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China ist der größte Karpfenproduzent der Welt

Schon seit der Antike zählt der Karpfen zu den bekanntesten Speisefischen. Er wird meist in Fischteichen aufgezogen und gezüchtet. Seine Verbreitung in zahlreichen Ländern der Welt hat dazu geführt, dass er teilweise sogar als invasive Art gilt.

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Ursprünglich stammen Karpfen aus dem asiatischen Raum. Noch heute ist China mit zwei Millionen Tonnen jährlich der größte Karpfenproduzent der Welt. In Europa stammen die meisten Karpfen aus Polen, aber auch in Rumänien, Weißrussland und der Tschechischen Republik werden sie gezüchtet.

In freier Wildbahn hingegen gilt der Karpfen aufgrund seiner Beliebtheit mittlerweile als bedroht. Wilde Karpfen haben, so wie einige der wichtigsten Zuchtformen, ein charakteristisches Erscheinungsbild, welches mit vielen Schuppen an eine Rüstung erinnert. Dabei können ausgewachsene Karpfen leicht eine Länge von einem Meter erreichen, werden rund 25 Jahre alt und wiegen bis zu 40 Kilogramm. Ob die Schuppen des Karpfens der Grund sind, warum er häufig an Weihnachten oder Silvester auf den Tisch kommt, ist unbekannt. Doch gelten eben diese Schuppen als Glücksbringer und Symbol für Reichtum, wenn sie zu Beginn eines neuen Jahres im Portemonnaie getragen werden. In einigen Kulturen, besonders in osteuropäischen Ländern, ist daher ein Weihnachts- oder Silvesteressen ohne Karpfen undenkbar und das Zubereiten von Weihnachts-, Silvester- oder Neujahrskarpfen ein wichtiger Teil des Brauchtums. So kommen alleine in Polen rund neun Millionen Karpfen zur Weihnachts- und Silvesterzeit auf den Tisch.

Bei vielen Familien steht am Silvesterabend Karpfen auf dem Speiseplan. Vielen Verbrauchern ist nicht bewusst, dass über 80% der in Deutschland verzehrten Fische und Meeresfrüchte nicht aus heimischen Gewässern stammen, sondern oft z.B. aus Aquakulturen in asiatischen Ländern. In freier Wildbahn gilt der Karpfen aufgrund seiner Beliebtheit mittlerweile als bedroht.

Karpfen werden noch immer häufig lebend verkauft.

Obwohl der Karpfen ein beliebter Speisefisch ist, ist sein Ruf nicht der beste. Da der Karpfen bei der Nahrungssuche vor allem den schlammigen Gewässergrund durchwühlt, wird dem Fleisch ein strenger Geschmack nachgesagt. Karpfen werden daher noch immer häufig lebend verkauft, damit sie vor der Schlachtung eine gewisse Zeit in klarem Wasser (wie etwa in einer Badewanne) gehalten und „gewässert“ werden können. Für die Fische, die vor allem auf osteuropäischen Märkten lebend verkauft werden, bedeutet das ein Martyrium: In der Regel werden sie von den Händlern in überfüllten Becken gehalten, das Wasser ist oft verschmutzt und durch Blut und Exkremente verunreinigt. Käufer nehmen die Tiere häufig in Plastiktüten ohne Wasser mit. Der Transport von lebenden Fischen ohne Wasser ist zurecht nicht erlaubt – viele Tiere ersticken dabei oder erleiden schwere Schädigungen. Die Tierschutz-Schlachtverordnung schreibt vor, dass Schlachtungen nur durch sachkundige Personen durchgeführt werden dürfen. Außerdem müssen auch Fische vor der Schlachtung betäubt werden. Diese Vorschriften aber finden in der Regel im Rahmen von Hausschlachtungen wenig oder keine Anwendungen; mangels Kontrolle fallen solche Verstöße nur selten auf. Videoaufzeichnungen von polnischen Tierschützern zeigen, dass auch Händler bei der Schlachtung oft alles andere als tierschutzgerecht vorgehen. Diese Tierquälerei sorgt in unseren östlichen Nachbarländern für Entsetzen, denn Fische verspüren genauso wie alle anderen Wirbeltiere Angst und Schmerzen. Daher sind auch sie durch das Tierschutzgesetz geschützt und ihnen dürfen nicht ohne Grund Schmerzen zugefügt werden. In einer Umfrage sprachen sich fast 60% der Befragten dafür aus, den Verkauf von lebenden Fischen zu verbieten. Viele Supermarktketten haben deshalb bereits den Verkauf lebender Fische eingestellt.

In Deutschland ist der Fischkonsum insgesamt auf rund 14kg pro Kopf und Jahr gesunken (2020).

Der sogenannte Fischerschöpfungstag fiel in diesem Jahr bereits auf den 12. März. Ab diesem Datum wurde der Fischbedarf also durch Importe gedeckt. Vielen Verbrauchern ist nicht bewusst, dass über 80% der in Deutschland verzehrten Fische und Meeresfrüchte nicht aus heimischen Gewässern stammen, sondern oft z.B. aus Aquakulturen in asiatischen Ländern. Durch lange Lieferketten und vielerorts fehlenden Regelungen und Gesetzen zum Tier- und Umweltschutz werden enorme Umweltbelastungen verursacht. Gerade deshalb ist ein bewusster Umgang auch mit dem Konsum von Meerestieren und Süßwasserfischen aus verschiedenen Gründen wichtiger denn je. Die einfachste Lösung, die Ausbeutung der Gewässer zu verlangsamen oder sogar irgendwann zu beenden, ist daher ein Umstieg auf pflanzliche Alternativen. Pendants zu Fleisch und Wurstwaren auf pflanzlicher Basis finden sich schon seit langem in jedem Supermarkt, doch führen mittlerweile selbst Discounter und Schnellimbissketten Fischstäbchen, Backfisch und Calamari aus pflanzlichen Rohstoffen. Wie so oft regelt auch hier die Nachfrage das Angebot – auch wer Fisch und Meeresfrüchte von seinem Speiseplan streicht, muss längst nicht mehr auf den gewohnten Geschmack verzichten.

Jan Peifer