Ratgeber Tiermedizin

Gut zu Fuß!

Wer schon einmal ein Steinchen im Schuh hatte, weiß, wie unangenehm es ist, allein mit dieser kleinen Einschränkung spazieren zu gehen. Wie übel muss es da sein, dauerhaft mit eingewachsenen Fußnägeln oder gar Abszessen durch die Welt zu marschieren? Wenn man zudem keine Möglichkeit hat, seinen Schmerz zu artikulieren, und laut herauszuschreien, wo der Schuh drückt, dann ist man ganz arm dran.

Die Zehe müssen beim schneiden fixiert werden.
Die Zehe müssen beim schneiden fixiert werden. Foto: © Tina Hölscher, aktion tier

Deshalb brauchen unsere Haustiere uns Besitzer. Sie haben sehr häufig Probleme mit ihren Hufen, Klauen und Krallen. Wir müssen ein Auge darauf haben, dass unseren Schützlingen nichts fehlt. Nachdem unsere Heimtiere nicht in der freien Wildbahn leben, wird das Horn ihrer Zehen nicht in gleichem Maße abgenutzt, wie es in Freiheit der Fall wäre. Daher kann es notwendig werden, dass dieses gekürzt wird. Dies gilt vor allem dann, wenn das Tier Fehlstellungen in einer Gliedmaße aufweist. Denn dann wird das Horn noch weniger durch die an sich physiologische Abnutzung abgeraspelt. Das Resultat ist – es wird lang und länger. Womöglich wächst es sogar in den Ballen ein und bohrt sich bei jedem Schritt von unten in die Fußsohle hinein. Extrem schmerzhaft und bezüglich einer Infektion langfristig richtig gefährlich.

Grundsätzlich gilt: Je älter das Tier ist, desto besser sollte das Hornwachstum gemonitort werden. Tiersenioren bewegen sich weniger. Das Wachstum von Hufen und Krallen schreitet hingegen fort. Die Abnutzung erfolgt nicht mehr in gleichem Maße, wie dies in der Blüte des Lebens der Fall war. Daher muss der Mensch mithelfen und eingreifen. Das Kürzen des Horns ist gefragt. Im Zweifelsfall zieht man einen Profi hinzu. Es bedarf Erfahrung, um fachgerecht vorgehen zu können. Diese Kenntnis besitzen in jedem Fall ein Tierarzt und ein Hufschmied. Sehr versierte Tierhalter können aber auch selbst mit einer Krallenzange oder einer Raspel beim Huftier mitwirken. Hierbei hat oberste Prämisse, das Leben zu schonen, anderenfalls macht man mehr kaputt als heile! Bei Ein- und Paarhufern gilt das gleich doppelt, schließlich haben sie nur die eine beziehungsweise zwei Zehen, auf denen sie stehen. Kürzt man hier zu viel oder zu wenig, hat dies für die gesamte Gliedmaßen Stellung dramatische Folgen. Also im Zweifelsfall besser den Fachmann ranlassen.

Vor allem auch überzählige Krallen, wie die Wolfskrallen am Hinterbein von Hunden, bergen ein derartiges Gefahrenpotential in sich. Überlange Krallen neigen außerdem dazu, sich in Teppichschlaufen oder Gitterosten festzuhaken und in der Folge ab- oder einzureißen. Starke Blutungen mit nachfolgenden Entzündungen können die Folge sein.

Unter den Kleintieren stehen für die Maniküre vor allem die Kandidaten in der ersten Reihe, die leider zu wenig Auslauf haben. Ihre Nägel nutzen sich gar nicht ab und tendieren deshalb zur Überlänge. Meerschweinchen, Kaninchen, Wohnungskatzen, aber auch in Volieren gehaltene Vögel sind hier besonders häufig betroffen. Leider passiert es immer wieder, dass die Krallenpflege übersehen und damit vernachlässigt wird. Bei Tieren, die sich gut fixieren lassen, kann der Tierhalter selbst die Kürzung vornehmen. Am besten man lässt sich die richtige Vorgehensweise beim Tierarzt zeigen und entscheidet mit ihm gemeinsam, ob man sich den Eingriff zutraut oder lieber weiterhin die tierärztliche Unterstützung wahrnimmt. Ziel ist es in jedem Fall, „das Leben“ unter dem Hornzapfen zu schonen. Besonders bei schwarz pigmentierten Krallen nicht immer leicht, auch nicht für den Fachmann. Wichtig ist gutes Arbeitsmaterial. Hier wenige Euro zu sparen, ist nicht ratsam. Ein Handwerker ist schließlich nur so gut wie sein Werkzeug. Hochwertige Krallenscheren gibt es im Fachhandel.

Wie immer – Vorsorge ist besser als Nachsorge!

Bitte unbedingt Krallen, Hufe und Klauen gut beobachten und im Bedarfsfall handeln. Wir haben die Haustiere in unsere Obhut genommen, und deshalb sind wir auch verpflichtet, uns um ihre Belange zu kümmern.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.