Wildvögel

Der Habicht

Gut versteckt auf hohen Waldbäumen liegt das Nest, auch Horst genannt, dieses überaus wendigen Kurzstreckenjägers. Fast stets mit einer offenen Anflugschneise angelegt, wird es dem Habichtsweibchen vom Männchen angeboten. Schon zu Ausgang des Winters beginnt das Männchen mit dem Bau des Horstes auf hohen Waldbäumen. Bevorzugt wird meist der Rand geschlossener Hochwälder. Manche der umfangreichen Horste werden Jahr für Jahr immer wieder benutzt und es entstehen oft ansehnliche Burgen.

Habicht Foto: pinkpuppy / Lizenz: CC0 1.0 Universell CC0 1.0

Beim Habicht ist der Größenunterschied zwischen Männchen und Weibchen wesentlich ausgeprägter als bei etlichen anderen Greifvogelarten. So hat das Männchen mit rund 700 Gramm nur etwa zwei Drittel des Körpergewichts vom Weibchen, das je nach Gesundheitszustand etwa 1300 Gramm auf die Waage bringt. Entsprechend seiner geringeren Körpergröße bevorzugt das Männchen kleinere Beutetiere von Drossel- bis Taubengröße, wogegen ein starkes Weibchen in der Lage ist, vom Fasan bis zum Kaninchen den Speisezettel sehr reichhaltig zu gestalten. Jedoch haben auch Habichte trotz der sinnvollen „Arbeitsteilung“ einiges zu tun.

Das Habichtsweibchen legt ab April bis Mai 3-4 grünlich-weiße, meist nicht gefleckte Eier, die es vorwiegend alleine ausbrütet. Vorher bedecken beide Partner die Nistmulde mit frischen, grünen Zweigen. Während der etwa vierzigtägigen Brutzeit übernimmt das Männchen die Versorgung des Weibchens mit Futter. Alle jungen Greifvögel sind ausgesprochene Nesthocker, das heißt, sie brauchen lange bis sie flugfähig sind. Während der Zeitspanne, die das Weibchen im Nest mit den Jungen verbringt, beginnt es seine Schwungfedern zu mausern, während das Männchen die Nahrung herbeibringt. Diese besteht aus Vögeln und kleinen Säugetieren. Etwa drei- bis fünfmal am Tag wird der Horst angeflogen um die ganze Familie zu versorgen. Erst später, wenn die kleine Habichtfamilie sozusagen „auf den Flügeln“ ist und nicht mehr versorgt werden muss, werden sich auch die Schwung- und Steuerfedern des Männchens erneuern. Für Flugjäger wie Greifvögel ist ein intaktes Gefieder besonders lebensnotwendig. Junge Greifvögel sind ausgesprochene Nesthocker. So brauchen auch die jungen Habichte sehr lange Zeit bis sie fliegen können. Bis dahin erhalten sie die vom Weibchen sorgfältig in kleine Stücke zerteilte Nahrung. Junghabichte haben im Jugendkleid noch nicht die gesperberte Zeichnung der Federn, sondern ihre Vorderseite ist kräftig dunkelbraun tropfenartig gestreift. Im Alter von 36 bis 40 Tagen stehen die jungen Habichte als „Ästlinge“ auf dem Rand des Horstes und machen ihre ersten Flugübungen. Bis sie voll flugfähig sind, werden sie von den Eltern noch etwa neun Wochen lang mit Futter versorgt. Später werden auch sie wie ihre Eltern als wendige Kurzstreckenjäger die Beutetiere wie Vögel und Säugetiere bis Hasengröße im Überraschungsangriff schlagen. Ein Habichtspaar lebt ein Leben lang zusammen. Das Revier eines Habichts ist 3000 bis 5000 ha groß und abhängig vom Beuteangebot. In diesem Standrevier duldet das Habichtspaar auf Dauer keine Artgenossen. Es werden besonders junge, reviersuchende Artgenossen vertrieben. In Mitteleuropa ist der Habicht ausgeprägter Standvogel, der im Winter Zuzug aus Nordeuropa erhält.

Kurzer Steckbrief

GattungHabichte und Sperber
LebensraumNadelwälder der Taiga und Gebirge (sog. boreomontanenWälder) sowie die Wälder der gemäßigten und der mediterranen Zone der gesamten Paläarktis
GewichtMännchen ca. 850 g,
Weibchen ca. 1250 g
BrutzeitEnde März, April, Mai
Gelegegrößemeist 2-4 Eier
Eifarbegrün-weiß
Eigröße60 x 46 mm 

Der Habicht zählt zu den besonderes schutzwürdigen Vogelarten

Erfreulich ist es, dass sich der Habichtsbestand durch vernünftige Gesetzgebung – die Jagd auf diese Vogelart ist nicht mehr erlaubt – in der Bundesrepublik erholen konnte.

Mit Recht wurde diese Greifvogelart in die Liste der besonders schutzwürdigen Vogelarten aufgenommen. Der Schutz ist für viele Vögel dieser Art lebensnotwendig, denn besonders der Habicht hatte unzählige Feinde. Es waren nicht nur Hühnerhalter, Brieftauben- und Geflügelzüchter, die den wendigen Vögeln nach dem Leben trachteten. Durch vielerlei abergläubische Praktiken und Fehleinschätzungen kamen ebenfalls viele Habichte zu Tode. Sie befanden sich angenagelt an Stall- und Scheunentoren in trauriger Gesellschaft von Schleiereulen, die ebenfalls Unheil wie Blitzeinschlag von dem Gehöft fernhalten sollten.

Ingeborg Polaschek

aktion tier-Beratungsstelle für Wild- und kleine Haustiere