Haushunde | Ratgeber Tiermedizin

Unangenehmes Wasserlassen – Blasenentzündung

Wer von den Lesern schon einmal von einer Blasenentzündung heimgesucht worden ist, wird bei dieser Lektüre unweigerlich die Knie zusammenpressen und denken: „Bitte nicht!“. Eine Blasenentzündung kann sehr unangenehm werden, für Mensch und Tier gleichermaßen. Doch mit der richtigen Strategie wird die Erkrankung schnell erkannt. Und erfolgt dann auch noch die passende Behandlung, ist bald alles wieder im Lot.

Foto: Pexels/Pixabay

Dem Besitzer fällt zunächst auf, dass sein Liebling immer wieder versucht, Urin abzusetzen. Meist kommen dann nur ein paar Tröpfchen, und schon ist wieder Schluss. Bei der ganzen Prozedur sieht der Vierbeiner alles andere als glücklich aus. Man merkt ihm an, dass es ihm nicht gut geht. Besonders bei Hündinnen ist es leicht, die Abweichung von der Norm zu erkennen. Sie pieseln normalerweise einmal lang und dann eher nicht mehr. Genauer muss man bei unkastrierten Rüden hinsehen. Sie markieren ohnehin gerne, und auch dabei handelt es sich immer um kleine Mengen. Doch begleitet von einer Blasenentzündung wirken sie dabei unglücklich und beeinträchtigt. 

Bei unseren Samttigern hingegen ist die Problematik des Harnabsatzes relativ leicht zu erkennen, zumindest wenn es sich um reine Wohnungskatzen handelt. Auch sie wandern immer wieder aufs Katzenklo, ohne erfolgreich eine normale Menge Harn absetzen zu können. Schon allein diese vielfachen Versuche und die damit gepaarte Unruhe lassen die Verdachtsdiagnose Blasenentzündung wahrscheinlich erscheinen. Gerne urinieren sie dann auch mal außerhalb des Klos, weil sie fürchten, die Katzentoilette könne etwas mit den Schmerzen zu tun haben.

Ganz leicht wird es, wenn Schnee liegt. Pieseln Hund oder Katze rötlich, sind Blutbeimengungen im Urin. Darüber hinaus fällt dem Tierhalter in der Regel nichts Besonderes auf. Vierbeiner mit Blasenentzündung fressen meist gut und sind auch ansonsten kaum beeinträchtigt.

Was führt zu einer Entzündung der Blase?

Die Symptomatik einer Blasenentzündung, in der Fachsprache auch Zystitis genannt, kennen wir jetzt. Es gibt für sie harmlose Auslöser, aber auch ernstzunehmende Ursachen. Meist werden Blasenentzündungen bei unseren Haustieren durch Bakterien hervorgerufen. Die Keime sitzen im Fell rund um den Ausführungsgang der Harnröhre. Durch das Belecken der Genitalien können sie in das Innere der Harnröhre gelangen und steigen von dort in Richtung Blase auf. Bei weiblichen Tieren passiert dies häufiger als bei männlichen, da die Harnröhre bei ihnen kürzer ist und die Bakterien damit keine lange Strecke zurücklegen müssen. So haben sie bei weiblichen Tieren ein leichteres Spiel und landen schneller in der Blase. Doch auch andere schwerwiegendere Erkrankungen führen zu Blasenproblemen. Hierzu gehören Harnsteine oder auch Tumore. Speziell bei Katzen gibt es noch eine Sonderform einer Zystitis. Sie wird ohne die Beteiligung von Bakterien durch Stress ausgelöst. Sehr junge oder auch sehr alte Tiere mit schwachem Immunsystem sind häufiger von Blasenerkrankungen betroffen als mittelalte Individuen. Eine Blasenentzündung heilt nur selten von selbst ab. Ein Gang zum Tierarzt ist unerlässlich. Denn auch, wenn wir es zunächst nur mit einer eher harmlosen Blasenentzündung zu tun haben, steht im Raum, dass diese aufsteigen kann und womöglich die Nieren mit in Mitleidenschaft gezogen werden. So weit sollte es besser nicht kommen.

Was passiert beim Tierarzt?

Zum Termin in der Tierarztpraxis nimmt man am besten gleich eine Urinprobe seines Tieres mit, damit diese in der Praxis untersucht werden kann. Das gelingt durch das Auffangen des Urins beim Spazierengehen mit einer Schöpfkelle oder einem großen Suppenlöffel in der Hand. Sobald der Patient anfängt, Urin abzusetzen, hält man die Kelle unter den Strahl und füllt nach dem Auffangen die Flüssigkeit in ein sauberes, mit heißem Wasser ausgespültes Marmeladen- oder Gurkenglas. Der Urin sollte im besten Fall frisch und maximal wenige Stunden alt sein. Gelingt dies nicht, kann der Tierarzt in der Praxis die Blase punktieren. Das hört sich schlimmer an, als es ist. Im Prinzip liefert dieses Punktat sowieso die besten Ergebnisse, da es direkt aus der Blase stammt und durch nichts kontaminiert ist. Eine Blutentnahme gibt außerdem Hinweise darauf, ob im Tierkörper eine Entzündung vorliegt. Vor Ort können dann zudem mit dem Mikroskop und bestimmten Teststreifen sowie einem sogenannten Refraktometer etliche Eigenschaften des Urins untersucht werden. Mit Hilfe dieser Diagnostik kann man zumindest ziemlich sicher sagen, ob Bakterien im Urin sind oder nicht. Um herauszufinden, welche Keime genau im Urin enthalten sind, muss die Probe in der Regel an ein Labor gesendet werden. Im Anschluss daran wird vom selben Labor ein sogenanntes Antibiogramm erstellt. Das sagt uns, welches Medikament im jeweiligen Einzelfall wirksam ist.

Welche Therapie wird eingeleitet?

Das hängt von der Ursache ab. Sind Bakterien der Auslöser für die Entzündung, verordnet der Tierarzt ein entsprechendes Antibiotikum, wie vom Labor empfohlen. 48 Stunden nach der ersten Gabe tritt in der Regel Besserung ein; die Bakterien sterben ab. Schmerzmittel und Entzündungshemmer können helfen, die Zeit bis dahin zu überbrücken, um es dem betroffenen Vierbeiner damit leichter zu machen. Sind Steine die Ursache, muss eventuell die Blase in einer Operation eröffnet werden, um Konkremente zu entfernen. Eine Futterumstellung ist dann nötig, um eine Neubildung zu verhindern. Auch bei Tumoren kommt man um eine chirurgische Resektion nicht umhin. Leidet die Katze unter einer stressbedingten Zystitis, ist der beste Weg, die Ursache zu finden und diese abzustellen. Das hört sich nur leider oft leichter an, als es in der Praxis nachher umzusetzen ist. Hier ist echte Detektivarbeit gefragt. In Frage kommen von prügelnden Nachbarskatzen über neue Sofas jede Menge mögliche Auslöser, die die Katze nerven. Bei genauer Ursachenforschung sind die meisten Blasenerkrankungen unserer Haustiere gut zu therapieren und kommen, sind sie einmal richtig ausgeheilt, erfreulicherweise auch nicht so schnell wieder.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.