Während wir Menschen einen schmerzhaften Stich sofort einordnen können, reagieren Tiere oft panisch, wenn sie gestochen werden. Schließlich wissen sie nicht, woher der plötzliche Schmerz kommt. Und nicht nur das. Insektenstiche können für unsere tierischen Freunde auch langfristig ernsthafte Folgen haben. Wir geben einen Überblick über potenzielle Gefahren, Symptome nach Insektenstichen und mögliche Therapien. Und noch wichtiger: Welche effektiven Maßnahmen zur Vorbeugung gibt es? Allerdings könnte dieses Thema Bücher füllen. Daher erhebt dieser Beitrag keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit.
Plagegeister für Haustiere – Hilfe, es beißt und sticht!
Die geliebten Vierbeiner, sei es das Pferd auf der Koppel, der Hund beim Spaziergang, die streunende Katze oder das sanfte Kaninchen, sie alle sind allesamt potenzielle Opfer von stechenden Insekten. Besonders jetzt, in den warmen Monaten, sind diese aktiv und können sowohl in der freien Natur als auch in der Nähe von Ställen oder Gärten zur Bedrohung werden. Während ein einzelner Stich oft harmlos ist, können Mehrfachstiche oder allergische Reaktionen ernsthafte Probleme verursachen.

Von wem geht Gefahr aus?
Pferdebremsen gehören zu den robusten Fluginsekten, die vor allem im Sommer unterwegs sind. Die Weibchen sind berüchtigt für ihre schmerzhaften Bisse, da sie Blut für die Eiablage benötigen. Mit ihren messerscharfen Mundwerkzeugen durchtrennen sie die Haut des Wirtes und hinterlassen juckende oder stark geschwollene Stellen. Pferdebremsen sind erstaunlich zäh und sehr zielstrebig – sie lassen sich nur mühsam von ihren potenziellen Wirten ablenken.
Bienen und Wespen sind nicht nur nützlich, sondern unter Umständen auch gefährlich für Haustiere. Während Bienen meist nur stechen, wenn sie sich bedroht fühlen, können Wespen aggressiver sein und auch mehrfach zustechen. Die Stiche setzen Giftstoffe frei, die bei Haustieren allergische Reaktionen oder sogar lebensbedrohliche Zustände wie einen anaphylaktischen Schock auslösen können. Besonders gefährdet sind Vierbeiner, die neugierig nach diesen Insekten schnappen. Denn sind die Atemwege vom Stich betroffen, kann es ernst werden. Wissenschaftlich betrachtet sind die Enzyme und Histamine im Gift die Hauptursache für Schwellungen, Schmerzen und mögliche Komplikationen
Zecken sind Parasiten, die sich vom Blut von Wirbeltieren ernähren – darunter auch unsere geliebten Haustiere wie Pferde, Hunde und Katzen. Diese Spinnentiere, besonders aktiv in warmen Monaten, lauern in Gräsern, Sträuchern und Wäldern auf ihre Opfer. Sobald sie sich festgesetzt haben, stechen sie mit ihren scharfen Beißzangen in die Haut, um Blut zu saugen. Besonders problematisch ist, dass Zeckenbisse oft unbemerkt bleiben. Analog zu Stichen beim Menschen können sie nicht nur lokale Beschwerden wie Schwellungen und Entzündungen verursachen, sondern auch ernsthafte medizinische Folgen haben. Sie übertragen gefährliche Krankheitserreger, wie beispielsweise Borrelien oder Babesien, die sowohl für Tiere als auch für Menschen bedrohlich sein können.
