Rinder- Wahnsinn:
Wie Kühe, Kälber und Mastrinder leiden
Heutzutage werden Hausrinder, unsere Fleisch- und Milchlieferanten, auf immer größere Leistung gezüchtet, was ihre Gesundheit und Lebensqualität beeinträchtigt. Anders als uns die Werbung suggeriert, grasen die meisten Rinder nicht auf grünen Wiesen in idyllischen Landschaften, sondern verbringen ihr gesamtes Leben eingesperrt im Stall, wo sie ihre artgemäßen Bedürfnisse nicht ansatzweise befriedigen können.
Ursprung
Der auch als „Ur“ bezeichnete Eurasische Auerochse (Bos primigenius) gilt als Stammform unseres Europäischen Hausrindes. Diese beeindruckende Wildrindart ist jedoch seit 1627 ausgestorben. Wissenschaftler gehen davon aus, dass vor rund 8.000 Jahren eine in Syrien, im Irak und in Pakistan aus lokalen Auerochsen gezüchtete Rinderrasse nach Europa importiert wurde. Aus dieser entstanden durch Züchtung unsere verschiedenen Hausrind-Rassen.
Wissenswertes
- Rinder sind als Wiederkäuer reine Pflanzenfresser und besitzen ein vierteiliges Magensystem, bestehend aus dem Pansen, dem Netzmagen, dem Blättermagen und dem Labmagen.
- Sie sind ausgesprochene Herdentiere und zeigen im Verband nicht nur ein arttypisches Rangordnungsverhalten, sondern auch eine ganz charakteristische Vorliebe für Gemeinschaftlichkeit. Rinder fressen zum Beispiel gerne zusammen und legen sich auch in der Gruppe zum Ruhen hin.
- Von wegen „dumme Kuh“ – Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass Rinder so intelligent wie Pferde sind. Nur ihre Bewegungen sind langsamer und behäbiger. Auch ist ihr Minenspiel nicht so fein, was aber daran liegt, dass Rinder weniger Gesichtsmuskeln als Pferde haben.
- In einer wesensgemäßen Haltung mit intensivem Kontakt zu Menschen sind sie verschmust, freundlich und friedfertig. Manchmal ein wenig eigensinnig, aber immer neugierig und an allem interessiert, was um sie herum geschieht.
- Rinder sind mutig, wenn es darum geht, Störenfriede von ihrer Weide zu vertreiben und gehen mit Herdengenossen, die sie mögen, sehr sanft und liebevoll um.
- Sie lassen sich bei entsprechendem Training gerne vor einen Wagen spannen und sogar reiten.
Bezeichnungen
Bezeichnungen | |
Stier/Bulle | Geschlechtsreifes männliches Rind |
Ochse | Kastriertes männliches Rind |
Kalb | Weibliches/männliches Rind bis zu einem Alter von ca. sechs Monaten |
Färse | Weibliches Jungrind bis zur ersten Geburt |
Kuh | Weibliches Rind nach der ersten Geburt |
Milchkuh | Kuh, die zur Milchproduktion gehalten wird |
Rechtliche Grundlagen
Für die Haltung von Rindern (Milchkühe, Mast- und Zuchtrinder) existieren in Deutschland keine detaillierten gesetzlichen Regelungen. Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) beschreibt lediglich allgemeine Mindestanforderungen an die Haltung von Nutztieren, ohne auf die speziellen Bedürfnisse von Rindern einzugehen. Einzig die Haltung von Kälbern bis zum sechsten Lebensmonat wird durch die TierSchNutztV konkreter geregelt.
Das Rind als Nutztier
Die Rinderhaltung in Deutschland dient vorrangig der Erzeugung von Fleisch und Milch. Dementsprechend wurden spezielle Milch- und Fleischrassen gezüchtet, welche die jeweils gewünschte Eigenschaft aufweisen. Daneben gibt es auch sogenannte Zweinutzungsrassen, die sowohl zur Milchproduktion als auch zur Fleischgewinnung genutzt werden können. Aktuell werden in Deutschland mehr als 12,6 Millionen Rinder gehalten.
