Wer nach einer offiziellen Statistik zu den Stallbränden sucht, wird enttäuscht, denn eine solche Statistik wird seitens der Behörden nicht geführt. Aus diesem Grund haben sich engagierte Privatpersonen zusammengetan und Zahlen zusammengetragen. Die Ergebnisse sind erschreckend: Für das Jahr 2019 haben sie 540 durch Medienberichte dokumentierte Brände in oder an Stallanlagen in Deutschland erfasst. Bei diesen Brandereignissen sind nach übereinstimmenden Angaben mindestens 115.549 Tiere ums Leben gekommen, der verursachte Sachschaden betrug mindestens 112.790.280 Euro. Die Dunkelziffern liegen Schätzungen zufolge jeweils deutlich höher.
Elektrische Anlagen sind in Stallbetrieben oft veraltet.
Für einen Großteil der Brände sind – dies bestätigen auch Angaben von Versicherungen – Schäden in der Elektrik verantwortlich. Die elektrischen Anlagen an und in Ställen sind oft veraltet, werden nicht oder nur mangelhaft gewartet und sind daher ein großes Risiko. Hinzukommen je nach Betriebsgröße große Lüftungsanlagen, die ebenfalls häufig nur unzureichend kontrolliert werden, heiß laufen oder Kurzschlüsse verursachen können und so ebenfalls zu einem enormen Sicherheitsproblem werden können. Ein weiterer, leider häufiger Grund für Brandvorfälle ist Brandstiftung. Zudem können auch menschliche Fehler bei der Bedienung der Anlagen Brände verursachen. Der Hauptgrund für die immense Anzahl der Todesopfer ist jedoch ein anderer.
Nach Auffassung von Experten, Versicherern und auch verantwortungsvollen Landwirten ist eine fehlende Brandsicherung oftmals ein großes Problem.
Dabei könnten das Entstehen vieler Brände verhindert und Auswirkungen eingedämmt werden. Sprinkleranlagen oder Brandmelder, die zu einem frühen Entdecken führen könnten, gibt es in vielen Betrieben nicht. Selbst eine funktionierende Löschwasserversorgung gibt es oft nicht. Auch Notausgänge helfen in der Tiermast kaum. Denn das Hauptproblem ist die Größe der Tierbestände. Angesichts von Bestandsgrößen von bis zu über hunderttausend Individuen ist eine kontrollierte, effektive Räumung im Notfall schlicht nicht möglich. Zudem fehlt fast immer auch ein Ausweichgelände als Sammelplatz.