Zum einen bedingt der Klimawandel, dass die Insekten, die diese Erkrankungen übertragen, auch in unseren Gefilden heimisch werden. An erster Stelle ist hier die Sandmücke zu nennen, die gab es früher in unseren Breiten einfach nicht. Nun hat sie sich angesiedelt und kann die Infektionskrankheit von Tier zu Tier schleppen. Zum anderen gibt es auch bei uns immer mehr Hunde, die sich im Ausland angesteckt haben. Somit haben wir die Krankheit im Land und eben auch den Überträger. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis sich das erste Tier auch ohne Reisehintergrund bei uns infiziert.
„Jetzt ist es soweit“, bedauert Frau Dr. Tina Hölscher, Tierärztin von aktion tier e.V., „die Reisekrankheiten haben uns erreicht!“. Vor diesem Hintergrund müsste die Begrifflichkeit abgeändert werden, denn in Zukunft wird keine Reise mehr nötig sein, um sich anzustecken.
Doch was fangen wir nun mit diesem Wissen an? Einfach mehr Angst haben? „Nein, so groß ist die Wahrscheinlichkeit momentan noch nicht, sich anzustecken“, beruhigt die Veterinärin. „Allerdings sollten Tierärzte ab sofort bei unklarer Symptomatik immer auch an die Reisekrankheiten als mögliche Ursache für die Krankheitsanzeichen denken, auch wenn das Tier noch nie im Ausland war!“, mahnt sie eindringlich. Einige dieser Erkrankungen sind im Anfangsstadium einigermaßen gut behandelbar. Deshalb ist das frühzeitige Erkennen entscheidend für den Krankheitsverlauf. Sollte der Tierarzt nicht selbst an eine Reisekrankheit denken, sei es dem informierten Tierbesitzer unbenommen, ihn auf den Umstand hinzuweisen, dass diese Infektionen Einzug in Mittel- und Nordeuropa gehalten haben. Denn egal wer die Anregung ins Spiel bringt, es könne sich um eine Reisekrankheit handeln, Hauptsache dem Tier wird schnell geholfen.