Enthornung
Durch das Entfernen der Rinderhörner sollen vor allem gegenseitige Verletzungen verhindert werden. Hornlose Rinder halten außerdem weniger Abstand zueinander, so dass mehr Tiere in einen Stall passen. Die Zerstörung der Hornanlagen durch Ausbrennen oder Verätzen ist in Deutschland bei Kälbern bis zu einem Alter von sechs Wochen unverständlicherweise ohne Betäubung erlaubt und wird in der Regel vom Landwirt selbst vorgenommen. Gemäß Tierschutzgesetz ist der Eingriff nur im Einzelfall zulässig, wenn er für die vorgesehene Nutzung des Kalbes zu dessen Schutz oder zum Schutz anderer Tiere unerlässlich ist. Tatsächlich werden jedoch 75% der in Deutschland geborenen Kälber jährlich dieser äußerst schmerzhaften Prozedur unterzogen. Kein Einzelfall also, sondern grausame Routine.
Ab der siebten Lebenswoche darf nur noch unter Betäubung und durch einen Tierarzt enthornt werden, wenn es medizinisch erforderlich ist. Die Amputation von Rinderhörnern zur Anpassung an das Haltungssystem ist verboten. Trotzdem werden häufig vor allem Milchkühen die Hörner abgeschnitten, wenn sie beispielsweise vom Anbindestall in einen Laufstall wechseln. Dabei würde es genügen, den von Natur aus behornten Rindern mehr Platz zur Verfügung zu stellen. Auch das immer wieder angeführte Verletzungsrisiko für Menschen durch Rinderhörner könnte durch eine gute Mensch/Rind-Beziehung und einen geeigneten Stallbau minimiert werden. Wie beim Auerochsen sind auch die Hörner bei Hausrindern ein natürlicher Bestandteil ihres Körpers und außerdem von großer Bedeutung für Sozialverhalten, Rangordnung und Körperpflege. Inzwischen liegt „Wegzüchten statt Wegbrennen“ voll im Trend. Bei einigen Rassen wie Galloway oder Aberdeen Angus ist das Fehlen der Hörner bereits dauerhaft genetisch verankert.
Unsere Rinder werden an die Haltungsbedingungen angepasst – eigentlich müsste es umgekehrt sein!
Schwanzspitzenkürzen
Vorrangig Mastbullen, die ausschließlich in Ställen mit Betonspaltenböden gehalten werden, erkranken häufig an einer Entzündung der Schwanzspitze (Schwanzspitzennekrose). Die eitrige Infektion kann sich im Körper ausbreiten und zu Gelenkentzündungen oder sogar Lähmungserscheinungen führen. Als Ursachen der Schwanzspitzennekrose werden Trittverletzungen, gegenseitiges Benagen oder Besaugen der Schwanzspitzen, Verletzungen an Spaltenböden mit scharfen Kanten oder Rattenbisse vermutet. Auch ein zu geringer Rohfaseranteil im Futter soll die Gefahr der Erkrankung erhöhen.
Das prophylaktische Abbinden der Schwanzspitzen, damit diese absterben, ist seit 1998 in Deutschland verboten. Allerdings kann die zuständige Behörde das Kürzen des bindegewebigen Endstücks des Schwanzes von unter drei Monate alten männlichen Kälbern mittels elastischer Ringe erlauben, wenn der Halter glaubhaft darlegt, dass der Eingriff im Hinblick auf die vorgesehene Nutzung zum Schutz der Tiere unerlässlich ist. Da belegt ist, dass Bullenschwänze bei der Stallhaltung auf Vollspaltenböden verletzt werden, genügt diese Art der Haltung oft als Begründung für das Schwanzspitzenkürzen. Wir sind der Meinung: Wenn erwiesen ist, dass die Form der Haltung für eine Erkrankung verantwortlich ist, muss diese verändert werden – nicht das Tier!
Anbindehaltung
Außer in der Biohaltung dürfen deutsche Rinder ab einem Alter von sechs Monaten angebunden gehalten werden. Auch ganzjährig. In dieser besonders tierfeindlichen Haltungsform, die vorrangig Milchkühe betrifft, stehen die Tiere auf festen Plätzen nebeneinander aufgereiht. Durch Ketten, Gitter, Halsrahmen oder Halsgurte fixiert können sie sich kaum bewegen. Aufstehen und Abliegen ist eingeschränkt möglich, jede andere Art der Fortbewegung jedoch ausgeschlossen. Dabei sind Rinder gesellig, neugierig und bewegungsfreudig. Die Tiere teilweise ihr Leben lang in oft auch noch dunklen Ställen mit Blick auf eine Wand angebunden zu halten, ist nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar.
