Haustiere | Ratgeber Tiermedizin

Gut zu Fuß – Krallenpflege leicht gemacht

Wer schon einmal ein Steinchen im Schuh hatte, weiß, wie unangenehm es ist, allein mit dieser kleinen Einschränkung spazieren zu gehen. Wie übel muss es da sein, dauerhaft mit eingewachsenen Fußnägeln oder gar Abszessen durch die Welt zu marschieren? Wenn man zudem keine Möglichkeit hat, seinen Schmerz zu artikulieren, und laut herauszuschreien, wo der Schuh drückt, dann befindet man sich in einer misslichen Lage.

© AdobeStock_Von TransPicHub

Deshalb brauchen unsere Haustiere uns als Besitzer. Sie haben sehr häufig Probleme mit ihren Krallen. Wir müssen ein Auge darauf haben, dass unseren Schützlingen nichts fehlt. Nachdem unsere Heimtiere nicht in der freien Wildbahn leben, wird das Horn ihrer Zehen nicht in gleichem Maße abgenutzt, wie es in Freiheit der Fall wäre. Daher kann es notwendig werden, dass dieses gekürzt wird. Dies gilt vor allem dann, wenn das Tier Fehlstellungen in einer Gliedmaße aufweist. Denn dann wird das Horn noch weniger durch die an sich physiologische Abnutzung abgeraspelt. Das Resultat ist – es wird länger und länger. Womöglich wächst es sogar in den Ballen ein und bohrt sich bei jedem Schritt von unten in die Fußsohle hinein. Extrem schmerzhaft und bezüglich einer Infektion langfristig richtig gefährlich. Vor allem auch überzählige Krallen, wie die Wolfskrallen am Hinterbein von Hunden, bergen ein derartiges Gefahrenpotential in sich. Überlange Krallen neigen außerdem dazu, sich in Teppichschlaufen oder Gitterosten festzuhaken und in der Folge ab- oder einzureißen. Starke Blutungen mit nachfolgenden Entzündungen können die Folge sein.

Bei dieser Katze ist eine Kralle abgerissen. © Dr. Tina Hölscher, aktion tier

Die Wolfskralle beim Hund ist eine zusätzliche kleine Klaue, die meist hoch am Innenfußbereich sitzt. Sie ist bei einigen Rassen häufiger vorkommend und gilt als anatomische Besonderheit. Obwohl sie oft keine Beschwerden verursacht, kann sie bei Verletzungen schmerzhaft sein oder sich entzünden. In manchen Fällen wird die Wolfskralle routinemäßig entfernt, um Verletzungen zu vermeiden. Bei Verdacht auf Probleme sollte ein Tierarzt konsultiert werden.

Doppelte Wolfskralle. © AdobeStock_Von Eudyptula

Grundsätzlich gilt: Je älter das Tier ist, desto besser sollte das Hornwachstum überwacht werden.

Tiersenioren bewegen sich weniger. Das Wachstum der Krallen schreitet hingegen weiter fort. Die Abnutzung erfolgt nicht mehr in gleichem Maße, wie dies in der Blüte des Lebens der Fall war. Daher muss der Mensch mithelfen und eingreifen. Das Kürzen des Horns ist gefragt. Im Zweifelsfall zieht man einen Profi zurate. Es bedarf Erfahrung, um fachgerecht vorzugehen – diese Kenntnis besitzt in jedem Fall ein Tierarzt. Auch Hundefriseure können hier geschickt sein. Sehr versierte Tierhalter sind in der Lage, auch selbst mit einer Krallenzange mitzuwirken. Im Zweifelsfall lässt man aber besser den Fachmann ran. Unter den Kleintieren stehen für die Maniküre vor allem die Kandidaten in der ersten Reihe, die leider zu wenig Auslauf haben. Ihre Nägel nutzen sich gar nicht ab und tendieren deshalb zur Überlänge. Meerschweinchen, Kaninchen, Wohnungskatzen, aber auch in Volieren gehaltene Vögel sind hier besonders häufig betroffen. Leider passiert es immer wieder, dass die Krallenpflege übersehen und damit vernachlässigt wird.

Bei gut fixierbaren Tieren kann der Tierhalter die Kürzung selbst durchführen.

Am besten man lässt sich die richtige Vorgehensweise beim Tierarzt zeigen und entscheidet mit ihm gemeinsam, ob man sich den Eingriff zutraut oder lieber weiterhin die tierärztliche Unterstützung in Anspruch nimmt. Ziel ist es in jedem Fall, „das Leben“ unter dem Hornzapfen zu schonen. Besonders bei schwarz pigmentierten Krallen ist das nicht immer leicht, auch nicht für den Fachmann. Wichtig ist gutes Arbeitsmaterial. Hier wenige Euro zu sparen, ist nicht ratsam. Ein Handwerker ist schließlich nur so gut wie sein Werkzeug. Hochwertige Krallenscheren gibt es im Fachhandel.

Wie immer gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge! Gewissenhafte Tierbesitzer sollten das Krallenwachstum gut beobachten und im Bedarfsfall handeln. Wir haben die Haustiere in unsere Obhut genommen, und deshalb sind wir natürlich verpflichtet, uns um ihre Belange zu kümmern. Aber das machen wir doch gerne…

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.