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Der Winterschlaf des Igels

In der Regel ziehen sich Igel zwischen Ende Oktober und Anfang November zum Winterschlaf zurück. Doch warum machen Igel das überhaupt? Was ist der Unterschied zwischen "Winterruhe" und "Winterschlaf"? Und welche Bedingungen benötigt ein Igel, um in den Winterschlaf zu gehen?

Igel brauchen Versteckmöglichkeiten. Foto: © aktion tier, Ursula Bauer

Warum halten Igel Winterschlaf?

Vorrangig aus Nahrungsmangel. Igel fressen Insekten und andere Kleintiere wie Käfer, Spinnen, Gehäuseschnecken und Würmer. Diese Beutetiere sind im Winter nicht verfügbar, und ohne Nahrung können die Stacheltiere die kalte Jahreszeit nur schlafend überstehen.

Außerdem sind Igel wegen der Stacheln auf dem Rücken schlecht „isoliert“. Um die Körpertemperatur von ca. 34°C auch bei sinkenden Temperaturen aufrechterhalten zu können, brauchen die Tiere viel Energie. Da die energieliefernden Nahrungstiere ab dem Herbst immer weniger werden, würden die Igel erfrieren, wenn sie nicht in Winterschlaf gingen.

Welche Faktoren führen dazu, dass Igel schläfrig werden?

Tageslicht früher schwindet und hormonelle Umstellungen stattfinden, kommen Igel in Schlafstimmung. Außerdem fressen sich die Tiere ab September Fettpolster an, die sie zusätzlich träge und schlafbereit machen.

Meistens gehen erwachsene Igel in den Winterschlaf, wenn es draußen länger um die 6°C ist. Das ist in der Regel zwischen Ende Oktober und Mitte November der Fall. Jungigel, die teilweise erst im August geboren wurden, sind häufig noch länger, manchmal sogar bis Anfang Dezember unterwegs, um noch ausreichend Nahrung für ihren Winterspeck aufzunehmen.

Was passiert während des Winterschlafs?

Die Körpertemperatur sinkt auf etwa 8°C, und alle Stoffwechselvorgänge werden stark reduziert. Igel atmen im Winterschlaf nur noch 1-2 Mal pro Minute, und auch ihr Herzschlag ist mit lediglich 5 mal in einer Minute im absoluten Sparmodus.

Wie lange schlafen Igel?

In Abhängigkeit von der Temperatur dauert der Winterschlaf zwischen 4 und 6 Monate. Während dieser Zeit können die Tiere aufwachen. Manchmal schlafen sie dann einfach weiter, manchmal verlassen sie aber auch ihr Nest und gehen kurz nach draußen. Zum Beispiel, um Urin abzusetzen. Es ist also nicht immer nötig, einen Igel, der im Winter draußen herumläuft, gleich zu „retten“. Nur wenn er deutlich abgemagert, krank oder verletzt ist, sollte geholfen werden.

Igel beim Winterschlaf
Igel halten, als Kugel eingerollt, den Winterschlaf allein in ihrem selbstgebauten Nest. Foto: Ursula Bauer

Das neue Igeljahr beginnt

Wenn es im zeitigen Frühling dann über eine längere Zeit hinweg etwa 10°C hat, wachen die Langschläfer auf. Sie sind jetzt regelrecht ausgehungert und um ca. 30% leichter. Daher geht es erst einmal auf Nahrungssuche, um bis zur Paarungszeit im Mai wieder kräftig zu sein. Die Männchen haben damit ihre biologische Pflicht erfüllt, während die Weibchen mit der Geburt der Jungen von Juni bis August und der anschließenden Aufzucht schwer beschäftigt sind. Da sie sich erst danach um ihren Winterspeck kümmern können, gehen sie meistens auch etwas später als die Männchen in Winterschlaf, die sich je nach Witterung schon Anfang November in ihr Nest unter Büschen oder Asthaufen zurückziehen.

Was ist der Unterschied zwischen Winterschlaf und Winterruhe?

Echte Winterschläfer wie Igel, Siebenschläfer, Murmeltiere und Fledermäuse verringern Körpertemperatur und Stoffwechselvorgänge sehr stark. Sie überwintern in ihren Nestern, meist ohne wach zu werden und nehmen keinerlei Nahrung zu sich.

Tiere, die lediglich eine Winterruhe halten, unterbrechen ihre im Vergleich zu den Winterschläfern nicht so tiefen Schlafphasen öfter, kommen aus ihren Unterschlüpfen heraus und fressen auch etwas. Beispiele für Tiere, die auf diese Weise den Winter überstehen, sind unter anderem Bären, Dachse, Eichhörnchen und Waschbären. Auch sie verringern Atmungs- und Herzschlagfrequenz, um Energie zu sparen. Aber nicht so extrem wie die Winterschläfer.

Unsere Welt verändert sich

Bestimmt ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Winter in unseren Breiten nicht mehr so richtig kalt sind. Schnee fällt ebenfalls viel seltener als früher. Alles Auswirkungen des Klimawandels, die natürlich auch unsere Stacheltiere betreffen. In einem sehr milden Winter schlafen Igel kürzer und nicht so tief. Sind sie richtig wach, benötigen sie schnell Energie, die in Form von Beutetieren jedoch nur sehr begrenzt zur Verfügung steht. Hier kann mit einem Gemisch aus Katzen- Nassfutter und Igel-Trockenfutter geholfen werden. Bitte dazu immer Trinkwasser im Garten anbieten.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.