Hauskatzen | Ratgeber Tiermedizin

Toxoplasmose

70 % Durchseuchung, das ist ein Wort. Nahezu drei Viertel aller Mitteleuropäer haben bereits eine Krankheit durchlaufen, von der kaum einer Kenntnis hat. Die Toxoplasmose wird durch einen Einzeller verursacht, der den lustigen Namen „Toxoplasma gondii“ trägt. Er kann unterschiedliche Säugetiere wie Katzen und Schweine, aber auch den Menschen befallen. Damit gehört der Parasit zu den Zoonose-Erregern. Darunter versteht man Krankheitsauslöser, die vom Menschen auf Tiere oder umgekehrt übertragen werden können.

Lebenszyklus Toxoplasmose
Unsere Hauskatzen infizieren sich vor allem durch das Verspeisen von Mäusen, aber auch durch engen Kontakt mit Artgenossen oder die Aufnahme von rohem Schweinefleisch. Foto: gemeinfrei

Der Entwicklungszyklus des Parasiten ist spannend. Er siedelt primär im Darm von Katzen und scheidet dort sogenannte Oozysten, also eine Art Eier aus. Damit ist die Katze sein sogenannter Endwirt. Die eierähnlichen Gebilde gelangen in die Umwelt und sind sehr widerstandfähig gegenüber Umwelteinflüssen. Sie können im Freien viele Monate überleben. Werden diese Oozysten von Mäusen oder anderen Wirbeltieren bei der Nahrungsaufnahme zufällig mit aufgenommen, wandern sie aus dem Darm des neuen Wirtes in dessen Muskelgewebe oder seine Organe ein. Dort warten diese Entwicklungsstadien gemütlich ab. Im nächsten Schritt hofft der Parasit nun darauf, dass sein eigener Gastgeber verspeist wird. Wird nun also beispielsweise eine bereits infizierte Maus von einer Katze gefressen, und diese Maus im Katzendarm verdaut, wird der Parasit frei und kann sich erneut im Darm des Stubentigers ausbreiten. Jetzt beginnt der Zyklus von neuem.

Der Mensch erkrankt wie die Maus durch die versehentliche Aufnahme der Oozysten. Dies kann zum Beispiel beim Streicheln einer infizierten Katze geschehen, wenn danach die eigenen Finger abgeleckt werden oder durch den Verzehr von rohem Schweinefleisch von Tieren, die den Parasiten zuvor in sich trugen. In aller Regel verläuft eine Infektion durch Toxoplasmen sowohl beim Menschen als auch bei der Katze mild und das Immunsystem schafft es letztendlich, den Parasiten auszumerzen. Manche Betroffene merken auch gar nicht, dass sie krank sind. Nur selten werden schwere Verläufe gesehen. Das gilt sowohl für Menschen als auch für Tiere.

Richtig gefährlich ist der Erreger für Schwangere!

Er kann beim Ungeborenen bleibende Schäden verursachen oder gar zu Fehlgeburten führen. Daher ist eine Ansteckung während der Schwangerschaft unbedingt zu vermeiden. Menschen, die bereits eine Infektion mit Toxoplasma gondii durchgemacht haben, sind danach immun gegen die Krankheit. Frauen, die einen Kinderwunsch haben oder bereits schwanger sind, und mit einer Katze im Haushalt leben, sollten sich einer Blutuntersuchung unterziehen, mittels derer festgestellt werden kann, ob sie bereits Antikörper gegen Toxoplasmose haben. Dann droht keine Gefahr. Anders sieht es aus, wenn keine Antikörper gefunden werden. Diese Frauengruppe sollte besondere Vorsicht walten lassen. Was nicht heißt, dass nun die eigene Katze weggegeben werden muss! Um eine Infektion sicher auszuschließen, sollte eine andere Person des Haushaltes die Katzentoiletten reinigen, vorzugsweise täglich, da die Oozysten erst etwa zwei Tage nach dem Ausscheiden ansteckend sind. Die Schwangere selbst verzichtet auf rohes Fleisch, und zieht beim Hantieren mit selbigem Handschuhe an. Gemüse und bodennahe Beeren, wie Salat und Erdbeeren, sind gründlich zu waschen. Werden diese Empfehlungen befolgt, sind Mutter und vor allem das ungeborene Kind auf der sicheren Seite.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.