Tierfreundlicher Garten | Insekten, Spinnentiere und Schnecken

Schwarzer Brummer

Die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) ist Wildbiene des Jahres 2024. Es gibt jedoch noch viele andere Gründe, dieses interessante Insekt näher unter die Lupe zu nehmen.

Mit ihrer langen Zunge kommt die schwarze Holzbiene auch auf den Grund von Lippenblüten
Mit ihrer langen Zunge kommt die Wildbiene auch auf den Grund von Lippenblüten (hier Asiatische Duftnessel). Foto: © Ursula Bauer

Wer das erste Mal diese hierzulande größte Wildbiene mit lautem Gebrumm durch den Garten fliegen sieht, denkt zuerst an eine „Monsterhummel“ oder eine besonders dunkle und sehr dicke Hornisse. Die Blauschwarze Holzbiene ist jedoch anhand ihrer blau schimmernden Flügel und dem schwarz glänzenden, behaarten Körper leicht zu bestimmen und unverwechselbar. Die Tiere sind trotz ihrer Größe und rundlicher Körperform gute und schnelle Flieger, wechseln geschickt die Richtung und flitzen von Blüte zu Blüte. Während Schwebfliegen zutraulich auf der Hand sitzen bleiben und Hummeln sich auch aus der Nähe betrachten lassen, sind Holzbienen immer auf der Hut. Sehr zum Leidwesen von uns Hobby-Fotografen.

Gewusst wie

Holzbienen sind keine Top-Blütenbestäuber, da sie die Angewohnheit haben, bei Pflanzen mit sehr langen Blüten Löcher in die unteren Teile der Kelche zu nagen, um an den Nektar zu gelangen. Dadurch kommen sie mit dem Pollen nur wenig in Berührung und können diesen zur Befruchtung nicht so effizient verbreiten wie Honigbienen und andere Wildbienenarten.

Lebenszyklus

Wie die meisten Wildbienen bilden auch die Holzbienen keine Staaten, sondern leben allein. Der Name lässt es schon vermuten – diese Insekten sind holzaffin. Sie beißen mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen bis zu 30 cm lange Gänge in morsches Holz und legen ihre Eier hinein. Tatsächlich gehen Holzbienen beim Nestbau derart zur Sache, dass unter den bis zu 1,5 cm großen, kreisrunden Eingängen der Brutröhren zahlreiche Späne zu finden sind.

Im August schlüpfen die jungen Holzbienen, fliegen bis etwa Oktober umher und überwintern dann an geschützten Stellen wie in Mauerspalten, unter Baumrinde oder in Erdlöchern.

Sobald es im Frühjahr spätestens im April warm wird, kommen sie wieder hervor, paaren sich, und die Weibchen beginnen wieder mit dem Brutgeschäft. Die Generation vom Vorjahr stirbt in der Regel im Juni des Folgejahres.

Keine Panik!

Menschen haben vor dunklen Tieren oft instinktiv Angst. Die Blauschwarze Holzbiene ist jedoch harmlos und interessiert sich weder für uns Zweibeiner noch für unsere Speisen oder Getränke. Sie besitzt zwar einen Stachel, nutzt diesen jedoch nur, wenn sie sich akut bedroht fühlt.

Drei Schwestern

In Deutschland kommen drei Arten von Holzbienen vor. Neben der Blauschwarzen Holzbiene, die am häufigsten und in fast allen Teilen Deutschlands anzutreffen ist, konnte die kleine Schwester Xylocopa iris bisher nur vereinzelt am südlichen Oberrhein in Baden gesichtet worden. Auch die dritte Verwandte, die Südliche Holzbiene (Xylocopa valga) ist in Süddeutschland noch ein rarer Gast und soll sich erst seit 2009 langsam nach Norden ausbreiten.

Totholz für Wildbienen.
Totholz für Wildbienen. Foto: © Ursula Bauer

Gefährdung und Schutz

Während es vor ca. 30 Jahren noch ein großes Ereignis war, eine Blauschwarze Holzbiene zu sehen, ist eine Begegnung heute wesentlich wahrscheinlicher. Die eher wärmeliebenden Tiere haben im Zuge des Klimawandels ihr Verbreitungsgebiet vom Süden Deutschlands inzwischen bis etwa auf die Höhe von Berlin und Hannover ausgedehnt.

Daher wird die Art in der Roten Liste für Deutschland aktuell als nicht gefährdet beurteilt. Vor allem durch fehlende Nistmöglichkeiten könnte sich die Situation in Zukunft jedoch verändern. Leider werden tote Bäume meistens aus dem Wald entfernt und auch in Gärten und Parks selten geduldet.

So können Sie die Blauschwarze Holzbiene unterstützen

Alte Bäume sollten nach Möglichkeit erhalten werden, und wenn ein Baum abstirbt, kann man gut den Stamm einfach stehen lassen. Wer keine Bäume hat, kann für unseren schwarzen Brummer und viele andere holzliebende Insekten Totholz in einer voll besonnten Gartenecke ablegen. Am besten eignen sich alte, trockene und bereits leicht in Zersetzung befindliche Stücke unterschiedlicher Größe. Alles ein bisschen wild durcheinander anordnen, mit stehenden und liegenden Teilen.

Holzbienen mögen große Blüten, die ihr Gewicht halten können (hier an Muska- teller Salbei).
Holzbienen mögen große Blüten, die ihr Gewicht halten können (hier an Muska- teller Salbei). Foto: © Ursula Bauer

Hat man außerdem ein verlockendes Nektar- und Pollenangebot im Garten, kann man fast schon damit rechnen, dass früher oder später auch eine Blauschwarze Holzbiene zu Besuch kommt. Sehr kleine Blüten sind nichts für die nicht gerade elfengleichen Wildbienen, da diese schnell unter deren Gewicht umbiegen. Stabile, große Blüten wie die von Salbei, Glockenblume, Natternkopf oder Stockrose sind da schon besser geeignet. Ebenfalls beliebt sind unter anderem Taubnessel, Ziest, Ginster, Mohn, Wicke und Beinwell.

Die Blüten dieser Pflanzen ziehen Holzbienen magisch an.

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Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.