Nachhaltig leben und einkaufen

Hau(p)tsache kein Pelz

Der gewerbliche Handel und Import von Hunde- und Katzenfell ist seit einigen Jahren europaweit verboten. Dennoch finden sich auch bei uns immer noch Produkte aus Haustierfell. Die Gründe hierfür sind vielschichtig: Einerseits ist die Kennzeichnungspflicht für Pelzbesätze in der Textilproduktion nicht ausreichend geregelt. So muss zwar auf die Verwendung von Pelzen (als nichttextile Bestandteile tierischen Ursprungs) hingewiesen werden, diese Kennzeichnungspflicht wird jedoch nicht (ausreichend) kontrolliert.

Die Haltung von Pelztieren ist Tierquälerei.
Die Haltung von Pelztieren ist Tierquälerei. Foto: Jan Peifer

Kunstpelz kann darüber hinaus mittlerweile täuschend echt wirken, die Herstellung qualitativ hochwertiger Pelzimitate ist jedoch sehr teuer – teurer als die „Gewinnung“ echter Pelze. Zudem werden – wenn eine Tierart als Ursprung eines Pelzes oder von Pelzteilen überhaupt angegeben wird – gerne Fantasienamen verwendet, die die tatsächliche Herkunft verschleiern.

So werden Pelze, Kragen oder Mützenbommel oder auch Besätze an Accessoires oder Spielzeugen oft einfach gar nicht oder als Kunstfell deklariert, um Verbraucher nicht abzuschrecken. Denn obwohl mehr als 80% der Bevölkerung das Tragen von Pelz ablehnt, werden vermeintliche Kunstfellbesätze gerne gekauft. Aus diesem Grund werden von Tierund Verbraucherschützern immer wieder aufwändige Tests durchgeführt, um die Herkunft des vermeintlichen Kunstfells an Jacken, Mützen, Schuhen und vielem mehr zu ermitteln. Die Ergebnisse sind bestürzend – denn regelmäßig handelt es sich um falsch deklarierten Echtpelz.

So sorgte erst im vergangenen Jahr eine Studie der Stiftung Warentest für Aufsehen: Bei keiner einzigen der untersuchten Stichproben von vermeintlichem Kunstfell aus asiatischer Produktion handelte es sich um Imitat, alle Textilien enthielten trotz anderslautender Etiketten und Verkäuferauskünften Echtfell. Alle Produkte waren chemisch so stark bearbeitet worden, dass sich die Herkunftstierart auch im Labortest nicht mehr ausfindig machen ließ. Doch liegt der Verdacht nahe, dass vor allem die Felle von Marderhunden sowie Haushunden und -katzen noch immer regelmäßig in der Textilindustrie Verwendung finden.

Marderhunde werden vor allem in China massenhaft in Pelztierfarmen gezüchtet. In kleinen Drahtkäfigen leben sie unter erbärmlichen Bedingungen, wie Tierschützer vor Ort berichten. Darüber hinaus werden allein in China Schätzungen zufolge jedes Jahr rund 70 Millionen Hunde getötet, teils um sie zu essen, teils nur wegen ihres Fells. Oft werden diese Tiere unter schrecklichen Bedingungen geschlachtet, und ihnen wird teilweise sogar noch lebendig das Fell abgezogen. Diese „Gewinnung“ von Pelz ist so günstig, dass das Fell der Tiere als Rohstoff zur weiteren Verarbeitung zu Billigstpreisen gehandelt wird und viele Hersteller allein aus wirtschaftlichen Gründen keinen Kunstpelz mehr verwenden.

Dieser Pelz gelangt auch zu uns, teilweise wird das Fell trotz Verbot sogar offen als Hundepelz verkauft, wie auch ein Fall aus Berlin zeigte. Nachdem Testkäufern zunächst Mützen aus angeblichem Wolfspelz angeboten wurden, griff ein Verkäufer am Souvenirstand mitten auf dem Alexanderplatz zu Pelzmützen aus Hundefell. Dieser Fall sorgte für großes Aufsehen und Empörung in der Bevölkerung, in den Medien und auch in allen politischen Lagern. Der betroffene Stand wurde umgehend geschlossen. Doch war dies wohl kein Einzelfall und nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Souvenirstände mit „authentischen russischen Pelzmützen“ gibt es nicht nur in Berlin bis heute zuhauf. Der offene Verkauf ist jedoch eine Ausnahme. Meist sorgen allein schon die langen Handelsketten für die Verschleierung der Herkunft. Verkäufer und Händler in Boutiquen, auf Märkten oder auch im Internet verlassen sich bei der Deklaration von Textilien auf die Aussagen ihrer Lieferanten. Überprüft werden können diese Angaben jedoch fast nie. So ist eine fehlerhafte Auszeichnung zur Zusammensetzung und/oder Herkunft von (Kunst-) Pelzbesätzen in den Geschäften unserer Fußgängerzonen fast an der Tagesordnung – eine Erkenntnis, die nur dazu führen kann, grundsätzlich keine Pelzprodukte zu kaufen.

Diesen Trend haben auch viele große Modeketten erkannt. Viele bekannte Marken und auch Luxuslabels haben dem Pelz den Rücken gekehrt und sich dem „Fur Free Retailer Program“ angeschlossen, einer Initiative der „Fur Free Alliance“. Dieser Zusammenschluss von mehr als 40 internationalen Umweltund Tierschutzorganisationen repräsentiert weltweit Millionen von Unterstützern und mehr als 600 große Marken, die sich schriftlich zum Verzicht auf Pelz verpflichten. Denn nur mit einem völligen Verzicht auf Pelz an Bekleidung oder Spielzeug kann sicher sein, wer die mit der Pelzproduktion immer verbundene Tierquälerei mit seinem Einkauf nicht unterstützen möchte.

Jan Peifer