Karpfen werden noch immer häufig lebend verkauft.
Obwohl der Karpfen ein beliebter Speisefisch ist, ist sein Ruf nicht der beste. Da der Karpfen bei der Nahrungssuche vor allem den schlammigen Gewässergrund durchwühlt, wird dem Fleisch ein strenger Geschmack nachgesagt. Karpfen werden daher noch immer häufig lebend verkauft, damit sie vor der Schlachtung eine gewisse Zeit in klarem Wasser (wie etwa in einer Badewanne) gehalten und „gewässert“ werden können. Für die Fische, die vor allem auf osteuropäischen Märkten lebend verkauft werden, bedeutet das ein Martyrium: In der Regel werden sie von den Händlern in überfüllten Becken gehalten, das Wasser ist oft verschmutzt und durch Blut und Exkremente verunreinigt. Käufer nehmen die Tiere häufig in Plastiktüten ohne Wasser mit. Der Transport von lebenden Fischen ohne Wasser ist zurecht nicht erlaubt – viele Tiere ersticken dabei oder erleiden schwere Schädigungen. Die Tierschutz-Schlachtverordnung schreibt vor, dass Schlachtungen nur durch sachkundige Personen durchgeführt werden dürfen. Außerdem müssen auch Fische vor der Schlachtung betäubt werden. Diese Vorschriften aber finden in der Regel im Rahmen von Hausschlachtungen wenig oder keine Anwendungen; mangels Kontrolle fallen solche Verstöße nur selten auf. Videoaufzeichnungen von polnischen Tierschützern zeigen, dass auch Händler bei der Schlachtung oft alles andere als tierschutzgerecht vorgehen. Diese Tierquälerei sorgt in unseren östlichen Nachbarländern für Entsetzen, denn Fische verspüren genauso wie alle anderen Wirbeltiere Angst und Schmerzen. Daher sind auch sie durch das Tierschutzgesetz geschützt und ihnen dürfen nicht ohne Grund Schmerzen zugefügt werden. In einer Umfrage sprachen sich fast 60% der Befragten dafür aus, den Verkauf von lebenden Fischen zu verbieten. Viele Supermarktketten haben deshalb bereits den Verkauf lebender Fische eingestellt.
In Deutschland ist der Fischkonsum insgesamt auf rund 14kg pro Kopf und Jahr gesunken (2020).
Der sogenannte Fischerschöpfungstag fiel in diesem Jahr bereits auf den 12. März. Ab diesem Datum wurde der Fischbedarf also durch Importe gedeckt. Vielen Verbrauchern ist nicht bewusst, dass über 80% der in Deutschland verzehrten Fische und Meeresfrüchte nicht aus heimischen Gewässern stammen, sondern oft z.B. aus Aquakulturen in asiatischen Ländern. Durch lange Lieferketten und vielerorts fehlenden Regelungen und Gesetzen zum Tier- und Umweltschutz werden enorme Umweltbelastungen verursacht. Gerade deshalb ist ein bewusster Umgang auch mit dem Konsum von Meerestieren und Süßwasserfischen aus verschiedenen Gründen wichtiger denn je. Die einfachste Lösung, die Ausbeutung der Gewässer zu verlangsamen oder sogar irgendwann zu beenden, ist daher ein Umstieg auf pflanzliche Alternativen. Pendants zu Fleisch und Wurstwaren auf pflanzlicher Basis finden sich schon seit langem in jedem Supermarkt, doch führen mittlerweile selbst Discounter und Schnellimbissketten Fischstäbchen, Backfisch und Calamari aus pflanzlichen Rohstoffen. Wie so oft regelt auch hier die Nachfrage das Angebot – auch wer Fisch und Meeresfrüchte von seinem Speiseplan streicht, muss längst nicht mehr auf den gewohnten Geschmack verzichten.