Wellensittiche

Vogelnachwuchs verhindern

Manche Tierarten produzieren viel Nachwuchs. Dazu gehören auch unsere Ziervögel. Besonders wenn sie gut gehalten werden. Ausreichend Futter, große Volieren und gemütliche Vogelkästen führen zu besonders hoher Fruchtbarkeit. Doch auch wenn der Gedanke an Jungvögel zunächst putzig anmutet – wohin mit den ganzen Jungtieren? Wie soll man immer wieder gute Plätze für die flügge gewordenen Vogelkinder finden? Oder soll man etwa die befruchteten Eier schon vor dem Schlupf zerstören? Das möchte doch kein Tierliebhaber!

Vor allem kleinere Arten neigen dazu, viele Eier zu legen. Das hat die Natur so eingerichtet, um möglichst viel Nachwuchs zu produzieren, weil ein Großteil der Jungtiere in der freien Wildbahn ohnehinnicht überlebt. Foto: kadisha / Lizenz: CC0 1.0 Universell CC0 1.0

Vor allem kleinere Arten neigen dazu, viele Eier zu legen. Das hat die Natur so eingerichtet, um möglichst viel Nachwuchs zu produzieren, weil ein Großteil der Jungtiere in der freien Wildbahn ohnehin nicht überlebt. Um diese Massenproduktion zu verhindern, muss vorgesorgt werden. Es gibt mehrere Möglichkeiten unerwünschten Vogelnachwuchs zu unterbinden. Voraussetzung, dass es überhaupt zum befruchteten Nachwuchs kommt, ist zum einen ein balzender Partner und zum anderen eine Nistmöglichkeit. Daraus folgt, sorgt man dafür, dass eines von beidem nicht vorhanden ist, gibt es keine Jungtiere.

Bei manchen Arten kann man ausschließlich Männchen oder Weibchen zusammenhalten. Dies ist die sicherste Möglichkeit, um Nachwuchs zu verhindern. Allerdings muss sich der Vogelliebhaber erkundigen, welche Konstellationen bei welcher Vogelart möglich sind. Möchte man getrenntgeschlechtliche Vogelpaare halten, gilt es einen anderen Weg zu finden. Hier sollte den Tieren die Möglichkeiten zum Nisten genommen werden, in dem man keine Brutplätze einrichtet und mögliches Nistmaterial entfernt. Hält man Höhlenbrüter wie Wellen- oder Nymphensittiche, dürfen also keine Kisten oder andere höhlenartige Einrichtungsgegenstände im Käfig vorhanden sein. Nestbrütern wie Kanarienvögel hingegen darf man keine Plattformen anbieten, auf denen sie ihr Nest anlegen können. Entfernt man zudem das Material, aus dem Nester gebaut werden, senkt dies zusätzlich die Wahrscheinlichkeit, Nachwuchs zu bekommen.

Eine weitere Möglichkeit die Legewut zu mindern, ist die Reduktion von Licht und Futter. Beides ist in der Haltung von Menschenhand meist im Überfluss vorhanden. Daher legen manche Vogelarten wie Nymphensittiche Eier bis zur Erschöpfung. Vor allem bei Arten, die ganzjährig brüten, kann man zumindest saisonal das Licht und Futterangebot etwas reduzieren.

Sterilisationen und Kastrationen sollten bei Vögeln vermieden werden Um gesundheitliche Schäden durch hochfrequentes Eierlegen zu vermeiden, kann theoretisch sterilisiert, kastriert oder auch mit Hormonen behandelt werden. Alle Methoden sind aber äußerst risikobehaftet und sollten bei ansonsten gesunden Vögeln eher nicht zum Einsatz kommen. Besser man greift in die Trickkiste. Passend zur Vogelart besorgt sich der Vogelfreund im Zoofachhandelt künstliche Eier. Fängt eine Henne an, das erste Ei zu legen, jubelt man ihr diese Kunsteier unter. Denn wenn mehrere Eier im Nest liegen, stellt der weibliche Vogel das Eierlegen ein. Die Ersatzeier lässt man solange liegen, wie die Henne brütet. Dass kein Jungtier schlüpft, macht den Vögeln nichts aus. Das passiert in der Natur auch häufiger. Wenn die Vogelmutter schließlich aufgibt, entfernt man das unechte Gelege. Nun hat der Vogelbesitzer wieder eine Weile Ruhe. Auf diese Weise können die Vögel ein ganz normales Sexualleben führen und vermehren sich trotzdem nicht. Was nicht gemacht werden darf, ist der Henne echte Eier einfach wegzunehmen. Das fördert den Legetrieb zusätzlich und schwächt damit den Vogel.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.