 20 Jahren ausgerottet sein.

Sterben auch in Deutschland Arten aus?

Das Artensterben findet auch hierzulande statt: Betrachtet man nur die Säugetiere, so wurden in Deutschland bereits 13 Arten ausgerottet (z.B. Elch, Wisent, Auerochse, Wolf, Braunbär). Fünf weitere Arten sind akut vom Aussterben bedroht, 12 Arten sind in ihrem Bestand stark gefährdet (z.B. Luchs, Wildkatze, Feldhamster). Sogar der Igel steht auf der Vorwarnliste innerhalb der Roten Liste von Sachsen-Anhalt. In Thüringen gilt der Igel bereits als gefährdete Tierart. Aus diesem Grund hat aktion tier diesem `Stacheltier` eine eigene Aufklärungskampagne gewidmet. Um auf den Rückgang von Vogelarten aufgrund des Verlusts von Brutstätten im urbanen Raum aufmerksam zu machen, haben wir außerdem eine Kampagne mit dem Titel „Artenschutz an Gebäuden“ durchgeführt.

Die Rote Liste für Deutschland kann man beim Bundesamt für Naturschutz herunterladen.

Was tut aktion tier dagegen?

aktion tier setzt sich seit vielen Jahren durch Aufklärungsarbeit und Soforthilfe vor Ort für den Artenschutz ein. Die aktion tier Wild- und Artenschutzstationen Sachsenhagen sowie Rastede sind nur zwei beispielhafte Projekte, mit denen wir aktiv versuchen, etwas gegen diese traurige wie auch besorgniserregende Entwicklung zu tun.

Verschiedene Aufklärungskampagnen, zum Beispiel zum Artenschutz an Gebäuden oder zum Igel, tragen dazu bei, das Thema Artensterben publik zu machen und vor allem den Menschen Hinweise zu geben, wie sie mit ihrem Verhalten einen kleinen Beitrag zum Artenschutz leisten können.

Unsere Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit sind jede Woche wieder an mobilen Informationsständen unterwegs, verteilen Flyer und Informationsmaterial an Passanten und klären zum Artenschutz auf. Denn im Artenschutz verhält es sich wie mit vielem anderen: Jeder einzelne muss ein kleines Stück dazutun, um den bislang negativen Trend des Artensterbens zu stoppen.