Tierschutzfälle mit Hunden

Vernachlässigte Malinois – Tierschutzkontrolle in Brandenburg

Bereits im Dezember 2019 erhielten wir eine Nachricht von einer besorgten Tierfreundin. Sie teilte uns mit, dass in ihrer Nachbarschaft in einem kleinen Ort in Brandenburg zwei Malinois (Belgische Schäferhunde) ihr Leben in einem kleinen und verdreckten Zwinger fristen müssen.

Vernachlässigte Malinois in Brandenburg
Vernachlässigte Malinois Foto: aktion tier

Zur Verdeutlichung schickte die Dame uns Fotos mit, die wir zunächst als Grundlage nahmen, um eine Anzeige an das zuständige Veterinäramt zu schicken und um eine Kontrolle vor Ort zu bitten. Die Fotos dokumentierten einen Zwinger, der voll Hundekot und Plastikmüll war. Die beiden Holzhütten waren nicht wärmegedämmt, und auch Wasser war für uns nicht zu erkennen.

Im Januar 2020 meldete sich die Tierfreundin erneut bei uns. Die Hündin würde stark humpeln und das eine Hinterbein nicht mehr absetzen. Auch an dem Zustand des Zwingers hätte sich bisher nichts verbessert. Also nahmen wir wieder Kontakt mit dem zuständigen Veterinäramt auf und baten um eine erneute Tierschutzkontrolle vor Ort und um Abschaffung der tierschutzwidrigen Umstände. Kurze Zeit später erhielten wir die freudige Nachricht von der Amtstierärztin, dass eine Kontrolle stattgefunden hätte, die Hündin sich in tierärztlicher Betreuung befand und für die Abschaffung der restlichen tierschutzwidrigen Umstände rechtlich bindende Auflagen erteilt wurden. So dachten wir, hätte sich der Fall erledigt und den Hunden würde es schon in Kürze besser gehen.

Doch weit gefehlt. Was der Wahrheit entsprach war, dass sich die Hündin in tierärztlicher Betreuung befand. Denn nicht allzu lange Zeit später konnte man auf ihrem Oberschenkel eine OP-Narbe sehen, und sie fing auch wieder an das Bein zu belasten. Der Zwinger war jedoch leider nach wie vor in einem katastrophalen Zustand. Nach wiederholtem Schriftwechsel mit der Tierfreundin vor Ort und dem zuständigen Veterinäramt entschieden wir uns im Juli 2020 dafür, uns endlich selbst ein Bild vor Ort zu machen und verabredeten uns mit der Zeugin in dem kleinen Ort im Landkreis Ostprignitz-Ruppin.

Vor Ort Kontrolle im Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Dort angekommen, begrüßten uns zwei Hunde, die zumindest körperlich in keinem schlechten Zustand waren. Sie waren sichtlich erfreut über den menschlichen Kontakt und genossen die Aufmerksamkeit, die wir ihnen zukommen ließen. Der Zustand des Zwingers war leider weniger erfreulich. Auch wenn er von der Größe her noch den Vorgaben der Tierschutz-Hundeverordnungen entsprach, so ließ die Ausgestaltung des Zwingers doch einiges zu wünschen übrig.

So fehlte in den Hütten, die den Hunden als Witterungsschutz zur Verfügung gestellt wurden, nach wie vor die Wärmedämmung. Auch ein trockener Liegeplatz außerhalb der kleinen Holzhütten war nicht vorhanden, so dass die Hunde bei Regenwetter entweder im Nassen lag oder die nicht gedämmten Hütten nutzen mussten. Der Boden des Zwingers war, wie von den Zeugen zuvor immer beschrieben, voll mit Hundekot und Plastikmüll. Eine offenbar ausrangierte, alte, blaue Stapelkiste diente als Wassernapf. Futter konnten wir nicht vorfinden.

Der Malinois ist nach dem französischen Namen der flämischen Stadt Mechelen benannt und ist eine Varietät des Belgischen Schäferhundes, einer anerkannten belgischen Hunderasse.

