Hauskatzen | Ratgeber Tiermedizin

Maniküre für die Katze

Katzen schärfen ihre Krallen selbst. Das weiß doch jedes Kind. Kein Sofa ist vor ihnen sicher. Und auch vor Tapeten und Vorhängen machen die Samtpfoten nicht halt. Gut beraten ist der, der einen Kratzbaum hat. Vor allem, wenn die Katze auch bereit ist, diesen anzunehmen. So werden die Einrichtungsgegenstände geschont, und es bedarf keiner besonderen Pflege der Krallen.

Krallenkürzen bei der Katze
Manchmal ist es nötig, der Katze die Krallen zu kürzen. Foto: © aktion tier e.V. / Hölscher

Doch wie fast immer im Leben bestätigt die Ausnahme die Regel. Besonders ältere Tiere bewegen sich nicht mehr viel. Sie nutzen ihre Krallen demzufolge weniger ab. Analog zum Menschen leiden auch ältere Katzen zudem an Arthrosen in den Gelenken, was das Schärfen der Krallen am Kratzbaum oder anderen Gegenständen für sie beschwerlich macht. Oft wird das Kratzen nur noch mangelhaft ausgeführt oder aber ganz unterlassen. Hier muss der Besitzer tätig werden. Denn kümmert er sich in diesem Stadium nicht um die Nägel seines Lieblings, wachsen die Krallen immer länger.

Zum einen kann die Katze dann nicht mehr richtig auftreten, was zu Fehlstellungen in den Beinen führt. Die Arthrose verschlimmert sich damit zusehends. Zum anderen bleibt der Samttiger ständig hängen. Die Verletzungsgefahr nimmt zu.

Einzelne Krallen können beim Versuch, sich aus Teppichen o.ä. zu befreien, ausreißen. Wird jetzt nichts unternommen, wachsen die Krallen in den Fußballen ein. Dies ist extrem schmerzhaft für das Tier. Die Katze leidet bei jedem Schritt, was natürlich dazu führt, dass sie noch weniger umher läuft. Außerdem stellt die Wunde am Sohlenballen eine Eintrittspforte für Keime dar, die schlimme Entzündungen und in der Folge eine Blutvergiftung mit sich bringen können. Daher ist es unerlässlich, die Krallen rechtzeitig zu stutzen.

Dies macht jeder Tierarzt. Ist abzusehen, dass das Kürzen regelmäßig erfolgen muss, kann sich der Tierhalter das Schneiden der Krallen vom Doktor zeigen lassen. Eine Krallenzange gibt es im Fachhandel zu kaufen. Fast immer aber wird zum Kürzen eine Hilfsperson benötigt. Diese hält die Katze fest, damit es nicht zu Abwehrbewegungen und dadurch zu Fehlschnitten kommt. Unbedingt vermieden werden sollte, der Katze Schmerzen zuzufügen, da sie sich sonst der Prozedur zukünftig verweigern wird. Und wenn eine Katze nicht will, hat man fast keine Chance, an die Krallen heranzukommen. Daher muss das Schneiden besonders vorsichtig und sorgfältig erfolgen.

Wie kurz geschnitten werden darf, kann man besonders bei weißen und durchsichtigen Krallen gut erkennen: Hier schimmert rosa der innervierte Hornzapfen hindurch. Dieser muss definitiv geschont werden. Also Hornzapfen plus zwei Millimeter Zugabe ist etwa die Länge auf die gekürzt werden darf. Schwieriger wird es bei dunkel pigmentierten Krallen. Hier geht man besser auf Nummer sicher und schneidet lieber zu wenig weg als zu viel. Fingerspitzengefühl ist dabei vonnöten.

Vom kompletten Entfernen der Krallen ist dringend abzuraten. Es handelt sich dabei um eine Amputation. Die Kralle mit Hornzapfen entspricht dem obersten Fingerglied des Menschen. Katze wie Mensch brauchen dieses Glied, um greifen und zupacken zu können. Werden diese Glieder abgeschnitten, gleicht dies einer Verstümmelung. In Deutschland ist dieser Eingriff glücklicherweise ohnehin verboten.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.