Viele Hundebesitzer werden Lorenz aber in jedem Fall zustimmen, wenn man daran denkt, wie sehr ein Hund sich freuen kann, wenn es etwa raus zum Spaziergang geht oder der Bezugsmensch nach längerer Abwesenheit wieder zurückkommt. Auch Traurigkeit stellt man fest, wenn man an die Hunde denkt, die im Tierheim landen. Tagelang stehen viele Hunde am Gitter, verweigern Futter und warten sehnsüchtig auf die Rückkehr auf Frauchen oder Herrchen. Darwin verfasste das umfangreiche Buch „Ausdruck von Gefühlen bei Mensch und Tier“ und sah in Emotionen unerlässliche Aspekte des Überlebensmechanismus, und Brehm wollte stets auch die Psyche eines Tieres begreifen. Die Forschungen gehen weiter und immer wieder werden Verhaltensweisen bei Tieren beobachtet, die darauf schließen lassen, dass sie durchaus über Emotionalität verfügen und in jedem Fall auch Trauer zeigen können.
In der Wildnis lassen sich zahlreiche emotionale Gefühlsregungen der Tiere beobachten. So leben Elefanten beispielsweise in einem sehr engen sozialen Verband. Aufgrund der langen Strecken, die Elefanten bei ihren Wanderungen zurücklegen, kann es passieren, dass in Ermangelung von Wasser Tiere geschwächt zusammenbrechen. Andere Herdenmitglieder versuchen sogleich, ihrem Herdenmitglied auf die Beine zu helfen. Verstirbt ein Tier, so wurde beobachtet, dass Mitglieder der Herde immer wieder zu der Stelle zurückkehren, an der das Tier verstorben ist. Das tote Tier wurde mit den Rüsseln intensiv beschnüffelt oder mit dem Fuß angestoßen. Man könnte daher den Elefanten eine Fähigkeit zu Trauerarbeit zuschreiben. Auch tragen Elefantenmütter zuweilen verstorbene Jungtiere tagelang mit sich herum und verzögern auf diese Weise den gesamten Wanderungsprozess der Herde. Ähnliches geschieht bei Delfinen. Stirbt bei Delfinmüttern das Junge, wurden diese oft tagelang mit dem toten Baby auf dem Rücken umher schwimmend gesehen. Delfine in Gefangenschaft hingegen reagieren oft mit einem Hungerstreik, wenn einer der Gefährten stirbt. Ein ganz ähnliches Verhalten zeigt sich auch bei Pferden, sowohl bei wild lebenden als auch bei domestizierten. Auch sie stupsen schwach auf dem Boden liegende, vielleicht erkrankte Tiere an, als wollten sie helfen. Bei Papageien drückt sich die Trauer um einen verlorenen Lebenspartner oftmals durch Futterverweigerung oder Federrupfen aus. Der einsame Vogelpartner wirkt teilnahmslos und sitzt meist nur, statt fliegen zu wollen. Einige allein gelassene Papageien sterben auch vor Kummer.