Ursprünglich als Hüte- und Treibhund gezüchtet, hat sich der Malinois schnell als Dienst- und Sporthund etabliert. Er ist sehr lern- und arbeitsfreudig, was hohe Anforderungen an die jeweiligen Hundeführer bei seiner Ausbildung stellt. Diese Hunde strotzen vor Kraft und brauchen viel Auslauf und intelligente Beschäftigung.

Nach unserem Besuch meldeten wir die Zustände umgehend an das zuständige Veterinäramt, fügten eigene Fotos bei und erhielten auch schon kurze Zeit später die Nachricht, dass eine erneute Kontrolle stattgefunden hätte und man zeitnah wieder die rechtlich bindenden Auflagen kontrollieren würde. Die Amtstierärztin hatte sich laut eigener Aussage sogar die Mühe gemacht, spät abends eine Kontrolle zu fahren, um zu sehen, ob die Aussage des Hundehalters stimmte, der behauptete, dass seine Hunde jede Nacht über das Gelände laufen dürfen. Wir waren froh zu hören, dass sie die Hunde tatsächlich außerhalb des Zwingers angetroffen hatte. Zusätzlich wurde die Amtsveterinärin von dem Hundehalter darüber informiert, dass eine neue Zwingeranlage für die Hunde bereits in Planung sei und der Bau zeitnah beginnen würde. Wieder waren wir voller Hoffnung, dass es für die beiden Malinois nun endlich bergauf gehen sollte. Doch leider löste sich auch diese Hoffnung wieder in Luft auf.

Im Oktober 2020 hatte sich die Situation für die Hunde noch immer nicht verbessert…

Erneut erhielten wir im Oktober 2020 aktuelle Bilder von der besorgten Tierfreundin. Der Hundekot würde nach wie vor nicht entfernt, sondern inzwischen einfach mit Sägespänen und Sand abgedeckt. Auch der Plastikmüll würde nur teilweise entfernt und der Rest einfach im Sand vergraben. Die Aussage des Hundehalters, der behauptet, dass die Hunde jede Nacht frei über das Gelände laufen dürfen, konnte von unserer Zeugin nicht bestätigt werden. Unsere Informanten vor Ort machten sich die Mühe, auch spät abends an dem Gelände vorbeizugehen und trafen die Hunde wie gewohnt im Zwinger eingesperrt an. Auch vom Bau einer neuen und hoffentlich den rechtlichen Vorgaben entsprechenden Zwingeranlage ist bisher nichts zu sehen.

Wir bleiben also am Ball und werden weiterhin jeden uns gemeldeten Verstoß gegen die Tierschutzhundeverordnung umgehend an das Veterinäramt melden. Sollte sich nach wie vor nichts für die Hunde tun, müssen wir über eine Dienstaufsichtsbeschwerde nachdenken, damit die Hunde endlich aus dem dreckigen und vollgekoteten Zwinger befreit werden.

Die aktuelle Situation Ende März 2021

Im Fall der vernachlässigten Malinois aus Brandenburg gibt es ein Update. Die Hunde befinden sich laut Tierärztin aktuell in einem guten Zustand. Die Hütten der Hunde wurden inzwischen gedämmt und die Eingänge mit Decken abgehangen, um Zugluft abzuhalten. Der Hundekot wird nun regelmäßig aus dem Zwinger entfernt. Wasser wird inzwischen regelmäßig ausgetauscht. Die Hundehaltung wird weiterhin regelmäßig durch das Veterinäramt kontrolliert. All diese Dinge sollten ja eigentlich selbstverständlich sein, sie waren es aber für die Halter dieser beiden Hunde lange Zeit nicht. Natürlich ist die Hundehaltung aus unserer Sicht heraus noch immer nicht so, dass wir von einer tollen Hundehaltung reden würden... Aber sie entspricht inzwischen immerhin den gesetzlichen Vorgaben.

Ann Kari Sieme

aktion tier-Geschäftsstelle Berlin