aktion tier Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen

Kuriose Fundtiere

Dass immer wieder nicht heimische Wildtiere oder blinde Passagiere, die als Urlaubsmitbringsel im Koffer oder mit Waren in Containern nach Deutschland gelangt sind, bei uns aufgenommen werden, ist an sich nichts Besonderes. So erreichten uns auch im letzten Jahr z. B. mehrere Skorpione und Geckos. Etwas ungewöhnlicher war jedoch der Fund einer Aga-Kröte im November in einem Wald in der Nähe von Goslar.

Die in der Nähe von Goslar gefundene Aga-Kröte.
Die in der Nähe von Goslar gefundene Aga-Kröte. Foto: © Dr. Florian Brandes

Diese Krötenart erreicht eine Körperlänge von bis zu 22 cm und gehört damit zu den größten Froschlurchen der Welt. Ursprünglich stammt diese Art aus Mittel- und Südamerika. Unrühmliche Berühmtheit erlangte die AgaKröte, weil sie sich in Australien, nachdem sie dort zur Schädlingsbekämpfung angesiedelt wurde, stark vermehrte und sich als invasive Art erwies. Aufgrund ihrer giftigen Hautdrüsensekrete hat die Kröte nur wenige Fressfeinde und kann sich, da sie ein breites Nahrungsspektrum hat, ungehindert ausbreiten. 

Das Verschwinden einer Reihe in Australien endemischer Tierarten wird direkt mit der künstlichen Ansiedlung der Aga-Kröte in Verbindung gebracht. Davon sind nicht nur Amphibienarten betroffen, sondern beispielsweise auch Schlangen und Warane, die versuchen, diese Krötenart zu fressen und aufgrund des Hautgiftes verenden. In der Natur hätte die wärmeliebende Aga-Kröte den kalten Winter nicht überlebt. In der aktion tier Wildtierstation lebt sie nun sicher in einem warmen Terrarium mit Waldboden, wo sie sich eingräbt und auf Beutetiere wie Schaben lauert. Aufgrund der giftigen Hautsekrete achten wir darauf, die Kröte – wenn notwendig – nur mit Handschuhen anzufassen.

Eine andere Amphibienart, die wir ebenfalls zum ersten Mal in der aktion tier Wildtierstation begrüßen durften, war ein lungenloser Salamander, der mit einer Pflanzenlieferung aus den USA nach Deutschland gelangte und beim Auspacken in einer Gärtnerei entdeckt wurde. Da es in dieser außergewöhnlichen Salamandergruppe viele verschiedene Arten gibt, haben wir zur genaueren Bestimmung Experten der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) um Hilfe gebeten.

Der zur Familie der lungenlosen Salamander gehörende Robbensalamander.
Der zur Familie der lungenlosen Salamander gehörende Robbensalamander. Foto: © Dr. Florian Brandes

Diese konnten den Salamander als Desmognathus monticola identifizieren, der im Englischen auch „Seal Salamander“ (Robbensalamander) genannt wird. Dieser Salamander kommt in den östlichen USA bevorzugt in bergigen, kühleren Lagen in der Nähe von steinigen Bächen und ähnlichen Gewässern vor. Auch der „Robbensalamander“ konnte in der aktion tier Wildtierstation artgerecht untergebracht werden. Wir hoffen, ihn bald an einen erfahrenen Halter aus den Reihen der DGHT vermitteln zu können.

Dr. Florian Brandes

Stationsleiter, Fachtierarzt für Wildtiere und Artenschutz