Tierschutzfälle mit Katzen

Kater in aktion tier-Geschäftsstelle Berlin ausgesetzt

Die Tür unserer Geschäftsstelle öffnete sich und auf dem Boden stand eine rote Plastiktüte, aus der es kläglich miaute.

Ronny in einer Plastiktüte
Kater Ronny wurde einfach in der Geschäftsstelle von aktion tier e.V. ausgesetzt - in einer Platiktüte. © Foto: aktion tier e.V.

Am 06.02.2013 gegen 8.30 Uhr wurde ein junger Kater in der aktion tier-Geschäftsstelle Berlin ausgesetzt. Die Tür öffnete sich und bevor wir registrieren konnten, wer der frühe Besucher war, war dieser verschwunden und auf dem Boden stand eine rote Plastiktüte, aus der es kläglich miaute. In der Tüte saß ein kleines Katerchen auf einer Wolldecke. Der Besitzer hatte sich verantwortungslos davongemacht. Der kleine Kater, den wir kurzerhand auf den Namen „Ronny“ tauften, war zunächst natürlich völlig verstört. Der Schock des Aussetzens, der Verlust der Bezugsperson und die fremde Umgebung steckten ihm tief in den Knochen. Doch durch die kindliche Neugier und das vorhandene Schmusebedürfnis des kleinen und noch sehr jungen Ronny war die anfängliche Scheu schnell überwunden und das Eis gebrochen. Nach einer kurzen Erholungspause in unserer Geschäftsstelle wurde das schwarz-weiße Katerchen in das Katzenheim des aktion tier- Projektpartners Berliner Katzenschutz e.V. nach Glindow gebracht und vor Ort gleich einer Tierärztin vorgestellt. Ronny war zwar weder gechippt noch geimpft, befand sich aber sonst glücklicherweise in einem guten Allgemeinzustand. Das Alter des Katers lässt die Vermutung zu, dass es sich bei dem Tier um ein ungewolltes Weihnachtsgeschenk handelte, welches schon nach kurzer Zeit einfach wieder entsorgt wurde. aktion tier hat selbstverständlich sofort Anzeige bei der zuständigen Polizei erstattet. Bedauerlicherweise besteht in Deutschland keine Chip- und Registrierpflicht für Katzen. Sonst hätte die Möglichkeit bestanden, den Besitzer ausfindig zu machen, um ihn für seine herzlose Tat zur Rechenschaft zu ziehen. Für den kleinen Kater hat die Geschichte glücklicherweise ein Happy End gehabt. So konnte Ronny schon nach wenigen Tagen im Katzenheim des Berliner Katzenschutz e.V. vermittelt werden und in sein neues Zuhause zu verantwortungsvollen Besitzern und einer weiteren Katze ziehen.

Etwas verwundert waren wir jedoch über einige Kommentare von Tierfreunden auf unserer Facebook-Seite. Vereinzelt wurde die Meinung vertreten, dass der Besitzer verantwortungsvoll gehandelt hätte, da er ja das Tier nicht einfach in die nächste Mülltonne geworfen hat, sondern bei aktion tier in die Geschäftsstelle brachte. Dieser Meinung können wir uns nicht anschließen. Das Aussetzen eines Tieres stellt immer einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar und wird auch nicht durch den Ort des Aussetzens verharmlost. Es kann immer Gründe geben, die einen Menschen dazu zwingen, sich von seinem Tier zu trennen. Jemand, der Verantwortung dem Tier gegenüber zeigt, wird dieses nicht einfach aussetzen oder an die Tür eines Tierheims binden, sondern sich mit seinem Tierheim in der Nähe in Verbindung setzen und dort die Aufnahme des Tieres gegen eine berechtigte Aufnahmegebühr abklären. Im Fall Ronny kann uns niemand sagen, wie lange das Tier schon in der Plastiktüte durch Berlin transportiert wurde und was den Besitzer zu seinem verantwortungslosen Verhalten veranlasst hat. Wir halten die Anzeige bei der zuständigen Polizei für völlig gerechtfertigt und unerlässlich.

Ann Kari Sieme

aktion tier-Geschäftsstelle Berlin