Kälberaufzucht und –mast
Die meisten der etwa 4 Millionen Kälbchen, die jährlich in Deutschland das Licht der Welt erblicken, werden bereits wenige Tage nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt und in der Regel in kleinen Einzelboxen untergebracht. Ohne nennenswerten Sozialkontakt zu Artgenossen, ohne Platz zum Springen und Herumtollen, ohne Möglichkeiten, ihre Umgebung zu erkunden. Gerade die ersten Wochen im Leben eines jeden Säugetieres sind äußerst wichtig und prägend. Anstatt von ihren Müttern umsorgt zu werden und deren Milch aus dem Euter zu trinken, leben die durch die Trennung traumatisierten Kälber isoliert und einsam von einer künstlich hergestellten Nährlösung. Die Deutsche Tierschutz- Nutztierhaltungsverordnung erlaubt die Einzelhaltung bis zur maximal achten Lebenswoche. Erst danach ist im Stall die Gruppenhaltung Vorschrift, wobei der zur Verfügung stehende Platz auch hier nur so groß sein muss, dass sich jedes Kalb ohne Behinderung umdrehen kann (1,5-1,8 qm pro Tier). Die Haltung auf nicht tiergerechten Spaltenböden oder reinem Betonboden ist gestattet, Einstreu ist nur bis zur zweiten Lebenswoche vorgeschrieben.
Zur Produktion von Kalbfleisch werden vorrangig männliche Kälber im Alter von zwei bis vier Wochen an spezielle Mastbetriebe verkauft, wo sie in bedrückender Enge in dunklen Hallen intensiv gemästet werden, bis sie im Alter von durchschnittlich fünf bis sechs Monaten ein Lebendgewicht von 200 bis 250 kg erreicht haben und dann geschlachtet werden. Neben den Bullenkälbern werden auch weibliche Kälber gemästet, wenn sie sich nicht als Milchkühe eignen oder der Milchkuhbetrieb, in dem sie geboren wurden, gerade keinen Bedarf an Nachwuchs hat.
Bullenmast
Der größte Teil unseres Rindfleischs stammt von Jungbullen. In der Intensivmast werden die Tiere mit energiereichem Futter in nur etwa 18 Monaten auf ein Schlachtgewicht von mindestens 600 kg hochgemästet. Wie in der Kälbermast werden auch die Jungbullen unnötigerweise bereits nach einem Bruchteil ihrer zu erwartenden Lebenszeit getötet. Und selbst dieses kurze Leben ist nicht ansatzweise tiergerecht, denn die bewegungsfreudigen jungen Rinder werden in der Regel in Gruppen von sechs bis acht Tieren ausschließlich im Stall gehalten. In den kleinen Buchten steht jedem Jungbullen nur etwa 2,5 qm Platz zur Verfügung, was zu Drängeleien, Stress und gegenseitigen Verletzungen führt. Die Stallböden sind üblicherweise komplett mit Beton-Spaltenböden ausgelegt, die nicht eingestreut sind. Separate Liegebereiche gibt es nicht, so dass den Mastrindern zum Fressen, Bewegen und Liegen nur eine harte und durch Kot und Urin sehr glitschige Fläche zur Verfügung steht. In der Folge sind die Tiere verdreckt, rutschen oft aus, es kommt zu Verletzungen und zu Klauen- oder Gelenkserkrankungen. Entzündungen der Schwanzspitzen kommen in der Intensivmast auf Vollspaltenböden häufig vor. Darüber hinaus gibt es immer noch Anbindehaltungen, wo den Mastbullen fast jegliche Bewegungsfreiheit genommen wird.
Mutterkuhhaltung
Die extensivste Form der Rindfleischerzeugung ist die sogenannte Mutterkuhhaltung, die in Deutschland bisher jedoch nur eine geringe Rolle spielt. Hier bleiben die zur Fleischgewinnung vorgesehenen männlichen und weiblichen Kälber nach der Geburt weiter bei den Mutterkühen, die nicht gemolken werden. Ihre Milch dient ausschließlich der Ernährung der Kälber. In der Regel verbringen die Kühe, Kälber und auch ein Stier gemeinsam als Herde zumindest einen Großteil des Jahres auf der Weide, was der ursprünglichen und natürlichen Lebensweise von Rindern entspricht. Die Mutterkühe dürfen in dieser Haltungsform länger leben (ca. acht Jahre) als herkömmliche Milchkühe (maximal fünf Jahre). Die Kälber haben jedoch, nachdem sie von der Geburt bis zum Absetzen (Trennung von der Mutter) im Alter von ca. zehn Monaten ein schönes Herdenleben hatten, keine rosige Perspektive. Denn sie werden entweder gleich mit einem Gewicht von ca. 300 kg als Milchmastrind geschlachtet oder an Händler verkauft, welche die sogenannten Absetzer an Mäster weiter verkaufen. Selten werden die Tiere auch im eigenen Betrieb im Stall weiter ausgemästet.
