Diese können, hochentwickelt und auf dem modernsten Stand der Technik, mit nur wenigen Arbeitsplätzen – d. h. geringen Kosten – riesige Zahlen an Milchvieh „abfertigen“, also füttern, schwängern, melken und, wenn die Milchleistung nicht mehr rentabel ist, Kühe für den Weg zum Schlachthof aussortieren. Gleichzeitig werden auch die Milchkühe immer weiter auf Leistung gezüchtet. Eine moderne Milchkuh gibt mit bis zu 7 Tonnen pro Jahr fast ein Drittel mehr Milch als eine Kuh noch in den 1990er Jahren. Dies erklärt auch, warum die Gesamtmenge der heute produzierten Milch steigt, obwohl die Anzahl der Milchkühe seit Jahren sinkt. Auch die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit Milchkuhhaltung wird immer kleiner – in den letzten 15 Jahren sind bundesweit ca. 60.000 wirtschaftliche Milchbetriebe verschwunden. Ähnlich wie in anderen Sparten der Agrarindustrie sorgt der gewaltige Preisdruck auch im Milchgeschäft dafür, dass eine immer größere Menge zu immer niedrigeren Preisen produziert werden muss.
Zur Hochleistung gezwungen, sind die Körper der Milchkühe nach wenigen Jahren ausgelaugt. Knochenbrüche und Mangelerscheinungen sind keine Seltenheit und Anzeichen dafür, dass der Körper der Kuh sich selbst Energie entzieht, die für die Milchbildung benötigt wird. Viele Menschen verschließen zudem die Augen davor, dass auch Milchkühe in erster Linie Mütter sind, die ihre Kinder stillen wollen. Nur wenn sie trächtig sind und Kälber auf die Welt bringen, geben Kühe Milch. Nach etwa 5-7 Jahren schließlich wird die Milchkuh in der Regel unrentabel, sie verbraucht mehr Energie in Form von Futter, als sie produzieren kann – dies ist dann meist das Todesurteil. Angesichts dieses Kreislaufs scheint – unterstützt vom geschönten Werbeidyll – der Ausweg leicht: Für viele Verbraucher bietet das Biosiegel die Möglichkeit, sich relativ leicht ein gutes Gewissen zu erkaufen. Bilder von glücklichen Kühen auf grünen Wiesen versprechen eine schöne Welt, fernab von der Anbindehaltung in dunklen Ställen, von Spaltenböden und dem Elend in der Massentierhaltung.