Der eine Stubentiger leidet in erster Linie unter Augenausfluss, beim anderen ist nur eine Rötung der Bindehäute zu erkennen. Der dritte rotzt regelrecht, und der vierte niest sich die Seele aus dem Leib. Die Art des Ausflusses kann variieren und entweder schleimig gelblich oder eher wässrig sein. Aber allen Erregern gemein ist, dass sie ein besonders leichtes Spiel haben, wenn das Immunsystem nicht mit voller Kraft gegen sie ankämpfen kann.
Doch wie hängt das nun alles mit einer drohenden Blindheit zusammen?
In schweren Fällen wird die Hornhaut des Auges vom Infekt in Mitleidenschaft gezogen. Sie erscheint zunächst nur milchig getrübt. Schreitet die Entzündung aber weiter fort, entwickelt sich an dieser Stelle ein echtes Loch. Jetzt wird es richtig gefährlich. Wird in diesem Moment nicht massiv entgegensteuert und die richtige Therapie eingeleitet, verliert die Katze ihr Augenlicht auf dem betroffenen Auge. Leider sind häufig beide Augäpfel erkrankt, und der Patient läuft damit Gefahr, völlig zu erblinden. Auf diese Weise führt ein zunächst harmloser Schnupfen tatsächlich zum kompletten Verlust des Augenlichts. Besonders schnell geht es, wenn mehrere Krankheitserreger dem Patienten gleichzeitig zu schaffen machen, was eben leider häufig der Fall ist.
Als virale Auslöser für den Katzenschnupfen sind hier am häufigsten Calici- und Herpesviren zu nennen. Von bakterieller Seite hat man es meistens mit Bordetellen, Chlamydien und Mykoplasmen zu tun.
Das Problem an der Sache: Erstens ist es nicht ganz leicht herauszufinden, wer im jeweils vorliegenden Fall beteiligt ist. Zweitens ist es, vor allem wenn Viren der Auslöser sind, nicht einfach, die Unheilbringer zu bekämpfen.
Meist bedarf es einer intensiven und zudem kostspieligen Therapie, um die Erreger in Schach zu halten. Sie besteht aus täglich mehrmaliger Verabreichung von Augensalben oder -tropfen, sowie oft zusätzlich der Gabe von Tabletten. Manchmal kommen darüber hinaus noch Spritzen hinzu. Diese intensivmedizinische Betreuung tolerieren die meisten Katzen nicht gut, um nicht zu sagen, sie wehren sich häufig heftig, was die Behandlung schwierig bis unmöglich macht.
Außerdem gelingt es manchmal trotz Ziehen aller Register nicht, die Erkrankung wirklich auszuheilen. In Zeiten der Therapie bessert sich der Zustand fast immer, doch nachdem die Viren häufig nicht gänzlich aus dem Körper eliminiert werden können, poppt die Erkrankung in der nächsten Stresssituation wieder auf. Vergleichbar mit dem Lippenherpes der Menschen, der ja auch in Phasen des Stresses oder der Anfälligkeit ausbricht und in Form hässlicher Bläschen auf den Lippen oder der Nase zum Vorschein kommt.