Haustiere | Ratgeber Tiermedizin

Entwurmen Sie nach Reiseende!

Dass in vielen Reiseländern gefährliche Krankheiten lauern, gegen die der Tierbesitzer vorbeugen sollte, wenn er mit seinem Tier verreist, ist den meisten bereits bekannt. Sie verabreichen ihrem Vierbeiner im Vorfeld des Urlaubs Präparate, die potentielle Krankheitsüberträger fernhalten. Doch was viele nicht wissen: Damit ist es leider nicht getan. Die wichtigste Maßnahme fehlt noch!

Hund am Mittelmeer
Nach einer Reise in die Anrainerstaaten des Mittelmeers oder nach Osteuropa sollte der Hund im Anschluss entwurmt werden. Foto: © Sabo

Gegen einen besonders fiesen Parasiten muss man erst im Anschluss an die Reise tätig werden. Gemeint ist der Herzwurm Dirofilaria immitis. Sein Verbreitungsgebiet sind die Anrainerstaaten des Mittelmeers sowie Osteuropa. Dort sind besonders viele Tiere mit dem Herzwurm infiziert. Unsere Haustiere können sich anstecken und im Anschluss lebensbedrohlich erkranken. Dabei sind Katzen seltener betroffen als Hunde. Dies liegt aber vermutlich daran, dass sie auf derartige Urlaubsreisen nicht mitgenommen werden, sondern meist zuhause bleiben.

Hauptsaison für die Ansteckungsgefahr sind die Monate April bis Oktober. Einzig auf den Kanaren ist eine ganzjährige Ansteckung möglich. Dies liegt am Übertragungsweg. Hierfür ist eine Mücke vonnöten und die ist nur bei wärmeren Temperaturen aktiv. Saugt eine derartige Mücke Blut bei einem bereits infizierten Hund, nimmt sie Larven des Herzwurmes auf. Diese entwickeln sich im Insekt weiter. Sticht die Mücke den nächsten Hund, gibt sie den Parasiten in den Hundekörper ab. Dort entwickelt er sich zum nächsten Stadium. Er wandert von der Haut in die Blutgefäße, um sich schließlich im Bereich des Herzens und der Lunge als erwachsener Wurm anzusiedeln und dort Nachwuchs zu produzieren. Momentan gibt es keine zuverlässigen zugelassenen Präparate auf dem Markt, die vor einer Infektion mit dem Herzwurm schützen können. Wohl aber Medikamente, die die im Körper umherwandernden Larven abtöten. Deshalb sollten Tierbesitzer nach einer Auslandsreise in die betreffenden Staaten immer im Anschluss eine Entwurmung durchführen, die auch einen möglichen Herzwurm mit abtötet. So schlagen sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen ist die sowieso regelmäßig durchzuführende Entwurmung abgehandelt, zum anderen können sie auf diese Weise sicherstellen, dass sich mögliche Larven des Herzwurms nicht in den Blutgefäßen ihres Lieblings einnisten können. Die Behandlung muss spätestens 30 Tage nach dem ersten möglichen Tag einer Infektion erfolgen, also in aller Regel sofort nach der Rückkehr aus dem Urlaub.

Nur eine Blutuntersuchung kann Aufschluss geben

Die Symptome eines Herzwurmbefalls sind alles andere als eindeutig und treten erst einige Monate nach der Infektion auf. Das Tier wirkt schlapp und abgeschlagen. Es ermattet schnell beim Spielen und hüstelt manchmal vielleicht etwas. Die Anzeichen können jahrelang bestehen bleiben. Besteht der Verdacht, dass sich der Hund tatsächlich mit einem Herzwurm infiziert hat, kann nur eine spezielle Blutuntersuchung Aufschluss geben.

Sie macht allerdings erst 6 Monate nach der Ansteckung Sinn. Vorher zeigt sie den Befall nicht an, auch wenn er stattgefunden hat. Die Therapie ist äußerst heikel. Es gibt sehr wohl Präparate, die die Würmer abtöten. Doch tote Würmer in den Blutgefäßen sind für einen Hundeorganismus schwer abbaubar und somit nicht leicht zu verkraften. Also muss die Behandlung besonders vorsichtig und unter engmaschiger Kontrolle durch Tierärzte erfolgen. Theoretisch können die Würmer zum Teil auch in einer Operation entfernt werden. Doch die ist sehr teuer und risikoreich. Besser man verhindert im Vorhinein, dass sich die Parasiten im Tier festsetzen. Also sollte die „Pille danach“ nicht vergessen werden, auch wenn der Alltag den Tierhalter nach einer Urlaubsreise schnell wieder einholt.

Blutuntersuchung beim Hund
Besteht der Verdacht, dass sich der Hund tatsächlich mit einem Herzwurm infiziert hat, kann nur eine spezielle Blutuntersuchung Aufschluss geben. Foto: © aktion tier e.V.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.