Milchkühe
Bei der Milchproduktion werden die Kälber direkt nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Ein für Kuh und Kalb gleichermaßen traumatisierendes Ereignis. Kühe geben nur dann über einen längeren Zeitraum hinweg Milch, wenn sie einmal pro Jahr ein Kalb zur Welt bringen. Unmittelbar nach der Geburt beginnt die Laktationsperiode. Das ist die Zeit, in der eine Milchkuh gemolken wird. Nach etwa 305 Tagen Melkzeit wird die Kuh für sechs bis acht Wochen trocken gestellt, damit sich ihr Körper etwas erholen und auf die Geburt des neuen Kalbes vorbereiten kann. Jede Milchkuh wird bereits einige Wochen nach der letzten Niederkunft erneut geschwängert, meist durch künstliche Besamung.
Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 4,28 Millionen Milchkühe gehalten, die rund 31,9 Milliarden Liter Milch produziert haben. Im Durchschnitt gibt eine deutsche Milchkuh heute während der jährlichen Laktationsperiode täglich 24,5 Liter Milch. 1990 war die durchschnittliche Milchleistung einer Kuh mit ca. 15,4 Litern noch deutlich geringer. Das Holstein-Rind (oder Holstein-Friesian) ist die weltweit bedeutendste, auf Hochleistung gezüchtete Milchviehrasse und wird auch in Deutschland in der Milchproduktion am häufigsten eingesetzt. Hier gibt es Kühe, die täglich sogar über 50 Liter Milch geben. Kein Wunder, dass die riesigen Euter die Tiere beim Laufen und Liegen behindern.
Wenn man bedenkt, dass für die natürliche Versorgung eines Kalbes nur acht Liter Milch täglich ausreichend sind, wird deutlich, welche enorme körperliche Leistung den heutigen Milchkühen abverlangt wird. Die systematische, auf immer mehr Milch ausgerichtete Zucht führt zu zahlreichen gesundheitlichen Problemen. Zur Produktion von einem Liter Milch müssen etwa 500 Liter Blut durch die Milchdrüsen des Euters fließen. Dieses Blut fehlt in anderen Körperregionen. Es kommt zu Minderdurchblutungen und einer schlechteren Nährstoffversorgung zum Beispiel im Klauenbereich. Die Folge sind Klauenkrankheiten und Laufprobleme (Hinken). Eine hohe Milchleistung bedeutet auch eine starke Belastung des Stoffwechsels. Daher leiden Hochleistungskühe häufig an Fruchtbarkeitsproblemen, Eierstockzysten, Gebärmutterentzündungen sowie Früh- und Fehlgeburten.
Mit wiederkäuergerechtem Futter wie frischem Gras, Heu und Silage können die heute üblichen hohen Milchmengen nicht erzielt werden. Also kommt Kraftfutter zum Einsatz, welches einen viel zu geringen Rohfaseranteil aufweist. Durch die nicht artgerechte Ernährung kommt es zu Erkrankungen wie Leberdegeneration, Lähmungserscheinungen und Verdauungsstörungen. Während Kühe früher bis zu 20 Jahre alt wurden, sind die heutigen „Milchmaschinen“ bereits nach fünf Jahren völlig ausgezehrt und krank. Experten schätzen, dass 80% der Milchkühe aus gesundheitlichen Gründen geschlachtet werden.
Die Mehrzahl unserer Milchkühe verbringt ihr kurzes Leben im Stall auf harten Betonböden.
Die Liegeflächen sind häufig nicht einmal eingestreut, die Spaltenböden in den Gängen sind durch Urin und Kot glitschig. Große Milchviehbetriebe sind hochtechnisiert und verfügen über Melkroboter sowie computergesteuerte Fütterungsanlagen. Es gibt zwar diverse Laufstallsysteme, die den Kühen mehr oder weniger Bewegungsmöglichkeiten bieten. Im Jahr 2014 lebten in Deutschland jedoch immer noch rund 1 Million Milchkühe, also rund ein Viertel aller Milchkühe, in Anbindehaltung.