Flöhe sind kleine, springende Parasiten, die dafür sorgen, dass das Leben unserer Haustiere – und oft auch unser eigenes – ziemlich ungemütlich wird. Sie ernähren sich vom Blut ihrer Wirte, und ihre Bisse führen häufig zu starkem Juckreiz, Hautreizungen und allergischen Reaktionen. Besonders problematisch wird es, wenn Flöhe Krankheiten wie Bandwürmer oder bakterielle Infektionen übertragen. Zudem kann ein starker Flohbefall zu Anämie (Blutarmut) bei kleineren Haustieren führen, da sie mehr Blut saugen, als man vielleicht denkt. Doch Flöhe sind nicht nur nervig – sie sind zudem auch extrem hartnäckig! Ihre Eier, Larven und Puppen können sich überall im Umfeld eines Haustieres verstecken, etwa in Teppichen oder Möbeln, und sorgen hier für Nachwuchs und damit für neue Generationen.
Flöhe sind für Haustiere gefährlich, weil sie stark jucken, Allergien auslösen und Krankheitserreger sowie Bandwürmer übertragen können.
Ein starker Befall kann zudem zu Blutarmut führen – besonders bei jungen oder geschwächten Tieren.
Die Hirschlausfliege ist ein Insekt, das – wie der Name schon sagt – hauptsächlich Hirsche und andere große Säugetiere befällt. Ursprünglich aus Europa stammend, ist sie heute in verschiedenen Regionen der Welt verbreitet und hat sich an ein Leben als Blutsauger in dichten Fellumgebungen angepasst. Sie beginnt ihr Leben zunächst mit Flügeln – ein kurioses Detail. Im Anschluss bohrt sie sich ins Fell des Wirtstieres und lebt dort von seinem Blut. Ihr Körperbau ist speziell darauf ausgerichtet, sich im Fell zu bewegen und eng an der Haut zu haften. Für Menschen kann die Hirschlausfliege auch lästig werden, da sie ihn oft fälschlicherweise angreift und versucht, sich an ihm festzusetzen. Obwohl sie Menschen nicht dauerhaft als Wirte nutzt, können ihre Bisse auch bei uns unangenehme Hautreaktionen verursachen.
Sandmücken, diese winzigen, fliegenden Plagegeister, können für Haustiere richtig gefährlich werden. Ihre Stiche sind nicht nur juckend und irritierend, sondern sie können auch Infektionserreger wie Leishmanien übertragen. Besonders Hunde sind gefährdet, wenn sie sich in warmen Regionen aufhalten, wo Sandmücken aktiv sind. Übrigens beschränkt sich das Vorkommen der Mücken beileibe nicht nur auf sandige Gebiete, wie der Name vermuten lassen könnte.
Herbstmilben saugen gerne an Unterbauch und Pfoten. Hunde reagieren auf den Speichel häufig allergisch. Sie leiden dann unter unstillbarem Juckreiz. Problematisch wird es, wenn durch das Kratzen Bakterien in tiefere Hautschichten gelangen. Es entwickelt sich eine Pyodermie, also eine eitrige Entzündung der Haut.
Was sind die Folgen?
Hier muss zwischen kurz- und langfristigen Nachwirkungen der Stiche und Bisse unterschieden werden:
Akute Reaktionen auf Insektenstiche variieren je nach Tierart und individueller Empfindlichkeit. Typische Symptome sind lokale Reaktionen wie Rötungen und Schmerzen an der Einstichstelle. Dazu können allergische Reaktionen wie Atemnot, Schwellungen im Gesicht oder an den Gliedmaßen und starker Juckreiz kommen. Hier sind vor allem Pferde und Hunde betroffen, Katzen leiden eher selten unter Insektenstichallergien. Im schlimmsten Fall führt eine Allergieneigung zum anaphylaktischen Schock, der lebensbedrohlich sein kann.
Langfristig ist hier vor allem der Aspekt der möglichen Übertragung von Krankheitserregern und der damit verbundenen Symptomatik zu nennen. So können sich Kaninchen durch Stiche von Mücken oder Flöhen mit Krankheiten wie Myxomatose oder der Rabbit Haemorrhagic Disease infizieren. Hunde können sich unter Umständen eine Babesiose, Anaplasmose, Ehrlichiose oder Leishmaniose einfangen. Bei Pferden besteht die Gefahr der Infektion der Equinen Infektiösen Anämie oder des West-Nil-Virus. Katzen bekommen durch Flohbefall Bandwürmer, und, und, und.
