Tierliebe geht durch den Magen

Tierversuche für Katzenfutter & Co. – Heimtiernahrung in der Kritik

Tierversuche werden zu den unterschiedlichsten Zwecken durchgeführt; in der Medizin, der Produktentwicklung, der Chemieindustrie und vielen weiteren. Doch was kaum jemand weiß: Auch die Tierfutterindustrie setzt auf Tierversuche.

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Diese sollen sicherstellen, dass Haustiere ihr Futter auch fressen, außerdem dass dieses Futter bestimmte Wirkungen erzielt. So gibt es mittlerweile Hunde- und Katzenfutter für Tiere in nahezu jeder denkbaren Lebenssituation. Es gibt Futter für junge Tiere, für alte Tiere, für übergewichtige oder unter jeder denkbaren Krankheit leidenden Tiere.

Die Wirksamkeit dieser speziellen Futtermittel lassen viele Hersteller überprüfen, bevor das Futter auf den Markt gebracht wird. Dafür werden sowohl Versuchstiere gezüchtet, die unter den jeweiligen Einschränkungen leiden oder sie werden mit medizinischen Eingriffen angepasst. Krankheiten werden künstlich und gewollt erzeugt. Tierschützer aus den USA, die sich in Versuchslabore einschleusen konnten, berichten von verstörenden Eindrücken. So wurden z.B. Hunden Teile der Oberschenkelmuskeln operativ entfernt, anderen wurden mit Schläuchen die Mägen mit Öl vollgepumpt, wieder andere gezielt zwangsernährt, um ein Übergewicht zu provozieren und anschließend ein Diätfutter verabreichen und testen zu können. Einigen Hunden wurde eine Niere entnommen, die zweite verletzt, um eine Insuffizienz zu erzeugen. Außerdem wurden zahlreiche Experimente zur Haltung durchgeführt, um beispielsweise den Einfluss bestimmter Witterungsbedingungen sowie Mangelerscheinungen zu simulieren.

In der Regel leben die Versuchstiere in kargen Betonzwingern ohne jegliche Einrichtung oder Ablenkung, fast immer zeigen sie Verhaltensauffälligkeiten.

Damit sie in ihrer Verzweiflung nicht ununterbrochen bellen (können), werden ihnen Teile des Kehlkopfs entfernt oder die Stimmbänder durchtrennt. Nachdem die Tiere die Versuche überstanden haben (wenn sie sie denn überleben), werden sie in der Regel getötet und entsorgt. Nur sehr wenige können in Adoptivfamilien vermittelt werden, da das Thema so unbekannt ist. Dabei sind alle diese und viele weitere Versuche völlig unsinnig und auch nicht gesetzlich vorgeschrieben. Alternative Entwicklungen in der Futtermittelindustrie setzen beispielsweise auf kollaborative Studien in Tierkliniken. Hier können Haustierhalter mit ihren Tieren freiwillig an Untersuchungen teilnehmen, die Akzeptanz eines Futters durch das Tier testen und durch die Abgabe von Kot- und Urinproben die Wirksamkeit bestimmter Inhaltsstoffe auch im Labor untersuchen lassen. Diese Abgabe ist auch ein wichtiger Bestandteil der sogenannten In-HomeTests, ebenfalls eine Methode für kontrollierte Fütterungsstudien zur Verträglichkeit und Wirksamkeit bestimmter Futtermittel und -zusätze.

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Insbesondere wenn es um die Untersuchung des Einflusses bestimmter Zusätze auf Zellebene geht, sind zudem – wie in anderen Bereichen, in denen Tierversuche durchgeführt werden auch – Labortests mit Versuchen im Reagenzglas mittlerweile nicht nur zuverlässiger, sondern auch kostengünstiger und leichter reproduzierbar als klassische Tierversuche. Ob für die Produktion von Futtermitteln Tierversuche eingesetzt wurden und werden, muss von den Herstellern auf der Produktverpackung nicht angegeben werden. Einige große Tier- und Verbraucherschutzorganisationen veröffentlichen daher regelmäßig aktualisierte Negativlisten von Tierfutterherstellern, die ohne Tierversuche auskommen.

Auch eine einfache Nachfrage beim Futtermittelproduzenten ist eine gute Möglichkeit, Licht ins Dunkel zu bringen.

Der weltweite Umsatz mit Heimtiernahrung hat derzeit ein Jahresvolumen von mehr als 130 Mrd. Euro, Tendenz weiter steigend. Einerseits ist es hier jedem – vor allem kleineren – Hersteller immens wichtig, seinen Marktanteil zu sichern und daher Kundeninteressen und -wünsche ernst zu nehmen. Andererseits ist das Angebot so riesig, dass es für jeden verantwortungsvollen Heimtierhalter keine Schwierigkeit darstellt, ein Futter zu finden, dass seinen Ansprüchen genügt – und ohne Tierversuche auskommt.

Somit wird sowohl die Vielfalt auf dem Markt als auch das ethische Bewusstsein der Verbraucher kontinuierlich gestärkt, was zu einem nachhaltigen Wachstum der Branche und einer verantwortungsbewussteren Haltung gegenüber Tierwohl und Umweltschutz beiträgt.

Jan Peifer