Nun arbeite ich nicht länger im Tierheim, sondern bin seit einigen Wochen Teil des Teams auf dem aktion tier Lottihof. Neben der Arbeit mit Kleintieren wie Meerschweinchen, Kaninchen und Co. arbeite ich nun auch mit sogenannten Nutztieren, wie z.B. Hühnern, Schweinen und Rindern. Fast zeitgleich zu meinem Arbeitsbeginn zogen auch die Kälber „Hope“ und „Tara“ auf den Lottihof. Zusammen mit drei weiteren jungen Kälbern wurden sie mit Hilfe des Vereins Tierparadies MUHrielle e.V. von einem Hof übernommen, der sich für den Weg der TransFARMation entschieden hat.
TransFARMation – was ist das eigentlich?
TransFARMation ist ein Neologismus, der sich aus den Worten „Tranformation“ und „Farm“ zusammensetzt. Es beschreibt also die Umwandlung eines herkömmlichen Nutztierbetriebs in einen Betrieb, der aus ökologischen Gründen ganz, oder in Teilen, auf die Haltung von Tieren als Nutztiere verzichtet. Aber wieso stellen viele Landwirte in ökologische, bzw. nachhaltige Landwirtschaft um? Und wieso bedeutet dies oft die Aufgabe der konventionellen Nutztierhaltung? Und was hat unser Konsumverhalten damit zu tun? Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir zunächst einen Blick in die konventionelle Milchviehhaltung werfen.
Eine durchschnittliche Hochleistungsmilchkuh „produziert“ 8000-10000 Liter Milch pro Jahr
Wie jedes Säugetier gibt die Kuh diese Milch aber nicht einfach so, sondern nur nachdem sie ein Kalb geboren hat. Hierfür wird sie im Alter von 18 Monaten das erste Mal künstlich befruchtet. Nach neun Monaten wird ihr Kalb geboren. Mit Glück darf dieses die ersten Stunden bei der Mutterkuh bleiben und trinken, um durch die sogenannte Biestmilch, auch Kolostrum genannt, lebenswichtige Antikörper zu erhalten. Direkt nach der Geburt baut die Mutterkuh eine innige Beziehung zu ihrem Kalb auf. Sie leckt ihr Kalb intensiv und muht dabei sachte. Dies dient als Wiedererkennungssignal. Das Kalb selbst sucht den engen Körperkontakt, kuschelt mit ihr und sucht Schutz bei seiner Mutter.
Nach einigen wenigen Stunden werden Kalb und Kuh voneinander getrennt. Dies ist häufig mit Schwierigkeiten verbunden, da die Mutterkuh sich meist zwischen Landwirt und Kalb stellt, um es zu beschützen. Ist die Trennung erfolgt, rufen Mutterkuh und Kalb, je nach Trennungszeitpunkt, oft tagelang nacheinander, um sich wiederzufinden. Die Trennung erfolgt zum einen deshalb so früh, weil die Separation von Mutterkuh und Kalb schwieriger wird, je tiefer die Beziehung geht, zum anderen, weil die Milch, die das Kälbchen trinkt, dem Betrieb keinen Gewinn bringt.
Die Milchleistung ist in den ersten sechs Wochen nach Geburt des Kalbs am höchsten, danach nimmt die Leistung ab. Das liegt daran, dass zu dieser Zeit das Kalb, würde es noch bei seiner Mutter stehen, damit beginnen würde, zusätzlich zur Milch feste Nahrung zu sich zu nehmen. Das ist der Moment in dem die Kuh erneut künstlich besamt und bald schon wieder tragend sein wird. Auch während der Tragzeit wird die Kuh weiter gemolken. Lediglich 2- 8 Wochen vor Geburt des neuen Kalbs wird eine Melkpause eingelegt, um die Kuh vor der Kalbung, also der Geburt, zu schonen.