Der Dezember brachte uns noch zwei klitzekleine Katzen, sehr ungewöhnlich für die Jahreszeit. Geboren auf einem Reiterhof hatten die zwei Schwestern überhaupt keine Lust auf Kontakt mit Menschen. Wir brachten sie in einer unserer Pflegestellen unter, weil die Sozialisierung dort erfahrungsgemäß schneller geht als in der Station. Mona und Lisa wurden sie genannt, und sie waren alles andere als nett. Normalerweise sind so kleine Katzen in kurzer Zeit mit Futter und Spielzeug zu „knacken“ und lernen schnell, dass Menschen ganz o.k. sind. Bei diesen hier war es anders, nach dem Zwangskuscheln – bei dem sie sich nach einiger Zeit dann doch entspannten – kamen sie zurück in ihre Box und als Verabschiedung drehten sich die Kleinen um und fauchten und hauten doch nochmal nach den Händen. Wir hatten den Eindruck, sie wollten einfach die Grenzen ihres guten Willens aufzeigen… Trotzdem meldeten sich Interessenten, besuchten die Zwei und waren hin und weg. Nach entsprechender Aufklärung, dass es wahrscheinlich bei diesen Miezen etwas länger mit der Eingewöhnung dauern wird, brachten wir sie ins neue Zuhause. Und was soll man sagen, es kam die Rückmeldung, dass sogar die schwarzweiße Kätzin (von Anfang an die Scheuere der Beiden) von alleine zum Kuscheln gekommen ist. Somit ist das Eis gebrochen, und wir haben wieder zwei Katzen vor dem Leben auf der Straße bewahren können.
Täglich grüßt die Katze!
Das vergangene Jahr war sehr ereignisreich. So haben wir im Projekt Kitty Paderborn 316 Katzen kastrieren lassen. Es war wieder einmal alles dabei – von den fauchenden Minis bis hin zu betagten Senioren, die dringend Hilfe brauchten. Wir haben viele Welpen in der Station gehabt, in allen Größen und Farben, und so schön auch die Pflege und Betreuung der Kleinen ist, so schön ist es auch, wenn sie in liebevollen Familien aufgenommen werden und ein endgültiges Zuhause finden.
Der schlimmste Fall im vergangenen Jahr: Ein älterer Herr meldete sich, ob wir ihm helfen können. Durch seinen Garten würden viele fremde Katzen laufen und um Futter betteln. Unter anderem ein grauer großer Kater bei dem ein Hinterbein nur noch in der Luft baumelte. Leider war der Kater sehr wild, und in diesem Landkreis gibt es auch keinen Tierschutzverein, der sich für so etwas verantwortlich fühlt. Also konnte der Herr nichts machen. Nach einiger Zeit kam der Kater wieder und hatte das Bein verloren. Wir stellten im Garten des Herrn eine Falle auf und hatten nach kurzer Zeit das Tier eingefangen. Es sah sehr schlecht aus und roch extrem. Beim Tierarzt sah man in der Narkose das ganze Ausmaß der Verletzung. Dem Kater war aufgrund eines offenen Bruchs das Bein abgefault! Wieviel Schmerzen und Leid dieses Tier erlitten hat, übersteigt unsere Vorstellungskraft. Leider war durch die wochenlange Infektion auch schon die Wirbelsäule angegriffen, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als das Tier zu erlösen. Aber auch das ist in so einem Fall Tierschutz, denn sonst wäre der Kater elendig an der Verletzung gestorben.
Zuhause für drei Kater gesucht!
Das Jahr ging mit einem Seniorennotfall zu Ende. Es meldete sich jemand, dem wir vor 17 Jahren drei Kater (Brüder) vermittelt hatten. Die drei Jungs wurden in der Familie sehr geliebt und gut versorgt. Leider war nun plötzlich der Mann verstorben, und die zurückgelassene Frau konnte die Tiere nicht mehr behalten, weil sie aus wirtschaftlichen Gründen in eine kleine Wohnung ziehen musste. Wir haben jede Möglichkeit ausgelotet und leider keine Lösung für die Dame gefunden. Wir suchen daher ein Zuhause für alle drei Kater, da sie sehr aneinander hängen und wir keinen aus seinem Sozialverband reißen wollten, wenn sie schon ihr geliebtes Zuhause verlieren. Das wird eine sehr schwierige Aufgabe, schließlich suchen die meisten Menschen ein gesundes junges Tier von „dem man noch viel hat!“ und keine alten Modelle, die keine hohe Lebenserwartung haben und unter Umständen auch hohe Tierarztkosten verursachen… Doch wir werden unser Bestes tun!
