Diese Beobachtungen führten dazu, dass im Jahr 2003 das Projekt Kitty von uns ins Leben gerufen wurde. Hier sollte erstmalig nicht an den Symptomen, sondern an der Ursache des Katzenproblems deutschlandweit, fundiert und organisiert, gearbeitet werden. Unsere erste Maßnahme war die Einführung von Kitty Foren. Die Idee hierzu war einfach: Es sollten sich mehrere Tierschutzvereine einer Region zusammenschließen und dadurch Synergie-Effekte genutzt werden. Bei großen Aktionen sollte – wenn möglich – zusammen gearbeitet werden in der Form, dass Material (Fallen, Körbe, Autos) gemeinsam genutzt sowie Futter in großen Mengen und dadurch für alle günstiger geordert werden. Bei jedem dieser Zusammenschlüsse wurde ein Verein bestimmt, der die Leitung, Futterverteilung und Koordination übernehmen sollte. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten kristallisierten sich gute Strukturen heraus, die zu einer tatsächlichen Optimierung der Arbeit vor Ort führten. Leider mussten wir uns im Rahmen dieser Entwicklung auch von einigen Vereinen trennen, die eine Zusammenarbeit rigoros ablehnten oder boykottierten. Heute, 13 Jahre später, haben wir eine gute Struktur und wirklich kompetente Ansprechpartner in fast allen Teilen Deutschlands. Auf diese Entwicklung sind wir sehr stolz und jedes Jahr aufs Neue von der hohen Anzahl der im Rahmen des Projekt Kitty kastrierten Katzen beeindruckt. Neben der Errichtung der einzelnen Foren liegt ein Hauptaugenmerk der Arbeit im Projekt Kitty in der Dokumentation. In einem „normalen“ Tierschutzverein trifft man üblicherweise auf total engagierte Menschen, die sich rund um die Uhr und auf Kosten ihres Privatlebens dem Tierschutz widmen. Leider hat das zur Folge, dass bei all der direkten Arbeit am Tier – im Katzenbereich ist es das Einfangen, zum Tierarzt bringen, kastrieren lassen, wieder aussetzen, regelmäßig füttern, versorgen, Jungtiere päppeln, Tiere vermitteln, etc. – die Dokumentation meist voll auf der Strecke bleibt. Das führt dann dazu, dass man zwar sehr vielen Tieren hilft, aber nie konkret sagen kann wie viele es waren und woher sie kamen. Dieser Sachverhalt führt vor allen Dingen im Kontakt mit Behörden dazu, dass Tierschützer nicht wirklich ernst genommen werden und man bei den meisten Ordnungsämtern in Deutschland die gleiche Ansage in Bezug auf frei lebende Katzen bekommt: „So ein Problem gibt es bei uns nicht“!
So führten wir die Dokumentation für jede im Rahmen des Projekt Kitty durchgeführte Kastration ein. Auf dieser Meldung werden der Einfangort, der Name des Menschen, der die Katze gemeldet hat, die Farbe der Katze, das Geschlecht, weitere Besonderheiten und die von uns durchgeführte Kennzeichnung mittels Mikrochip und ggf. Tätowierung vermerkt. Im Projekt Kitty Paderborn sammelten wir diese Meldungen und leiteten sie dann an das jeweilige Ordnungsamt mit der Bitte um Ablage weiter. Der jeweilige Ordnungsamt Mitarbeiter konnte so genau sehen, in welchen Stadtteilen vermehrt Katzen gefangen wurden und konnte bei Fragen auch denjenigen kontaktieren, der die Tiere gemeldet hatte.
Diese Vorgehensweise führte dazu, dass wir lückenlos nachweisen konnten, wie viele Tiere im Rahmen des Projekts kastriert wurden und wie groß das eigentliche Problem auf den Straßen Paderborns war. Nach einiger Zeit wurde auf Initiative unseres Ordnungsamtsleiters Udo Olschewski und des für den Kreis Paderborn zuständigen Amtsveterinärs Dr. Ralf Lang die Idee der Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für alle Freigänger-Katzen, die älter als fünf Monate sind, entwickelt.