Die paradiesischen Worte stehen auf einem rostigen Schild, doch schon der nächste Blick in das dahinterliegende Gehege straft ihnen Lüge. Auch die Tafel, auf der „Frische Landeier“ angepriesen werden, erscheint wie ein schlechter Witz. Denn jeder, der Augen im Kopf hat, begreift sofort, dass rein gar nichts an oder in dieser als Zoo deklarierten Tierhaltung FRISCH ist.
Meine Kollegin und ich sind schockiert, als wir, einem Hinweis folgend, Ende Oktober 2020 den abseits der Stadt liegenden sogenannten Zoo betreten. Die Bezeichnung „Saustall“ wäre treffender, denn das gesamte, relativ große Areal ist eine einzige Müllhalde. Kaputte Spielgeräte, Kutschen, Reitzeug und ein zerrissenes Zirkuszelt zeugen von besseren Zeiten. Jetzt dominieren Gerümpel, Unrat und Abfall das Bild. Im Kofferraum eines alten Autos lagern verdorbene Lebensmittel. Wir befürchten, dass diese noch verfüttert werden sollen.
Der Kernbereich der Tierhaltung besteht aus sehr alten, martialisch wirkenden, teilweise doppelt mit Stahlgitter versehenen Gehegen. Diese wirken angesichts der darin gefangen gehaltenen Gänse, Enten, Hühner, Affen und Waschbären völlig deplatziert. In zwei an den Komplex angrenzenden Freiläufen fristen außerdem kleinwüchsige Hausschweine, Ponys, Esel und Ziegen ihr alles andere als artgerechtes Leben.
Der 80jährige „Zoodirektor“ Bernhard W. zog im Jahr 2000 nach Nauen und betrieb zuerst eine Filmtierschule. Leere Käfige, die heute noch überall herumstehen, legen nahe, dass früher weitaus mehr Tiere gehalten und für Film-, Fernseh- und Theaterproduktionen vermietet wurden. Gemäß den Aussagen einer Zeugin soll der gebrechlich wirkende Tierhalter öfter gesundheitlich angeschlagen sein und zum Teil für mehrere Wochen im Krankenhaus liegen. Dann werden die Tiere angeblich mehr schlecht als recht von ein paar ehrenamtlichen Helfern am Leben gehalten. Nach unserer Einschätzung leidet Herr W., der sich und seinen Zoo in den höchsten Tönen lobt, an einer Wahrnehmungsstörung und dem Messie-Syndrom. Im Gespräch scheint er tatsächlich davon überzeugt, dass es seinen Schützlingen wunderbar geht, dabei ist er ganz offensichtlich nicht mehr in der Lage, eine verantwortungsvolle, artgerechte Tierhaltung zu gewährleisten. Und das nicht erst seit gestern.