Im Januar erhielten wir Nachricht, dass ein alter Mann tot in seiner Wohnung gefunden worden war. Drei dort lebende Katzen lagen trauernd um ihn herum. Diese Tiere waren einst von uns kastriert worden, und wir waren mit dem Mann in regelmäßigem Kontakt. Sie durften über ein immer offenstehendes Fenster in die warme Wohnung und entwickelten sich im Laufe der Jahre zu anhänglichen Tieren. Mit dem Mann verband sie ein enges Vertrauensverhältnis. Ihn sprachen wir mehrmals an, dass er bitte regeln sollte, was passiert, wenn er sich nicht mehr um die Tiere kümmern könne. Er lachte nur und sagte „so alt bin ich ja noch nicht“.
Und so kam es wie es kommen musste: Er wurde tot in der Wohnung gefunden, und die Erben warfen als erstes die Katzen hinaus und machten das Fenster zu. Somit saßen die Tiere (zwei weit über 13, eine ca. 5 Jahre alt) frierend im Garten. Wir hörten davon, nahmen mit den Erben Kontakt auf und besprachen, dass die Tiere in der Wohnung festgesetzt werden sollen und wir zeitnah eine Lösung finden. Als wir am nächsten Tag auftauchten, um Futter zu bringen und nach dem Rechten zu schauen, war der nächste Erbe aufgetaucht. Dieser hatte nichts anderes zu tun als einen Tag nach dem Tod des Mannes alles aus der Wohnung zu werfen, inklusive der Katzen. Also gab es wieder lange Gespräche, man einigte sich darauf, die Tiere noch einmal in die Wohnung zu locken, damit wir sie am nächsten Tag fangen konnten. Das klappte wieder nicht absprachegemäß, weil ein Tier beim Räumen der Wohnung die Flucht ergriff und bis jetzt nicht wieder aufgetaucht ist. Die zwei anderen waren die alten Kater, die insgesamt einen ramponierten Eindruck machen. Zum Glück fanden wir eine tolle Pflegestelle in der sie sich jetzt von den Strapazen erholen können und wir in Ruhe ein geeignetes Zuhause suchen können. Für das dritte Tier sind die Fallen gestellt, und wir hoffen, dass wir es zeitnah fangen können.
Tierschutzkonforme Bestandsreduzierung
Neben diesen wechselnden Herausforderungen im Tierschutzalltag versorgen wir im Kitty Projekt natürlich auch Katzen an Futterstellen. Unsere größte Futterstelle war die Generalfeldmarschall Rommel Kaserne in Augustdorf. Wir wurden im Jahr 2003 von den Verantwortlichen vor Ort um Hilfe gebeten, weil die auf dem Kasernengelände lebende Katzenpopulation zu groß wurde. Über 80 unkastrierte Tiere befanden sich dort, Tendenz steigend. Wir begannen mit den Kastrationen und verbrachten viele Stunden, Tage und Nächte damit, die teilweise extrem scheuen Tiere einzufangen, kastrieren und kennzeichnen zu lassen. Diese Aktion ist mittlerweile 19 Jahre her. 19 Jahre in denen wir unsere Kasernenkatzen täglich fütterten, uns Sorgen machten, sie regelmäßig entwurmten, entflohten und natürlich tierärztlich versorgen ließen. Von den damals über 80 Katzen leben jetzt noch 5 (!) Tiere an zwei Futterstellen.
Das ist der Sinn des Kitty Projekts, und wir nennen das tierschutzkonforme Bestandsreduzierung. Durch die damalige Kastrationsaktion hatten wir natürlich immer noch über 80 Katzen auf dem Gelände, die von uns damals an fünf Futterstellen versorgt wurden. Diese Anzahl ging aber im Laufe der Jahre stetig zurück, Katzen kamen nicht wieder, einige mussten von uns eingefangen und vom Tierarzt aufgrund von Erkrankungen euthanasiert werden. Andere wurden im Laufe der Jahre immer zugänglicher, so dass wir sie vermitteln konnten. Unsere jetzigen fünf Katzen fallen auf dem riesigen Kasernengelände natürlich fast nicht mehr auf, nichtsdestotrotz brauchen sie eine tägliche Versorgung. Schließlich ist es egal, ob 20 Katzen Hunger haben oder eine… Somit werden wir unsere Fünf noch bis zum Schluss betreuen und dafür sorgen, dass es ihnen gut geht.
Unser bundesweites Projekt Kitty hat viele Facetten, und jede davon ist immens wichtig! Dass wir so vielen armen in Schmerz und Leid hineingeborenen Tieren helfen können, ist nur auf unsere Gemeinschaft mit lieben Menschen wie Ihnen zurückzuführen, die bereit sind mit ihrer Unterstützung unsere immensen Aufwendungen zu bewältigen. Dafür sagen wir herzlichen Dank!