Was mache ich im Ernstfall?
- Falls ein Stachel vorhanden ist, sollte dieser mit einer Pinzette vorsichtig entfernt werden.
- Handelt es sich um einen Zeckenbiss, muss auch dieser Parasit schnellstmöglich gezogen werden. Dazu dreht man die Zecke mit wenig Zug, die Drehrichtung ist hierbei egal. Bleibt der Kopf stecken, ist das nicht optimal, aber weniger schlimm, als wenn die intakte Zecke weiter saugen und damit Krankheitserreger übertragen kann.
- Die Einstichstelle ist zu kühlen, entweder mit einem feuchten, sauberen Lappen oder einem Kühlpad.
- Antihistaminika und Kortison können nach Rücksprache mit dem Tierarzt helfen, allergische Reaktionen zu lindern.
- Bei schwerwiegenden Reaktionen oder einer bekannten Überempfindlichkeit muss ein Tierarzt aufgesucht werden.
Prophylaxe zur Verhinderung von Schlimmerem.
Vorbeugende Maßnahmen sind essenziell, um unsere Haustiere vor den unmittelbaren und, mindestens genauso wichtig, den langfristigen Gefahren von Insektenstichen zu schützen.
- Gestalten Sie die direkte Umgebung der Haustiere eher „insektenunfreundlich“.
- Vermeiden Sie in Bereichen, in denen sich die Haustiere vermehrt aufhalten, Pflanzen wie Lavendel oder andere Blütenpflanzen anzusiedeln. Sie locken Insekten an.
- Sorgen Sie für saubere und trockene Bereiche, da feuchte und unordentliche Umgebungen für Mücken und andere Insekten attraktiv sind.
- Für Pferde gibt es spezielle Decken für den Körper und Masken für den Kopf, die sie vor Insekten schützen. Diese sind besonders in den Sommermonaten für empfindliche Tiere unverzichtbar
- Hunde und Katzen können durch insektenabweisende Halsbänder, Tabletten oder Spot on-Präparate, die auf die Haut aufgeträufelt werden, geschützt werden. Wählen Sie hierbei Produkte, die für die jeweilige Tierart, den Aufenthaltsort und das Körpergewicht geeignet sind. Lassen Sie sich vom Tierarzt beraten. Auf dem freien Markt gibt es jede Menge Produkte, die viel versprechen, aber leider nicht wirksam sind.
- Pferde und Rinder können mit Sprays behandelt werden, die die Stechinsekten fernhalten.
- Kaninchen sollten dringend gegen die Krankheiten Myxomatose sowie RHD 1 und 2, die durch Insekten übertragen werden, geimpft werden. Auch für Pferde und Hunde existieren verschiedene Impfungen, deren Sinnhaftigkeit im Einzelfall mit dem Tierarzt erörtert werden sollten.
- Vermeiden Sie Spaziergänge mit Hunden oder Ausritte mit Pferden zu Zeiten, in denen Insekten besonders aktiv sind, z. B. in der Dämmerung.
- Sümpfe, stehende Gewässer und blühende Gärten sind oft stark von Insekten bevölkert. Halten Sie Ihre Tiere möglichst fern von solchen Zonen.
Stechende Insekten mögen klein sein, doch ihre Stiche können schwerwiegende Folgen haben – sowohl für uns Zweibeiner, als auch für unsere Haustiere. Mit den richtigen Vorsorgemaßnahmen und schnellen Reaktionen im Ernstfall können wir sicherstellen, dass unsere tierischen Freunde geschützt und gesund bleiben. Indem wir Gefahren aus der Umgebung im Auge behalten, Schutzausrüstung nutzen und proaktiv Prophylaxe mit geeigneten Mitteln betreiben, reduzieren wir das Risiko erheblich. So steht einem unbeschwerten Sommer für Mensch und Tier nichts im Wege.