Sie gehen mit Ihrem Hund spazieren, und plötzlich kommt Ihnen ein anderer Hund entgegen. Ihr Hund bleibt stehen, seine Körperhaltung wird angespannt, und Sie bemerken, wie sich sein Nackenfell oder eventuell auch das Fell am Rutenansatz aufstellt. Es vergeht nicht viel Zeit, bis auch der Ihnen entgegenkommende Hundehalter das aufgestellte Fell sieht und Ihnen „Na, Sie haben da aber einen Angeber!“ zuruft. Denn in vielen Köpfen ist immer noch fest verankert, dass der Hund bewusst eine Bürste zieht, um auf sein Gegenüber größer und beeindruckender zu wirken.
Was oft als "Bürste ziehen" bezeichnet wird, ist eigentlich eine Piloerektion, bei der sich durch die Kontraktionen der kleinen Haarbalgmuskeln die Haare aufstellen. Dieser Reflex wird durch das Nervensystem ausgelöst und ist vergleichbar mit einer Gänsehaut bei uns Menschen. Das Nervensystem reagiert auf Stress, Angst oder Bedrohung, indem es den Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Die aufgestellten Haare sind lediglich ein Nebenprodukt dieser Reaktion. Der Hund hat also keine bewusste Kontrolle über diesen Prozess, sondern zeigt eine unbewusste Reaktion auf bestimmte Reize.