Massentierhaltung

Mehrere zehntausend Tiere verenden pro Jahr – Mastanlagen in Brand

Immer wieder kommt es zu schweren Bränden in Tierzucht- und Mastanlagen. Tierschützer gehen von mehreren zehntausend Brandopfern jährlich aus: 5.500 Puten, verbrannt am 30.05. in Ansbach, Bayern; 2.500 Ferkel, verbrannt am 16.03. in einer Schweinezucht in Herne, Nordrhein-Westfalen; 300 Schweine, verbrannt am 17.01. in NeuBubenreuth, Bayern – dies sind nur drei willkürlich ausgewählte Vorkommnisse aus dem Jahr 2020.

Mastanlage
Immer wieder brennen Zucht- und Mastanlagen. Foto: Jan Peifer

Wer nach einer offiziellen Statistik zu den Stallbränden sucht, wird enttäuscht, denn eine solche Statistik wird seitens der Behörden nicht geführt. Aus diesem Grund haben sich engagierte Privatpersonen zusammengetan und Zahlen zusammengetragen. Die Ergebnisse sind erschreckend: Für das Jahr 2019 haben sie 540 durch Medienberichte dokumentierte Brände in oder an Stallanlagen in Deutschland erfasst. Bei diesen Brandereignissen sind nach übereinstimmenden Angaben mindestens 115.549 Tiere ums Leben gekommen, der verursachte Sachschaden betrug mindestens 112.790.280 Euro. Die Dunkelziffern liegen Schätzungen zufolge jeweils deutlich höher.

Elektrische Anlagen sind in Stallbetrieben oft veraltet.

Für einen Großteil der Brände sind – dies bestätigen auch Angaben von Versicherungen – Schäden in der Elektrik verantwortlich. Die elektrischen Anlagen an und in Ställen sind oft veraltet, werden nicht oder nur mangelhaft gewartet und sind daher ein großes Risiko. Hinzukommen je nach Betriebsgröße große Lüftungsanlagen, die ebenfalls häufig nur unzureichend kontrolliert werden, heiß laufen oder Kurzschlüsse verursachen können und so ebenfalls zu einem enormen Sicherheitsproblem werden können. Ein weiterer, leider häufiger Grund für Brandvorfälle ist Brandstiftung. Zudem können auch menschliche Fehler bei der Bedienung der Anlagen Brände verursachen. Der Hauptgrund für die immense Anzahl der Todesopfer ist jedoch ein anderer.

Nach Auffassung von Experten, Versicherern und auch verantwortungsvollen Landwirten ist eine fehlende Brandsicherung oftmals ein großes Problem.

Dabei könnten das Entstehen vieler Brände verhindert und Auswirkungen eingedämmt werden. Sprinkleranlagen oder Brandmelder, die zu einem frühen Entdecken führen könnten, gibt es in vielen Betrieben nicht. Selbst eine funktionierende Löschwasserversorgung gibt es oft nicht. Auch Notausgänge helfen in der Tiermast kaum. Denn das Hauptproblem ist die Größe der Tierbestände. Angesichts von Bestandsgrößen von bis zu über hunderttausend Individuen ist eine kontrollierte, effektive Räumung im Notfall schlicht nicht möglich. Zudem fehlt fast immer auch ein Ausweichgelände als Sammelplatz.

Die einfachste Empfehlung neben einer gründlichen Vorsorge und regelmäßigen Wartung lautet: Die Tierbestände müssen begrenzt werden.

Zehn Kühe lassen sich im Ernstfall leichter evakuieren als hundert, hundert Hühner lassen sich leichter einfangen als tausend. Hinzu kommt, dass manche Tiere (z.B. Schweine) auch im Ernstfall Schutz in der vermeintlich sicheren, gewohnten Umgebung ihres Stalls suchen und dem Feuer nicht ausweichen. Auch hier lassen sich wenige Tiere wesentlich besser retten als die vor allem im Notfall schwer zu überblickende Menge, die in den meisten Ställen leben muss. Außerdem würde die Einführung verbindlicher Auflagen zum Brandschutz helfen, Stallbrände zu verhindern. Zwar heißt es gemäß den Bauordnungen der Länder: „Bauliche Anlagen sind so (…) zu errichten (...) und instand zu halten, dass der Entstehung eines Brandes (...) vorgebeugt wird und bei einem Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich sind“.

Was die Lösung der Frage betrifft, was dies aber konkret bedeuten soll – da schieben sich Bund und Länder seit Jahren die Verantwortung gegenseitig zu. Solange es aber keine konkreten Vorgaben gibt, gibt es auch keine Verstöße und damit kein Hindernis, unsichere Stallungen zu betreiben oder neu zu errichten. Es gilt daher wie in so vielen anderen Fällen: Wer diese unhaltbare Situation nicht unterstützen möchte, sollte auf eine pflanzliche Ernährung umstellen. Denn dies ist der wirksamste Weg, die Massentierhaltung durch eine ausbleibende Nachfrage zu beenden.

Jan Peifer