Haben es Bio-Rinder besser?
Jein!Es gibt wichtige positive Aspekte im Vergleich zur konventionellen Rinderhaltung. So schreibt die geltende EU-Ökoverordnung beispielsweise vor, dass Kühen, Kälbern, Jung- und Mastvieh grundsätzlich Auslauf im Winter und Weidegang im Sommer gewährt werden muss. Außerdem muss für reichlich Tageslicht und eine natürliche Belüftung im Stall gesorgt werden. Im Stall dürfen die einzelnen Tierabteile nur zu maximal 50% mit Spaltenböden belegt sein. Den Bio-Rindern stehen ein ungehinderter Zugang zu Fressplatz und Tränke sowie ein trockener, eingestreuter Liegebereich zu. Der Einsatz zugekaufter konventioneller Futtermittel ist untersagt. Des Weiteren müssen festgelegte Mindestgrößen für Stall- und Auslaufflächen eingehalten werden. Diese betragen beispielsweise für eine Milchkuh mindestens 6 qm Stallfläche und mindestens 4,5 qm Auslauffläche.
ABER: Es gibt auch in der Bio-Rinderhaltung zahlreiche Ausnahmen und Teilaspekte, die nachdenklich machen. So dürfen beispielsweise Mastrinder in Ökobetrieben während der Endmast bis zu maximal 3 Monaten ausschließlich im Stall gehalten werden. Des Weiteren dürfen Rinder in sehr kleinen Biobetrieben in Anbindung gehalten werden, wenn sie sowohl Sommerweidegang als auch zwei Mal pro Woche Winterauslauf haben. Auch ist in der ökologischen Rinderhaltung die künstliche Besamung gestattet. Zwar ist das routinemäßige Enthornen gemäß EU-Ökoverordnung verboten, kann jedoch zum Beispiel aus „Sicherheitsgründen“ von der zuständigen Behörde fallweise erlaubt werden und muss immer unter Betäubung durchgeführt werden. Derartige Ausnahmegenehmigungen scheinen häufig erteilt zu werden, denn Experten behaupten, dass in fast der Hälfte der Bio-Milchkuh-Herden die Kühe enthornt werden. Lediglich in Betrieben, die dem Bioverband „Demeter“ angeschlossen sind, sollen fast alle Kühe Hörner tragen.
Auch Bio-Milchkühe werden einer permanenten Schwangerschaft unterzogen, damit sie, wie alle anderen Milchkühe, an ca. 305 Tagen im Jahr gemolken werden können. Die Milchleistung von Biokühen ist mit durchschnittlich 6.000 Liter jährlich (also knapp 20 Liter täglich) nur wenig niedriger als die von „normalen“ Milchkühen. Was bedeutet, dass auch die körperlichen Belastungen und Gesundheitsrisiken mit denen konventionell gehaltener Milchkühe vergleichbar sind. Und auch in der Bio-Landwirtschaft werden Kuh und Kalb kurze Zeit nach der Geburt getrennt.
Das können Sie tun
- Schränken Sie Ihren Konsum an Milch und Milchprodukten bewusst ein oder verzichten Sie ganz darauf. Inzwischen gibt es zahlreiche gesunde und leckere Alternativen zur Kuhmilch, zum Beispiel aus Reis, Hafer, Soja oder Kokosnuss.
- Bitte überlegen Sie, ob es wirklich Kalb- oder Jungbullenfleisch sein muss. Rechtfertigt das Bedürfnis nach zartem, rosigem Fleisch wirklich das Töten von jungen Tieren?
- Bitte verzichten Sie auf Rindfleischprodukte aus der Massentierhaltung. Kaufen Sie am besten Biofleisch und -wurstwaren von Öko-Anbauverbänden wie „Demeter“. Diese stellen Anforderungen an die Tierhaltung ihrer Produzenten, die über die Maßgaben der EUÖkoverordnung hinausgehen.
- Eine bessere Tierhaltung kostet mehr Geld und funktioniert nur, wenn der Verbraucher bereit ist, für Produkte aus tiergerechter Haltung einen höheren Preis zu zahlen.