Säugetiere

Immer mit der Ruhe – Vom Leben des Faultieres

Am 16. Oktober 2021 war wieder „Welt-Faultier-Tag“. Diesen nehmen wir einmal zum Anlass über dieses wahrlich kuriose Tier zu berichten. Ist es überhaupt so faul, wie ihm unterstellt wird?

Braunkehl-Faultier
Faultiere wie dieses Braunkehl-Faultier scheinen immer glücklich zu lächeln. Foto: WikiImages / Lizenz: Pixabay

Fakt ist – das Faultier geht relativ genau einmal die Woche zum Toilettengang. Alleine das ließe vermuten, dass Faultiere wirklich extrem faul sein müssen. Der Grund hierfür liegt aber weniger in der Faulheit, sondern ist darin begründet, dass Faultiere einen extrem langsamen Stoffwechsel haben, tatsächlich den langsamsten Stoffwechsel in der gesamten Tierwelt. Hinzu kommt, dass es für das Faultier lebensgefährlich ist, seinen sicheren Baum zu verlassen, da auf dem Boden Fressfeinde auf ihn lauern. So sterben in der Tat die Hälfte der Faultiere während des Toilettengangs. Dass sie ihr Geschäft sozusagen nicht „von oben“ verrichten, haben Forscher versucht herauszufinden und kamen zu dem Schluss, dass hier eine intensive Wechselbeziehung zwischen dem Kot des Faultiers und einer bestimmten Mottenart besteht.

Die sogenannten Faultier-Motten pflanzen sich nämlich im Faultier „Dung“ fort. Hierin wachsen auch die geschlüpften Larven auf. Sobald sie erwachsen sind, ziehen sie sich in das Fell des Faultiers zurück, um sich dort zu paaren. Auch die Grünalgen-Gattung Trichophilus lebt im Fell von Faultieren und sorgt gelegentlich für ein grünlich schimmerndes Fell, was dem Faultier wiederum hilft, sich im Wald besser zu tarnen. Die Algen benötigen als Dünger wiederum die Faultier-Motten, da diese dafür sorgen, dass Ammonium im Fell vorkommt – der perfekte Nährstoff für die Algen. Und das Faultier, das freut sich, denn die Grünalge ist ein willkommener Snack, der sehr viel fettreicher ist als die Blätter von den Bäumen. Verrückte Tierwelt.

15 Stunden am Tag dösen die Faultiere vor sich hin. Gut, das machen Hunde in der Regel auch. Nichts Ungewöhnliches also. Alles, was das Faultier tut, geschieht aber in Zeitlupe und mit größter Gemächlichkeit. Sie leben in einer Art Energiesparmodus, weil sie einfach nicht so viel Energie zur Verfügung haben.

Gejagt und gefangen.

Faultiere werden in ihrer südamerikanischen Heimat Kolumbien als Fleischlieferant gejagt und auch gefangen, um als „Haustier“ gehalten zu werden. Die kolumbianische Natur- und Tierschutzorganisation Aiunau ruft aus diesem Grund immer am dritten Samstag im Oktober den Tag des Faultieres aus, um auf die Gefährdung der gemütlichen Baumbewohner aufmerksam zu machen. Und besonders gut fliehen kann das langsame Faultier nun einmal nicht. Gerade mal 1,9 km/h schafft es als schnellste Leistung.

Alexandra Pfitzmann

Redaktion "mensch & tier"