Hauskatzen | Ratgeber Tiermedizin

Katzenschnupfen – ein Begriff, viele Ursachen

Ist von Katzenschnupfen die Rede, kann sich jeder Katzenliebhaber sofort vorstellen, worum es geht. Meist hat er ein Bild von jungen Katzenkindern im Kopf, die mit verklebten Äugelein und schleimverschmierten Näschen armselig zusammen kauern. Damit liegt der Katzenfreund goldrichtig. Genauso sieht eine an Katzenschnupfen erkrankte Katze aus.

Katze mit Katzenschnupfen
Katzenschnupfen macht das Atmen schwer. Foto: © aktion tier/Bauer

Doch was genau steckt eigentlich hinter diesem Krankheitsbild? Was löst es aus? Und was macht den Katzenschnupfen so gefährlich?

Diese Fragen sind nicht mit einem Satz zu beantworten. Das liegt vor allem daran, dass verschiedene Erreger für die Ausprägung eines Katzenschnupfens verantwortlich sein können. Dazu gehören Viren, aber auch Bakterien. Meist sind sogar mehrere Krankheitskeime beteiligt.

Ein hauptverantwortlicher Auslöser ist das Herpesvirus. Die Katze steckt sich bei anderen Kätzchen oder ihrer Mutter an. Kurz darauf bekommt sie Fieber, frisst schlecht, Schnupfen sowie eine Bindehautentzündung kommen hinzu. Im schlechtesten Fall greift das Virus sogar die Hornhaut des Auges an. Dort bilden sich dann echte Löcher, die zum Verlust des gesamten Augapfels führen können. Die kranke Katze selbst scheidet das Virus etwa drei Wochen lang aus und kann damit wiederum andere Tiere anstecken.

Ein weiterer Hauptbeteiligter ist das Calicivirus. Es ist hochansteckend und auch indirekt, also über Hände oder Schuhe, auf andere Katzen übertragbar. Erkrankte Tiere können diesen Erreger mitunter jahrelang ausscheiden. Dieses Virus verursacht nicht nur Erkrankungen der Atemwege. Auch tiefe Entzündungen in der Mundhöhle und am Zahnfleisch werden durch diesen Keim ausgelöst. Manchmal ist der ganze Körper vom Virus befallen, und die Tiere sterben plötzlich, ohne dass vorher deutliche Symptome erkennbar waren. Neben den erwähnten Viren findet man aber auch Bakterien, die den Katzenschnupfenkomplex auslösen. Hierzu gehören die Chlamydien. Bei einer Infektion mit diesem Erreger kneifen die Katzen die Augen regelrecht zu. Beide Augen sind dick verschleimt, rot und geschwollen, das Tier hat Schmerzen. Ein weiteres Bakterium, das häufig bei diesem Krankheitsbild nachgewiesen wird, sind die Bordetellen. Sie verursachen in erster Linie Fieber, Augenausfluss, Husten, Niesen und Atemnot bis hin zum Tod. An Schnupfen erkrankte Kätzchen brauchen besonders gute Pflege und liebevolle Betreuung. Schmackhaftes, leicht angewärmtes Futter animiert sie zur Nahrungsaufnahme. Schleimlösende Medikamente und das Inhalieren von Kochsalzlösung erleichtern das Atmen. Um zusätzliche Infektionen zu vermeiden, ist eine antibiotische Behandlung angezeigt. Außerdem gibt es Salben und Tabletten, die die Vermehrung des Virus vermindern. Die Gabe von Antikörpern mittels einer Spritze ist ein weiterer hilfreicher Therapieansatz, der allerdings relativ teuer ist. Erkrankte Katzen müssen drei Wochen lang von ungeimpften Tieren fern gehalten werden. Normale Desinfektionsmittel genügen, um die Umgebung von den meisten Erregern zu befreien, einzig die Caliciviren werden nur durch bestimmte Reinigungsmittel wie Peressigsäure oder auch Aldehdye zerstört.

Um sein Tier vor Katzenschnupfen zu schützen, sollten Katzen jeden Alters 2 Impfungen im Abstand von 2-4 Wochen erhalten und ab dann jährlich nachgeimpft werden. Bei Katzen, die nur geringem Infektionsdruck ausgesetzt sind (z.B. Wohnungskatzen), genügt nach der ersten Jahresimpfung eine Nachimpfung im Abstand von drei Jahren. Katzen, die in Gruppen eingeführt werden, sei es in Tierheimen oder Zuchten, sollten immer erst drei Wochen einzeln untergebracht sein, um zu verhindern, dass sie andere anstecken, falls sie gerade dabei sind, einen Katzenschnupfen auszubrüten. Nicht leicht zu realisieren, aber definitiv sicherer für alle Beteiligten.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.